Ruperto Carola Ringvorlesung Digitaler Animismus: Unser Umgang mit künstlichen Agenten
15. Dezember 2025
Die zunehmende Menschenähnlichkeit von künstlicher Intelligenz und Robotik wirft die Frage auf, ob es möglich ist, mit solchen Systemen tatsächlich zu kommunizieren, sie zu verstehen oder sogar empathisch wahrzunehmen. Verstehen im eigentlichen Sinn, so zeigt der Vortrag, setzt jedoch geteilte Intentionen und Gefühle voraus und damit die Subjektivität des Gegenübers. Die Annahme einer möglichen Subjektivität künftiger KI-Systeme lässt sich insofern entkräften, als Bewusstsein an Lebendigkeit gebunden ist, also nur Lebewesen zukommt.
Dessen ungeachtet entwickelt sich gegenwärtig ein „digitaler Animismus“, der KI-Systemen menschliche Eigenschaften zuschreibt und zu Formen von Scheinkommunikation führt. Ihre Konsequenzen werden am Beispiel von Chatbot-Psychotherapien illustriert. Die Frage, wie wir mit künstlichen Agenten interagieren, wird von größter Bedeutung für unsere Gesellschaft sein.
Thomas Fuchs
Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs, Psychiater und Philosoph, lehrt als Karl-Jaspers-Professor für philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Er ist Leiter der Sektion Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Er ist zudem Herausgeber der Zeitschrift „Psychopathology“ und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie (DGAP). Seine Forschungsschwerpunkte sind die Phänomenologische Psychologie, Psychopathologie und Anthropologie, Theorien der Verkörperung und der Neurowissenschaften.
2023 wurde Thomas Fuchs der Erich-Fromm-Preis für Humanistische Psychologie verliehen.