Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern | "Tagesmutter oder Krippe?"

Tagesmutter oder Krippe? 

Eine Oral History-Studie zur Kleinkindbetreuung in den 1970er Jahren

Dr. Max Gawlich, Laura Moser M.A., Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern

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Bundesarchiv, N 1648 Bild-KD 05571
Foto: Beier, Manfred | 10.06.1970


1973 begann die Bundesregierung, die frühkindliche und vorschulische Bildung verstärkt politisch und administrativ zu problematisieren. Das Modellprojekt „Tagesmütter“ sollte den akuten Mangel an Betreuungsplätzen schnell kompensieren und Chancengleichheit in der frühen Kindheit sowie Frauenerwerbsarbeit ermöglichen. Zentrales Merkmal dieser Betreuungsform war ihr privater, familienförmiger Charakter, der im Gegensatz zu „kollektivistischen“ Institutionen wie der Kinderkrippe stand.


Welche gesellschaftlichen Veränderungen der 1970er Jahre veranlassten diese politischen Maßnahmen? Diese Frage nach den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen von Betreuungshandeln und -strukturen lässt sich weiter differenzieren. Wie wirkte sich der gesellschaftliche Wandel am Ende der Hochmoderne auf die Gestaltung von frühkindlicher Betreuung und Bildung aus? Wie beeinflussten damalige Entwicklungen die aktuelle Debatte über frühkindliche Betreuung und die Wahrnehmung von Handlungsmöglichkeiten? Zur Beantwortung dieser Fragen wird im beantragten Oral History-Projekt grundlegendes Material gesammelt. Die Perspektiven und Erfahrungen von ZeitzeugInnen, die am Modellprojekt teilhatten, wurden bisher höchstens im privaten Kreis ausgetauscht. Oral History-Interviews gewähren Einblicke in den Alltag der Betreuung von kleinen Kindern. Im Gespräch werden Ideale und Normen sowie Selbstwahrnehmungen von Betreuenden und WissenschaftlerInnen thematisiert. Die Interviews spiegeln die Stellung der Sorgearbeit in der lebensgeschichtlichen Erzählung.

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Kristin Wolff, CC BY 2.0
https://www.flickr.com/photos/newzgirl/27827769244/

 

Durch die digitale, qualitative Aufbereitung und Publikation werden der Forschung langfristig öffentlich verfügbare Ressourcen zugänglich gemacht. Das Vorhaben zielt darauf ab, diese Perspektiven und Stimmen zu recherchieren, zu sammeln und zu bewahren. Damit wird ein zentraler Materialbestand für die historische Erforschung und Erklärung der frühen Kindheit im späten 20. Jahrhundert aufgebaut. Auf diese Weise kann die Geschichte der frühen Kindheit als Erfahrungsgeschichte überhaupt erst historisch erschlossen werden. 

 

 

 

 

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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 07.10.2020
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