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Alabasterscherbe – Babylonische Sprachverwirrung?

Uruk-Warka-Sammlung

Der achämenidische Großkönig Xerxes I. bestieg den Thron 486 v. u. Z. und regierte für 20 Jahre über das damalige Persien – ein Reich gigantischen Ausmaßes, das sich über drei Kontinente erstreckte. Je mehr geografischen Raum die Könige damals eroberten, desto mehr Sprachen verwendeten sie in ihren Königsinschriften. Denn welche bessere Möglichkeit konnte es für einen achämenidischen König zur Demonstration seiner Macht geben, als die Sprachen und Schriftsysteme derjenigen Regionen abzubilden, die er nun beherrschte?

Diese Alabasterscherbe aus Uruk ist das Bruchstück eines einst filigran gearbeiteten Gefäßes. In die äußere Wand ist der Königsname Xerxes in vier Sprachen eingeritzt. Drei von ihnen sind in unterschiedlichen Formen der Keilschrift geschrieben. Die erste Sprache ist das Altpersische, die Hofsprache des Perserreiches unter Xerxes. Die hier verwendete Schrift wurde eigens entwickelt, um die Pracht des Königtums zu demonstrieren. Sie findet sich fast ausschließlich auf wertvollen, schwer beschaffbaren Materialen wie seltenen Steinen und Metallen sowie an unzugänglichen Orten wie an steilen Felswänden. Die zweite Sprache ist das Elamische. Sie ist die am zweitlängsten dokumentierte Keilschriftsprache nach dem Akkadischen (23.–4. Jahrhundert v. u. Z.) und war in Elam, dem Kerngebiet des achämenidischen Reiches im heutigen Iran, verbreitet. Die dritte Sprache ist die wohl bekannteste Keilschriftsprache, das Akkadische (26. Jahrhundert v. u. Z. – 1. Jahrhundert n. u. Z.), hier im babylonischen Dialekt. Das babylonische Reich war durch Kyros II. (559–530 v. u. Z.) unter achämenidische Herrschaft gefallen. Bei der Sprache der wohl nachträglich angebrachten, schlecht erhaltenen Beischrift handelt es sich um Demotisch, die zeitgleich im Alltag verwendete Sprach- und Schriftform in Ägypten.

Alabaster, Höhe 15 cm, Breite 7,4 cm, Dicke 1,3 cm, 5. Jh. v. u. Z., Inventarnummer W 18180, Uruk-Warka-Sammlung des Deutschen Archäologischen Instituts / Heidelberg Center for Cultural Heritage

K. Sieckmeyer © Uruk-Warka-Sammlung , DAI Orient-Abteilung