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GedenkenIn Memoriam: Ein bescheidenes Leuchtfeuer der molekularen Neurobiologie erlischt

Mit tiefem Bedauern haben wir am 29. Mai 2023 von unserem geschätzten Kollegen Dr. Peter Prior, der viel zu früh von uns gegangen ist, Abschied genommen. Sein Tod hinterlässt sowohl beruflich als auch persönlich eine schmerzliche Lücke in unserer Gemeinschaft.

Peter war lange Zeit am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) tätig, zunächst als Diplomand, dann als Doktorand und Post-Doc und schließlich als Leiter des Lehrlabors des ZMBH. Er war nicht nur ein hoch geschätzter Kollege, sondern auch ein inspirierender Mentor und ein warmherziger Freund für viele von uns. Sein Engagement, das sich in seinem frohen Schaffen ausdrückte, war ansteckend und trieb uns alle zu Höchstleistungen an. Sein außerordentlicher wissenschaftlicher Verstand und sein unermüdliches Arbeitsethos trugen maßgeblich dazu bei, die ihm anvertrauten Forschungsprojekte zu bereichern und voranzutreiben.

Peter hat Spuren hinterlassen, die über Generationen hinweg im Bereich der molekularen Neurobiologie Bestand haben werden. Während seiner Diplom- und Doktorandenzeit hat Peter mit der Entschlüsselung der Primärstruktur des synaptischen Proteins Gephyrin einen hervorragenden Beitrag zum Feld der molekularen Neurobiologie geleistet. Dieses Protein, das zuerst als wichtiger Baustein des inhibitorischen Glyzinrezeptor-Komplexes identifiziert wurde, ist inzwischen einer der wichtigsten Marker aller inhibitorischen Synapsen des Gehirns geworden (1).

Portrait Prior

Dr. med. Heinrich Betz (Professor Emeritus Uni Heidelberg und Emeritus Max-Planck Direktor), damals Gruppenleiter am ZMBH und Doktorvater von Peter Prior formuliert die Erinnerung an ihn: „Peter war nicht nur ein heiteres und liebenswertes und stets hilfsbereites Mitglied unserer Arbeitsgruppe am ZMBH, sondern auch ein besonders wichtiges. Seine Proteinsequenzierungen während seiner Diplomarbeit und Dissertation haben die Grundlage für die Klonierung der beiden Glyzinrezeptor-Untereinheiten (2) und von Gephyrin (3) geschaffen und die Verifizierung des im Prof. Franke-Labor isolierten Synaptophysin-Klons ermöglicht (4). Seine Ergebnisse waren von zentraler Bedeutung für unser Labor. Peter war ein Meister im methodisch sorgfältigen Arbeiten. Wir verdanken ihm viel!”

Prof. Dr. Joachim Kirsch (Uni Heidelberg): „Peter war immer unterstützend, freundlich und kompetent. In nächtelanger Arbeit (wortwörtlich zu verstehen) hat er die Primärstruktur von Gephyrin gelöst, das damals noch 93 kDa-Protein hieß (5). Ich werde ihn nicht vergessen.“

Prof. Dr. Ulrike Müller (Uni Heidelberg): „Peter hat mich sehr unterstützt als ich nach Heidelberg kam und kurze Zeit am ZMBH untergebracht war. Er war immer freundlich und positiv, ein sehr herzlicher Mensch.”

Prof. em. Dr. Eckart Gundelfinger (Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg): „Ich hatte zwar nur eine kurze Zeit der Überlappung mit Peter am ZMBH, aber seine sorgfältige Arbeitsweise, die Hartnäckigkeit, mit der er experimentelle Probleme anging und löste, und sein immer freundliches und optimistisches Wesen bleiben mir stets in Erinnerung. Den Erfolg seiner akribischen Arbeit konnte ich dann in ‚Neuron‘ nachlesen. Peter verlies uns nun leider viel zu früh.“

Neben seiner akademischen Standhaftigkeit war Peter ein warmherziger Freund und Kollege. Peter war immer bereit, sein Wissen großzügig zu teilen und allen, die ihn um einen Ratschlag baten, zu helfen. Seine Geduld, sein Verständnis, sein Mitgefühl und seine Freundlichkeit haben vielen von uns geholfen, schwierige wissenschaftliche Zeiten zu meistern. 

Wir werden Peter Prior stets in dankbarer Erinnerung behalten und sein Erbe in unserer wissenschaftlichen Gemeinschaft weitertragen. Unsere Gedanken und unser aufrichtiges Beileid sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie und seinen Freunden. Möge er in Frieden ruhen.

Mit herzlichem Gedenken,

Dr. Maria Luisa Malosio 
Senior Researcher 
National Research Council of Italy – Neuroscience Institute

Originalpublikationen

1. Betz H. Gephyrin, a major player in GABAergic postsynaptic membrane assembly? Nat Neurosci. 1998 Nov;1(7):541-3. doi: 10.1038/2777. PMID: 10196557.

2. Grenningloh G, Pribilla I, Prior P, Multhaup G, Beyreuther K, Taleb O, Betz H. Cloning and expression of the 58 kd beta subunit of the inhibitory glycine receptor. Neuron. 1990 Jun;4(6):963-70. doi: 10.1016/0896-6273(90)90149-a. PMID: 2163264.

3. Prior P, Schmitt B, Grenningloh G, Pribilla I, Multhaup G, Beyreuther K, Maulet Y, Werner P, Langosch D, Kirsch J, Betz H. 1992 Neuron 8(6), 1161–1170. doi: 10.1016/0896-6273(92)90136-2. PMID: 1319186.

4. Leube RE, Kaiser P, Seiter A, Zimbelmann R, Franke WW, Rehm H, Knaus P, Prior P, Betz H, Reinke H. Synaptophysin: molecular organization and mRNA expression as determined from cloned cDNA. EMBO J. 1987 Nov;6(11):3261-8. doi: 10.1002/j.1460-2075.1987.tb02644.x. PMID: 3123215; PMCID: PMC553778.

5. Kirsch J, Langosch D, Prior P, Littauer UZ, Schmitt B, Betz H. The 93-kDa glycine receptor-associated protein binds to tubulin. J Biol Chem. 1991 Nov 25;266(33):22242-5. doi: 10.1016/S0021-9258(18)54560-9. PMID: 1657993.