Forschungsstelle Antiziganismus
Die Forschungsstelle Antiziganismus (FSA) wurde im Juli 2017 am Historischen Seminar der Universität Heidelberg eröffnet. Als erste Facheinrichtung ihrer Art beschäftigt sie sich mit grundlegenden Studien zu Ursachen, Formen und Folgen des Antiziganismus in den europäischen Gesellschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Mechanismen der Vorurteilsbildung und Praktiken der Diskriminierung werden historisch fundiert, theoriegeleitet und bevorzugt vergleichend sowohl auf lokaler, regionaler, nationaler wie auch auf transnationaler Ebene untersucht. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden im Kontext der Rassismus-, Stereotypen-, Gewalt- und Inklusionsforschung beleuchtet.
Eine auf Dauer angelegte Struktur der Forschungsstelle Antiziganismus ermöglicht die kontinuierliche Generierung von wissenschaftlich exzellenten Erkenntnissen in einem dynamischen Forschungsumfeld. Diese werden zugleich für die Öffentlichkeit, für Gesellschaft und Präventionsarbeit sowie für die Lehre am Historischen Seminar zur Verfügung gestellt. Seit 2019 gibt die FSA die Schriftenreihe Antiziganismusforschung interdisziplinär beim Universitätsverlag heiUP heraus.
Für die Arbeit der Forschungsstelle bietet die Universität Heidelberg mit ihrer internationalen Ausstrahlung, den hier geleisteten inhaltlichen und strukturellen Vorarbeiten sowie den lokalen Vernetzungsmöglichkeiten mit Institutionen und Vertretungen den idealen Ort. Vor 2017 hat die Manfred Lautenschläger-Stiftung bereits zentrale, thematisch verwandte Forschungsarbeiten am Lehrstuhl für Zeitgeschichte gefördert, aus denen die FSA hervorging. Seit 2019 finanziert die Stiftung das Romani Rose-Fellowship, das die Forschungsstelle Antiziganismus jährlich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachbereich Antiziganismus-/Rassismusforschung vergibt.
In der Forschungsstelle arbeitet ein Team aus wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Doktorandinnen und Doktoranden, um das Forschungsfeld voranzubringen und damit Zugkraft für das Thema zu entfalten. Verschiedene Einzel- und Drittmittelprojekte bilden folgende Forschungsschwerpunkte heraus: Visueller Antiziganismus, NS-Genozid an Sinti und Roma in Europa, Antiziganismus nach 1945, Emanzipationsgeschichte und Bürgerrechtsbewegungen von Sinti und Roma. Wissenschaftliche Leiterin ist seit dem 1. Januar 2023 Prof. Dr. Tanja Penter, Inhaberin der Professur für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Sie löst damit Prof. Dr. Edgar Wolfrum ab, der der die Leitung der Forschungsstelle seit ihrer Gründung 2017 innehatte.
Im Frühjahr 2022 durchlief die FSA ein Evaluationsverfahren. Die Gutachterinnen und Gutachter empfahlen die weitere Förderung der FSA ohne jeglichen Vorbehalt und mit größtem Nachdruck. Im Juli 2022 richtete der Rektor der Universität Heidelberg einen akademischen Festakt anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Forschungsstelle aus.
(Bilder: Philipp Rothe, Herbert Heuss)
Finanziert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.