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Reproduktive Selbstbestimmung in Recht, Ethik und GeschichteHexengeflüster: Frauengesundheitsbewegungen zwischen Politik und Spiritualität

  • Termin in der Vergangenheit
  • Tuesday, 16. May 2023, 18:15 Uhr
  • Livestream
    • Prof. Dr. Anne Kwaschik, Universität Konstanz, Fachbereich Geschichte und Soziologie

Im Laufe des 20. Jahrhunderts führte die Idee der Frauenrechte zu einer Veränderung der Geschlechterordnung und der kulturellen Werte: Dabei erwies sich „Gesundheit“ als entscheidendes Thema, da es die reproduktive Entscheidungsfindung, die körperliche Unversehrtheit und den Zugang zu medizinischem Wissen miteinander verband. Inspiriert von den sozialen Protestbewegungen und der feministischen Bewegung, die in den späten 1960er Jahren in den USA begann und auf Europa übergriff, begannen Frauen gegen die von Männern dominierten Bereiche der Geburtshilfe und Gynäkologie zu protestieren und sich für legale Abtreibung, sichere Verhütungsmittel und Frauenzentren einzusetzen. Die Aneignung und Produktion von Wissen wurde zu ihrer Hauptaktionsform, oft mit Rückbezügen auf die Figur der Hexe.

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Entstehung der Frauengesundheitsbewegungen in den 1970er Jahren und ihrem Ziel, alternatives Wissen über Frauengesundheit zu produzieren. Er diskutiert insbesondere die folgenden Fragen: Wie wurde dieses Wissen produziert, legitimiert und zur Anwendung gebracht – und welche Rolle spielte dabei die Figur der Hexe?

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Reproduktive Selbstbestimmung ist ein normatives Konzept: Menschen sollen selbstbestimmt über ihre eigene Reproduktion entscheiden können, zum Beispiel ob, wann und mit wem sie Kinder bekommen wollen. Obwohl es sich hierbei um einen äußerst intimen und persönlichen Lebensbereich handelt, unterliegt die menschliche Reproduktion dennoch der staatlichen Kontrolle. Reproduktive Entscheidungen werden durch gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen eingeschränkt und insofern auch fremdbestimmt. Die Frauenbewegung kämpfte seit Ende des 19. Jahrhunderts für den Zugang zu sicheren Methoden des Schwangerschaftsabbruchs und der Empfängnisverhütung. Aktuell sehen sich in Deutschland dennoch viele ungewollt schwanger gewordene Personen vor das Problem gestellt, dass in ihrer Region und unmittelbaren Nähe weder Kliniken noch Arztpraxen einen operativen bzw. medikamentösen Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung anbieten und sie daher weite Wege in Kauf nehmen müssen. Der Schwangerschaftsabbruch ist durch seine Regelung im Strafrecht nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Stigma versehen.

Im Rahmen der Vortragsreihe des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin sollen in mehreren Vorträgen rechtliche, ethische und historische Aspekte im Umgang mit der reproduktiven Selbstbestimmung vorgestellt und diskutiert werden. Die Veranstaltung findet jeweils digital über Zoom statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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