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Reproduktive Selbstbestimmung in Recht, Ethik und Geschichte„Abgebrochenes Sterilett“

  • Termin in der Vergangenheit
  • Tuesday, 11. July 2023, 18:15 Uhr
  • Livestream
    • Prof. Dr. Karin Nolte, Universität Heidelberg, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Eine objektzentrierte Geschichte von Schwangerschaftsverhütung und weiblichen Praktiken zur reproduktiven Autonomie in den 1930er Jahren

Dieser Beitrag wird bislang wenig erforschte weibliche Praktiken zur Erlangung von reproduktiver Autonomie objektzentriert rekonstruieren: Ausgehend von einem Kasten mit Stiftpessaren und Steriletten in der Sammlung der Universitätsfrauenklinik in Würzburg aus den 1930er Jahren geht der Beitrag erstens der Frage nach, wie diese Intrauterinpessare zu Sammlungsobjekten wurden. Anhand von Krankenblättern der Frauen, denen eingewachsene oder abgebrochene Steriletten herausoperiert wurden, will der Beitrag der Frage nachgehen, was Frauen veranlasste, dieses Objekt zur Empfängnisverhütung zu wählen, welche Rolle Ärzt*innen bei der Frage der Empfängnisverhütung in dieser Zeit hatten und wie Interaktionen zwischen Nutzerinnen dieser Objekte und zumeist niedergelassenen Gynäkolog*innen in einen größeren Kontext von Reproduktionspolitiken der Zeit eingebunden waren.

Livestream per Zoom

Alle Termine der Veranstaltung 'Reproduktive Selbstbestimmung in Recht, Ethik und Geschichte'

Reproduktive Selbstbestimmung ist ein normatives Konzept: Menschen sollen selbstbestimmt über ihre eigene Reproduktion entscheiden können, zum Beispiel ob, wann und mit wem sie Kinder bekommen wollen. Obwohl es sich hierbei um einen äußerst intimen und persönlichen Lebensbereich handelt, unterliegt die menschliche Reproduktion dennoch der staatlichen Kontrolle. Reproduktive Entscheidungen werden durch gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen eingeschränkt und insofern auch fremdbestimmt. Die Frauenbewegung kämpfte seit Ende des 19. Jahrhunderts für den Zugang zu sicheren Methoden des Schwangerschaftsabbruchs und der Empfängnisverhütung. Aktuell sehen sich in Deutschland dennoch viele ungewollt schwanger gewordene Personen vor das Problem gestellt, dass in ihrer Region und unmittelbaren Nähe weder Kliniken noch Arztpraxen einen operativen bzw. medikamentösen Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung anbieten und sie daher weite Wege in Kauf nehmen müssen. Der Schwangerschaftsabbruch ist durch seine Regelung im Strafrecht nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Stigma versehen.

Im Rahmen der Vortragsreihe des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin sollen in mehreren Vorträgen rechtliche, ethische und historische Aspekte im Umgang mit der reproduktiven Selbstbestimmung vorgestellt und diskutiert werden. Die Veranstaltung findet jeweils digital über Zoom statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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