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Referenten und Referentinnen der FachgruppenSystematische Theologie

Christoffersen, Mikkel G.

Hope and Hopelessness: When Systematic Theology meets Lived Experiences of Pastoral Care 

In the realm of pastoral care practices, theologies of hope face a critical test. When engaging with care seekers and their narratives of hope and hopelessness, pastors convert their systematic theologies of hope into conversational attention, theological diagnosis, and compassionate interventions. This paper endeavors to delineate a theology of hope capable of embracing and empowering pastoral care practices. Essential questions addressed include: What constitutes hope, how does it manifest in dialogical interactions, and is it always welcome? 

Methodologically, this paper engages in a hermeneutical and critical dialogue, juxtaposing two distinct sets of materials: 1) Selected systematic and pastoral theologies of hope, and 2) A qualitative investigation into the reflections of educated and experienced pastoral caregivers within the Evangelical-Lutheran Church in Denmark regarding their conversational engagement with hope and hopelessness.  

Through a systematic exploration of the theology of hope in the context of pastoral care, this paper offers insights to enhance a crucial ecclesial practice, particularly during times of numerous global and local crises, which underscore both the promise of hope and the challenges inherent in its imposition. 

Mikkel Gabriel Christoffersen is an assistant professor of Practical Theology at the Faculty of Theology, University of Copenhagen. From 2019 to 2021, he served as a postdoctoral fellow at UCPH, working on the project „Ambiguities of Shame: Interdisciplinary, Contemporary Theology,“ which was funded by the Carlsberg Foundation. In 2017, Christoffersen obtained his PhD with the dissertation "Living with Risk and Danger: Studies in Interdisciplinary, Systematic Theology," which was published by Vandenhoeck and Ruprecht in 2019. For this work, he was honored with the Manfred Lautenschläger Award for Theological Promise. Currently, Christoffersen is involved in various research projects within Practical Theology, specifically related to digital pastoral care, negotiations of values in pastoral care, and public theologies of climate shame. 

Prof. Dr. Mikkel G. Christoffersen

Klein, Rebekka

Das Regime der Zukünftigkeit – zur politischen Eschatologie der Demokratie

Die These der radikalen Demokratietheorie ist, dass die Demokratie um einen leeren Ort oder leeren Signifikanten kreist, der es ihr ermöglicht, sich immer wieder selbst zu überschreiten auf Zukünfte hin, die nicht planbar sind, aber - kritisch vermerkt - eben dadurch auch keine Sicherheit und keinen Halt geben in Krisen. In dieser Sichtweise ist der Demokratie eine politische Theologie immanent: Sie umkreist gleichsam die Erhabenheit und Unverfügbarkeit der Macht, anstatt sie zu idolisieren, und kann demnach nur als Regime der Zukünftigkeit existieren. Sie kann und darf nicht das ‚Ende der Geschichte‘ sein, sondern kann nur als Kultur der inneren Unruhe und nicht als in sich gesättigte Lebensform der Selbstvergewisserung bestehen. Wenn die Demokratie, anders als die liberale Ethik unterstellt, damit selbst eine Form der politischen Eschatologie und Theologie ist, ist die Forderung der liberalen Ethik, die Demokratie als säkulare Lebensform der Freiheit endlich von der theologischen Bevormundung freizugeben, zumindest theologisch-politisch blind. Auch der Versuch, sich an der Debatte über Dysfunktionalität und Kritik der Demokratie nicht zu beteiligen, um 'dieses Mal auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen' (Arnd Henze), kann dann als eine undemokratische Haltung bezeichnet werden. Der wahre Demokrat kann im theologischen Sinne nur ein Kritiker der Demokratie sein, der ihre innere Unruhe wach halt und ihre zentralen Überzeugungen und Werte immer wieder neu zur Disposition stellt. Doch wie lässt sich die der Demokratie innewohnende politische Eschatologie dann theologisch weiterdenken? Und sollte sie tatsächlich – auch jenseits einer Kritik an der liberalen Ethik – einfach nur theologisch affirmiert werden? 

Rebekka Klein ist Professorin am Lehrstuhl für Ökumene und Dogmatik an der Ruhr-Universität Bochum. Sie forscht zu politischer Theologie und Demokratietheorie, zur Ohnmacht Gottes, Nächstenliebe und Altruismus sowie zu Verwundbarkeit und körperlicher Subjektivität als Paradigmen einer neuen interdisziplinären Anthropologie. Rebekka Klein ist Mitherausgeberin des Sammelbandes „In Need of a Master. Politics, Theology and Radical Democracy“ und Autorin der Monographie „Sociality as the Human Condition: Anthropology in Economic, Philosophical and Theological Perspective“. 

Prof. Dr. Rebekka Klein

Reichel, Hanna

Vom Nutzen und Nachteil der Hoffnung für das Leben

Nach bedeutenden Aufbrüchen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben Theologien der Hoffnung an Zugkraft verloren. Neben theologischen, ideologischen und intersektionalen Kritiken haben nicht zuletzt historische Enttäuschungen das ihrige dazu beigetragen. Der Vortrag nimmt wichtige Impulse aktuell kursierender Theologien der Hoffnungslosigkeit auft, eruiert ihre Potentiale und Grenzen, und fragt umgekehrt nach den Bedingungen einer zukünftigen theologischen Rede von der Hoffnung. 

Hanna Reichel ist Associate Professor of Reformed Theology am Princeton Theological Seminary (USA). Nach der Publikation von „After Method: Queer Grace, Conceptual Design and the Possibility of Theology (WJK, 2023)“ arbeitet Reichel derzeit an einer Theologischen Anthropologie in Auseinandersetzung mit rezenten Anti-Humanismen. 

Prof. Dr. Hanna Reichel

von Sass, Hartmut

Die Zukunft der Hoffnung. Zur Transformation futurischer Eschatologie 

Die Hoffnung hat, auch theologisch, einen schweren Stand. Das hat Gründe, aber keine guten. In einer kleinen Problemgeschichte gehe ich diesen Hintergründen und -welten nach, um von dort aus einige Aspekte zu sichten, welche für eine futurische Eschatologie wesentlich sind. Der Genitiv des Titels wird folglich auch hier in beide Richtungen aufgelöst – mit zwei Fragen: Wie steht es um die Zukunft, wenn das Leben hoffnungsvoll gelebt wird? Und was bedeutet es für die Hoffnung, wenn klar ist, dass wir uns für die Zukunft interessieren müssen? Denn eines steht fest: In ihr verbringen wir den Rest unseres Lebens. 

Hartmut von Sass ist Titularprofessor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Zürich sowie Inhaber einer Heisenberg-Stelle an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist u.a. Autor von Atheistisch glauben. Ein theologischer Essay (2022, 3. Aufl. 2023) und Außer sich sein. Hoffnung und ein neues Format der Theologie (2023). 

Prof. Dr. Hartmut von Sass

Wirth, Mathias

Lebensverlängerung ist nicht transformativ und erfüllend? Über transhumane und theologische Hoffnung für den Körper

Am Ort des Körpers zeigen sich Netze von Normierungen. Eine solche Normierung scheint im Kontext des Christentums nahezulegen, das Altern akzeptieren zu müssen und es nicht herauszögern oder gar technisch, falls einmal möglich, gänzlich zu transformieren. Dabei wäre Altern und Alter zu unterscheiden. Altern ist mit Verfallprozessen assoziiert und Alter mit Reife, die jedenfalls transhumanistisches Denken ohne Komorbiditäten zu denken wagt. Akademische Stimme aus Theologie und Philosophie stehen dem Projekt eines hohen Alters ohne Altern im genannten Sinne oder einer somatischen Hoffnung, die nicht durch die Grenzen der Naturhaften betroffen ist, kritisch bis ablehnend gegenüber. Der Transhumanismus hat, obwohl auf geteilte Hoffnungsbilder in Christentum und Transhumanismus verwiesen wird, in der Theologie und Ethik einen eher schlechten Stand. Es verbietet sich scheinbar normativ eine Hoffnung für den Körper, die mehr Zukunft will als ein basales Minimum in einer fernen Zukunft. Sakrale Kunst hingegen bietet gegen diesen Trend implizite Bilder über geradezu transhumane Hoffnungen für Körper. Gemeint sind Darstellungen von Größen der Kirchengeschichte, deren Gesicht zwar auf ein langes und altes Leben hindeutet, deren athletische und muskulöse Körper ohne Seneszenzabschlagungen präsentiert werden. In solchen Gemälden und Skulpturen begegnen mithin Zukünfte von Körpern, die sich vom Fatum des Verfalls in einer Weise verabschieden. Es wird dabei nicht auf radikal Anderes einer religiösen Zukunft gebaut, sodass Kontinuitätsmomente, die Hoffnung auf Zukunft erst persönlich machen, nicht ausgespart werden müssen. Die hybriden Körper verschiedener bedeutender christlicher Kunstwerke deuten auf eine Art kombinierte Integrität hin, auf die transhumane Ansätze zum radikalen Aufhalten des Alterns setzen, aber gerade in theologischen und ethischen Diskursen für anthropologisch verfehlt erachtet werden. Es sei nicht transformativ und erfüllend, sondern homogenitätsfördernd und existentiell disruptiv, Lebensphasen und Lebensspannen mit Technik und Pharmakologie zu erweitern. Im Gegensatz dazu will der Beitrag Zukunft mit theologischen Mitteln denken, die Hoffnung für ganz konkrete Körper zulässt.     

Mathias Wirth ist Assistenzprofessor für Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Universität Bern. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Schwerpunkten Medizinethik, Alteritäts- und Anerkennungsdenken, Transgender und (theologische) Ethik, Transhumanismus und (theologische) Ethik, sexualisierte Gewalt in interdisziplinärer Perspektive sowie Medical Humanities. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Evangelische Ethik sowie Mitglied in der Akademie für Ethik in der Medizin. 

Prof. Dr. Mathias Wirth