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Lexikalische Gefäßliste – Vom Ordnen der Welt

Uruk-Warka-Sammlung

Die ältesten uns bekannten Textzeugnisse stammen aus dem späten 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung aus Mesopotamien. Sie dienten zumeist der Registrierung wirtschaftlicher Vorgänge, etwa der Verwaltung von Ernteerträgen oder der Einteilung von Arbeitskräften. Neben diesen frühen Zeugnissen einer ausgefeilten Bürokratie finden sich aber auch Tontafeln wie die hier abgebildete, deren Gestaltung deutlich von den übrigen Schriftträgern abweichen. Es handelt sich dabei um frühe Zeichenlisten, die am ehesten mit heutigen Wörterbüchern vergleichbar sind.

Derartige lexikalische Listen enthalten die Zusammenstellung von Wörtern und Ausdrücken in stereotyper, stets gleichbleibender Form. Auffällig ist bereits das Layout der Texte: Die Tontafeln sind durch ein Gitternetz in einzelne Felder und Kolumnen unterteilt, wobei jedes Feld nur einen Eintrag enthält. Am Beginn der Einträge steht jeweils ein Zeichen, das auch als Zahlzeichen verwendet werden konnte. In diesem Kontext entspricht es jedoch eher dem Gedankenstrich unserer heutigen Listen. Darauf folgen dann ein oder mehrere sogenannte Logogramme, also Zeichen, die symbolisch für ein Wort stehen. Die einzelnen aufeinanderfolgenden Einträge den Listen stellen Begriffe bestimmter Bedeutungskategorien kommentarlos zusammen – in diesem Falle unterschiedliche Gefäßkategorien.

Ton, Höhe 10,8 cm, Breite 5,6 cm, Dicke 2,3 cm, spätes 4. Jt. v. u. Z., Inventarnummer W 20366,2, Uruk-Warka-Sammlung des Deutschen Archäologischen Instituts / Heidelberg Center for Cultural Heritage

K. Sieckmeyer © Uruk-Warka-Sammlung, DAI Orient-Abteilung