hei_ONLINEVortrag: Historische Tonaufnahmen indigener Stimmen und Traditionen
Pressemitteilung Nr. 75/2023
22. Juni 2023
Sebastian Klotz spricht in der Ruperto Carola Ringvorlesung über den sensiblen Umgang mit phonographischen Aufnahmen
Wie ein angemessener und sensibler Umgang mit historischen Tonaufnahmen indigener Stimmen und Traditionen aussehen kann, ist Thema der nächsten Veranstaltung in der Ruperto Carola Ringvorlesung. Prof. Dr. Sebastian Klotz von der Humboldt-Universität zu Berlin spricht unter dem Titel „Dokument oder transformative Ressource?“ über „Phonographische Aufnahmen im UNESCO-Register Memory of the World“. Sein Vortrag ist Teil der Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Kulturerbe – eine Zukunftsressource?“, zu der die Universität Heidelberg in diesem Sommersemester einlädt. Hintergrund der Reihe bildet das vor 20 Jahren geschlossene Übereinkommen, mit dem sich die UNESCO für den Kulturerbe-Schutz einsetzt. Die Veranstaltung mit Prof. Klotz findet am Mittwoch, 28. Juni 2023, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr.
Die historischen Walzenbestände des Berliner Phonogramm-Archivs wurden 1999 in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Seitdem haben sich, wie Prof. Klotz betont, die Perspektiven auf phonographische Aufnahmen verschoben. Galt die Würdigung durch die UNESCO damals in erster Linie der Sicherung und Wahrung verlorener oder gefährdeter Traditionen, rücken heute die Umstände ihrer Entstehung in das Blickfeld. Mit dem Konzept der sensiblen Sammlungen werden die eingeschränkten Rechte und Handlungsräume der unter kolonialen oder Kriegsumständen aufgezeichneten Akteure thematisiert. Indigenen Gruppen wurden ihre Stimmen und kulturellen Traditionen mithilfe ihnen nicht zugänglicher Technologien entzogen, um sie ohne weitere Einflussnahme auszuwerten und zu interpretieren. Nach den Worten des Referenten erweisen sich die historischen Aufnahmen als transformative Objekte, deren kulturelle Bedeutung nicht fixierbar ist, sondern multidimensional fortgesetzten Aushandlungsprozessen in Wechselwirkung mit den Herkunftskulturen unterliegt. Sebastian Klotz ist Professor für Transkulturelle Musikwissenschaft und Historische Anthropologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. In der Ringvorlesung „Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource?“ zum Fokusthema ANFANG & ENDE sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen disziplinären Perspektiven über die Bedeutung des Kulturerbe-Schutzes in Gegenwart und Zukunft. Anliegen der Reihe ist es, diese Frage in übergreifender Weise ebenso wie in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen zu diskutieren und dabei mit Partnern aus der Praxis sowie mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Dem Vortrag von Prof. Klotz folgen im Sommersemester 2023 zwei weitere Veranstaltungen. Sie finden mittwochs in der Aula der Alten Universität statt, Beginn ist jeweils um 18.15 Uhr. Aufzeichnungen davon sind zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.