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Referenten und Referentinnen der FachgruppenKirchengeschichte

Bleckmann, Bruno

Zeit - und Zukunftskonzepte in der antiken und spätantiken Historiographie 

Im Vortrag wird es um Zeit-und Zukunftskonzepte in der antiken "Zeitgeschichtschreibung" (im Sinne Jacobys) gehen. Dabei werden den Konzepten der klassischen Historiker Herodot, Thukydides und Polybios diejenigen von Historikern der "Spätzeit" gegenübergestellt (Ammian, Eunap, Menander Protektor und Johannes von Biclaro). 

Bruno Bleckmann ist seit 2003 Professor für Alte Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2012 leitet er gemeinsam mit Markus Stein das Projekt "Kleine und Fragmentarische Historiker der Spätantike". Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte des Klassischen Athen, der Römischen Republik und vor allem der spätantiken Geschichte und Geschichtsschreibung. Jüngste Publikationen: B. Bleckmann, Die letzte Generation der griechischen Geschichtsschreiber. Studien zur Historiographie im ausgehenden 6. Jahrhundert, Stuttgart 2021; B. Bleckmann - C. Scardino, Panegyrische Zeitgeschichte des vierten und fünften Jahrhunderts, Paderborn 2023. 

Prof. Dr. Bruno Bleckmann

Keßler, Martin

„Blicke in die Zukunft“ von Religion und Theologie bei Lessing

Bekanntlich war Lessing kein Theologe, aber ein Liebhaber der Theologie. Als solcher verfolgte er nicht nur theologische Neuerscheinungen mit hohem Interesse. Er studierte auch Texte des antiken sowie mittelalterlichen Christentums und bemühte sich, den Eindruck zu erwecken, ein großer Verehrer und Kenner Luthers zu sein. Im Anschluss an dessen Sprachgebrauch dachte er über die „Schwärmer“ in der Geschichte des Christentums nach: „Der Schwärmer tut oft sehr richtige Blicke in die Zukunft: aber er kann diese Zukunft nur nicht erwarten.“ Welche eigenen Erwartungen formulierte Lessing über die Zukunft der Religion? Welche Erkenntnismöglichkeiten sah er? Und welche Rolle mochte der Theologie zukommen? Der Vortrag bezieht Früh- und Spätwerke Lessings aufeinander und verfolgt einzelne „Fingerzeige“ auf eine Theologie der Zukunft. 

Martin Keßler ist Schlegel-Professor für Kirchengeschichte mit dem Schwerpunkt Reformation und Aufklärung an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zum Thema veröffentlichte er in den „Kleinen Schriften zur Aufklärung“: „Dieses Buch von einem Protestantischen Frauenzimmer“. Eine unbekannte Quelle von Lessings „Erziehung des Menschengeschlechts“?  

Prof. Dr. Martin Keßler

Paulau, Stanislau

Wie eine äthiopische Königin europäische Theologie prägte. Verflochtene Endzeitvorstellungen im Zeitalter der Reformation. 

Trotz – oder vielleicht gerade wegen – erheblicher räumlicher Distanz und theologischer Differenz gingen äthiopisch-orthodoxes und lateineuropäisches Christentum im frühen 16. Jahrhundert vielfältige Verbindungen miteinander ein. Eine entscheidende Protagonistin dieser transkontinentalen Beziehungen war die äthiopische Königin und Theologin Ǝleni (እሌኒ). Der Vortrag arbeitet ihre eschatologisch geprägte Theologie heraus und fragt nach ihren Verflechtungen mit den lateineuropäischen theologischen Diskursen der Reformationszeit. 

Jun.-Prof. Dr. Stanislau Paulau ist Tenure-Track-Professor für Globale Christentumsgeschichte mit dem Schwerpunkt Orthodoxie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seine Monographie „Das andere Christentum: Zur transkonfessionellen Verflechtungsgeschichte von äthiopischer Orthodoxie und europäischem Protestantismus“ wurde u.a. durch den Manfred Lautenschlaeger Award for Theological Promise 2022 ausgezeichnet. 

Jun.-Prof. Dr. Stanislau Paulau

Pilhofer, Philipp

Das Theologiestudium und seine Reform. Ein Phänomen der longue durée um 1600 und heute 

Nicht selten ist zu vernehmen, das heutige hochanspruchsvolle Theologiestudium sei seit Luthers Zeiten Voraussetzung zum Pfarrberuf und damit ein unverzichtbares Fundament des Protestantismus insgesamt. Anhand einer Analyse von Konzepten und Konkretionen des Theologiestudiums um 1600 – einer Zeit, in der sich die Ausbildung zum Pfarrberuf in verschiedenen Konfessionen professionaliserte – soll einerseits untersucht werden, welche Züge des Studiums zwischen Hörsaal, privater Bibellektüre und Examen tatsächliche Parallelen darstellen, und andererseits, was sich nur als scheinbare Ähnlichkeit erweist. Ein besonderes Schlaglicht soll dabei auf unerwartete transkonfessionelle Verflechtungen geworfen werden. 

Dr. Philipp Pilhofer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Universität Rostock und Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Er forscht konfessionsübergreifend zur Theologenausbildung in der frühen Neuzeit sowie zu Transformationsprozessen in der Spätantike, insbesondere zur Christianisierung. Zudem arbeitet er an digitalen Editionen antiker und frühneuzeitlicher Texte. 

Dr. Philipp Pilhofer

Pinggéra, Karl

Apokalypse - Apologie - Apokatastasis. Erwartete Zukünfte im syrischen Christentum unter islamischer Herrschaft (7.-14. Jh.)

Die Geschichtsdeutungen der islamischen Eroberung sind im syrischen Christentum unterschiedlich ausgefallen. Damit verbanden sich verschiedene Bilder der Zukunft. Diese Bilder spiegeln etwas von den jeweiligen Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen der jeweiligen Autoren. Dieser Sachverhalt soll an verschiedenen Texten exemplarisch deutlich werden. 

Dr. Karl Pinggéra ist Professor für Kirchengeschichte an der Philipps-Universität Marburg. 

Prof. Dr. Karl Pinggéra

Roper, Lyndal

Rethinking the Reformation in the light of the German Peasants’ War 1524-6 

The Peasants’ War has generally been treated as a side-event in the history of the Reformation. Luther famously condemned the peasants and considered Thomas Müntzer to have been inspired by the Devil. This lecture, however, will argue that the Bauernkrieg was inspired by religious ideas and that we can discern a radical theology that it developed. Christ bought us all with his precious blood, the rebels argued, ‘and so we are free, and want to be free’, thus linking eucharistic theology with calls to end serfdom. They articulated a theology of the environment based on Creation. How does the Reformation look different if we take the implicit religious ideas of the Bauernkrieg seriously? 

Lyndal Roper is Regius Professor of History at the University of Oxford, the first woman to hold the Regius Chair. She has written a biography of Luther, „Der Mensch Martin Luther (Fischer 2016)“ and recently published „Im Leben war ich Eure Plage (Klett Cotta 2022)“ on Luther’s world and legacy. Her „Für die Freiheit: Bauernkrieg 1525 (Fischer)“ will appear in 2024. 

Prof. Dr. Lyndal Roper

Witt, Christian

Wohin läuft die Kirchengeschichte? Geschichtstheoretische Überlegungen zur Zukunft (in) einer theologischen Teildisziplin.

Auch in der theologischen Kirchengeschichtsschreibung wird im Zuge der historischen Konstruktion von Ereigniszusammenhängen gerne von Prozessen, von Entwicklungen oder Transformationen gesprochen. Solche wissenschaftssprachlichen Entscheidungen setzten nicht nur die Identifikation von geschichtlichen Anfangspunkten voraus, sondern auch von End- oder Zielpunkten. Anders gewendet: Sie verweisen von sich aus auf die Dimension des Künftigen. Die mit jenen Konzepten unterstellten Veränderungsrichtungen und Veränderungsdynamiken lassen Vergangenheit also durch Anordnung zur (Kirchen)Geschichte werden und kommen ohne den Gedanken einer Zukunft nicht aus. Aber wo liegt diese Zukunft eigentlich? In der Vergangenheit, in der Gegenwart? Welches Gewicht kommt bei solchen Bestimmungsversuchen in der Kirchengeschichte Fragen der Geschichtstheorie zu? Und was ließe sich daraus für die künftige Gestaltung des Fachs und seine interdisziplinäre Anschlussfähigkeit vielleicht mitnehmen oder zumindest diskutieren? 

Prof. Dr. Christian Witt ist Inhaber des Lehrstuhls Kirchengeschichte I: Reformationsgeschichte und Mittelalter und Direktor des Instituts für Spätmittelalter und Reformation an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er forscht aktuell zur Politisierung mittelalterlicher Nationen-Konzepte in der monastischen Ordnungstheoriebildung, zur Geschichte und Wirkung Tübinger Reformationsdeutungen sowie zu Fragen der Geschichtstheologie im Kontext einer Theorie der Kirchengeschichte. 

Prof. Dr. Christian Witt