Equal Care DayVortrag: Historischer Blick auf die Sorgearbeit von Großvätern und Vätern

In welchen Situationen sorgten Väter und Großväter für ihre Kinder und Enkelkinder? Welchen gesellschaftlichen und ökonomischen Einflüssen unterlagen ihre Rollen? In einem Online-Vortrag beschäftigen sich Dr. Gina Fuhrich und Hannah Schultes vom Historischen Seminar der Universität Heidelberg mit dem Wandel von Vaterschaft und Großvaterschaft, der sich seit 1945 in der Bundesrepublik Deutschland vollzogen hat. Die Veranstaltung mit dem Titel „Vom Ernährer zum Fürsorger? Ein historischer Blick auf Sorgearbeit von (Groß)-Vätern“ ist Teil des diesjährigen „Equal Care Day“-Festivals. Sie findet – mit Anmeldung – am 29. Februar 2024 statt und wird von UNIFY, der zentralen Einheit für Familie, Gleichstellung und Vielfalt der Universität, ausgerichtet. Beginn ist um 14 Uhr.

In der Nachkriegszeit waren Lebensmodelle jenseits der Kleinfamilie durch den Verlust vieler Väter Normalität. Insbesondere verwitwete Mütter mussten sich um neue Arrangements der Sorge kümmern; dabei spielten auch die Großeltern und damit nicht zuletzt die Großväter eine bedeutende Rolle. Mit der zweiten Frauenbewegung und der steigenden Frauenerwerbstätigkeit in den 1970er Jahren entstand die Forderung nach „neuen Vätern“. In ihrem Vortrag erläutern Gina Fuhrich und Hannah Schultes, wie vor diesem Hintergrund die Beziehung zwischen Vater und Kind oder Großvater und Enkel neu definiert wurde. Warum sich dieses „neue Ideal“ nur selten in der Praxis verwirklichen ließ, wird ebenfalls Thema des Vortrags sein. Die Referentinnen sind Mitarbeiterinnen des in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte angesiedelten Forschungsprojekts „Zeit mit (Groß-)Vätern. Zeitbudgets und Formen männlicher Elternschaft im Strukturwandel der 1970er Jahre“. Moderieren wird die Veranstaltung Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern, Historikerin und Prorektorin für Innovation und Transfer der Universität Heidelberg.

Der „Equal Care Day“ ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins klische*esc. Die zivilgesellschaftliche Initiative verfolgt das Ziel, die Sichtbarkeit, Wertschätzung und faire Verteilung von Care-Arbeit einzufordern und ins Zentrum wirtschaftlichen und politischen Handelns zu stellen. Das „Equal Care Day“-Festival findet deutschlandweit mit Angeboten in verschiedenen Städten sowie Online-Veranstaltungen statt.