icon-symbol-logout-darkest-grey

AusstellungKunst und Fälschung

28. Februar 2024

Mit Kunstfälschungen und der Frage, wie man sie erkennt, befasst sich eine Werkschau im Kurpfälzischen Museum

In der Regel verschwinden sie in den Asservatenkammern der Landeskriminalämter – enttarnte und beschlagnahmte Kunstfälschungen. Nun sind sie Gegenstand einer ungewöhnlichen Werkschau, die das Kurpfälzische Museum in Kooperation mit dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zeigt. Unter dem Titel „Kunst und Fälschung – Aus dem Falschen das Richtige lernen“ präsentieren die beiden Institutionen erstmals eine Vielzahl von Fälschungen, darunter vermeintlich originale Gemälde, Zeichnungen und Drucke herausragender Künstlerinnen und Künstler wie Cranach, Rembrandt, van Gogh, Modersohn-Becker, Dalí oder Picasso. Ergänzt durch verschiedene Originale ermöglicht die Ausstellung sowohl eine Spurensuche als auch den Vergleich von „echt“ und „falsch“. Sie ist vom 29. Februar bis zum 30. Juni 2024 im Kurpfälzischen Museum zu sehen.

Ausstellungsplakat: Kunst und Fälschung

Die angeblich „echten“ Werke von Lucas Cranach dem Älteren, Rembrandt, Vincent van Gogh, Paula Modersohn-Becker, Salvador Dalí oder Pablo Picasso fanden auf unterschiedlichem Weg in den Kunsthandel. Dabei sind die Machenschaften der Kunstfälscher nach den Worten von Ausstellungskurator Prof. Dr. Henry Keazor erstaunlich vielfältig. Sie reichen von täuschenden Eingriffen über fingierte Provenienzen und Expertisen bis hin zur Erfindung unechter Künstlerbiografien oder gar der Totalfälschung. Die Ausstellung bietet die einzigartige Gelegenheit, demaskierte gefälschte Objekte selbst in Augenschein zu nehmen. In einigen Fällen werden ihnen authentische Kunstwerke – sie kommen aus Köln, Frankfurt, München, Berlin und Heidelberg selbst – gegenübergestellt, so auch bei zwei Fälschungen von Wolfgang Beltracchi, die nach Werken von Heinrich Campendonk und Johannes Molzahn entstanden sind. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das Bild „The Next Rembrandt“ – ein mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und einem 3D-Drucker erzeugtes Rembrandt-Porträt, das im Rahmen eines Forschungsprojektes in Amsterdam (Niederlande) entstanden ist.

Die gefälschten Kunstwerke stammen vorwiegend aus den Asservatenkammern der Landeskriminalämter Berlin, München und Stuttgart. Sie wurden in der „Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung“ (HeFäStuS) am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zusammengeführt. Verantwortlich dafür zeichnet Prof. Keazor. Mit Hilfe der Sammlung werden Studierende der Kunstgeschichte darin ausgebildet, Fälschungen möglichst rasch zu erkennen. Sie gehen dabei Fragen nach, die auch die Werkschau im Kurpfälzischen Museum stellt: Welche Formen der Kunstfälschung gilt es zu unterscheiden? Wie sieht es aus, wenn verschiedene Fälscher ein und denselben Maler nachahmen? Worauf muss bei der Einschätzung von Kunstwerken geachtet werden? Viele der in der Ausstellung präsentierten Ergebnisse gehen auf die Forschungen der Studierenden zurück, die sie im Rahmen von Lehrveranstaltungen in der „Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung“ durchgeführt haben. Die Besucherinnen und Besucher sind aber auch eingeladen, sich selbst auf Spurensuche zu begeben und aus dem Falschen das Richtige zu lernen, so Henry Keazor.

Die Ausstellung „Kunst und Fälschung – Aus dem Falschen das Richtige lernen“ wird von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 29. Februar spricht René Allonge, Kriminalhauptkommissar in der Abteilung Kunstkriminalität beim Landeskriminalamt Berlin, über „Die Kunst des Ermittelns – Vom Umgang deutscher Ermittlungsbehörden mit Kunstfälschungen“. Der Vortrag mit einer Einführung von Henry Keazor (Beginn ist um 19 Uhr) bildet den Auftakt zu einer Vortragsreihe, die sich mit verschiedenen Aspekten der Fälschung von Kunst befasst. Ebenfalls Teil des Programms ist eine Filmreihe im Kino Gloriette sowie thematische Ausstellungsführungen. Das Kurpfälzische Museum, Hauptstraße 97, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.