I LOST MY HEART IN HEIDELBERG Internationaler Austausch als hervorragendes Beispiel für gemeinschaftliches Lernen

Benjamin Rombaut, Bioinformatik – Doktorand in der Forschungsgruppe „Data Mining and Modelling for Biomedicine“ am VIB-UGent Zentrum für Entzündungsforschung sowie an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik der Universität Gent, Belgien

Von Oktober 2024 bis Februar 2025 als Gastwissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg tätig

Benjamin Rombaut

Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg? 

Im Rahmen meiner Promotion habe ich vier Monate als Gastwissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg verbracht – von Oktober 2024 bis Februar 2025. Dies wurde mir durch ein Stipendium des Flämischen Forschungsfonds ermöglicht, das langfristige Forschungsaufenthalte im Ausland unterstützt.

Warum haben Sie sich für die Universität Heidelberg entschieden? 

Heidelberg erinnert mich an die belgische Stadt Leuven. In beiden Städten ist das tägliche Leben eng mit der Universität und ihrer reichen Geschichte verbunden. Zudem wusste ich, dass sich in Heidelberg neben der Universität viele bedeutende Forschungseinrichtungen befinden, wie das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Besonders wichtig war für mich, dass am Universitätsklinikum eine eigene Abteilung für computergestützte Biomedizin existiert und dass meine Gastgruppe unter der Leitung von Dr. Denis Schapiro auf die Analyse derselben Mikroskopiedaten spezialisiert ist, mit denen ich arbeite.

Was haben Sie in Heidelberg gelernt? Welche Erfahrungen waren besonders wertvoll? 

Auch wenn Informatik und Bioinformatik persönliche Begegnungen nicht zwingend erfordern, sind diese für den Austausch von Methoden und Ideen unverzichtbar. Die Arbeit in einer Forschungsgruppe in einem anderen Land hat mir neue Perspektiven und Herangehensweisen eröffnet. Im 10. Stock der Marsilius-Arkaden hatte ich nicht nur einen charmanten Blick auf den Neckar und die Altstadt, sondern auch ein sehr freundliches und kreatives Arbeitsumfeld. 

Besonders beeindruckt hat mich die deutsche Struktur und Organisation – denn eine Promotion bedeutet nicht zuletzt auch das Management eines eigenen Forschungsprojekts. Ich hatte Zugang zu allen Daten und dem nötigen Fachwissen für mein Projekt und konnte mich mit vielen interessanten Kolleginnen und Kollegen austauschen. Ihre Herangehensweise an komplexe Bildanalysen und wie sie diese in die klinische Anwendung überführen, hat mich sehr beeindruckt.

Auch das direkte Büroumfeld und der Campus Im Neuenheimer Feld haben mir gut gefallen, insbesondere die unmittelbare Nähe des Botanischen Gartens der Universität und des Braunbärengeheges des Heidelberger Zoos. Zudem werden in Heidelberg immer viele spannende wissenschaftliche Veranstaltungen wie Vorträge und Seminare geboten.

Was hat Ihnen am besten an Ihrem Aufenthalt in Heidelberg gefallen? 

Die Universität Heidelberg verfügt über ein Welcome Centre für internationale Forschende – ein schönes Beispiel für ihr offenes und gastfreundliches Forschungsumfeld. Dieses Angebot hat mir als Ausländer in einer neuen Stadt sehr geholfen. Dass ich in der Nähe des Bahnhofs gewohnt habe, war ein weiterer großer Vorteil. Mit dem Deutschlandticket konnte ich problemlos andere Orte besuchen oder an dunklen Regentagen den Arbeitsweg verkürzen.

Wie ging Ihre Karriere nach dem Aufenthalt in Heidelberg weiter? 

Ich bin vor ein paar Monaten nach Gent zurückgekehrt und arbeite derzeit an der Fertigstellung des Projekts, das ich in Heidelberg begonnen habe. Noch in diesem Jahr werde ich meine Promotion abschließen und beschäftige mich nun mit Optionen, wie ich meine Karriere in der Informatik fortsetzen kann.

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu dem Ihres Heimatlandes? 

Obwohl Belgien geografisch nah an Heidelberg liegt, gibt es doch einige bemerkenswerte Unterschiede in der Forschungskultur. Das deutsche HiWi-System (studentische Hilfskräfte) finde ich sehr interessant, da es praktische Fähigkeiten und Erfahrungen vermittelt. Soweit ich das beobachten konnte, ist das System der Promotionsbetreuung in Deutschland sehr umfangreich und hilfreich, um Doktorarbeiten gut zu strukturieren. Überrascht hat mich allerdings, dass es in Deutschland möglich ist, in Vollzeit zu promovieren, ohne ein volles Gehalt zu erhalten. In Belgien erhalten alle Doktoranden ein einheitliches, großzügiges Stipendium – unabhängig vom Fachgebiet und angepasst an die Inflation.

Ein weiterer Punkt ist der beträchtliche Zeit- und Energieaufwand für die Bürokratie und Bargeldzahlungen anstelle von digitalen Lösungen. In vielen großen deutschen Forschungseinrichtungen wird sogar genau erfasst, wer wie viele Tassen Kaffee trinkt. Statt jede Kleinigkeit zu dokumentieren, ist es manchmal einfacher, allen ein breites Angebot zu machen. Solche großzügigen Systeme haben ihre Vorteile – zum Beispiel das üppige Buffet in der Zentralmensa, das täglich ein Genuss war!

Wie wichtig sind internationale Austauschprogramme für Forschende Ihrer Meinung nach? 

Über die bekannten Vorteile hinaus sehe ich den internationalen Austausch insbesondere als eine hervorragende Möglichkeit für gemeinschaftliches Lernen. Von Kolleginnen und Kollegen in einem neuen Umfeld zu lernen, verhilft zu neuen Einsichten und Arbeitsweisen. Der Austausch verändert dabei nicht nur die eigene Umgebung, sondern auch die der Menschen, denen man begegnet – ein beidseitiger Gewinn. Solche Programme stärken zudem Forschungsnetzwerke. In der Informatik sind Hackathons ein großartiges Beispiel für gemeinschaftliches Lernen und kollaborative Problemlösung. Ich bin sehr dankbar für die Menschen, die ich bei diesen spannenden Events und während meines Forschungsaufenthalts getroffen habe – und für all die neuen Fähigkeiten, die sie mir vermittelt haben.

Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg Ihren Studierenden oder Kolleg:innen in Ihrem wissenschaftlichen Netzwerk? 

Unbedingt! Ich war sehr glücklich über meine Entscheidung und habe meinen Forschungsaufenthalt in Heidelberg sehr genossen. Es ist eine gastfreundliche Stadt, reich an Geschichte und Kultur.

Wie beurteilen Sie die Angebote des Research Alumni Networks? Haben Sie bereits eines der Angebote genutzt? 

Beim Besuch des Weihnachtsmarktes habe ich das Netzwerk kennengelernt. RAN ist eine großartige Initiative, um den Austausch und das Networking auch langfristig zu fördern. Zwar habe ich noch keine weiteren konkreten Angebote genutzt, plane aber definitiv, in Kontakt zu bleiben!