70 Jahre deutsch-italienisches Anwerbeabkommen Alumnus Sandro M. Moraldo zu Gast in Schloss Bellevue
Zur Feier des 70. Jubiläums des deutsch-italienischen Anwerbeabkommens
Am 20. Dezember 2025 jährt sich zum 70. Mal die Unterzeichnung des deutsch-italienischen Abkommens zur Anwerbung von Arbeitskräften, mit dem die ersten sogenannten Gastarbeiter:innen nach Deutschland kamen. Zur Feier dieses Jubiläums lud Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Veranstaltung „Deutsche Vita – Kleine und große Geschichte(n)“ in das Schloss Bellevue – zu den Gästen zählte auch der italienische Heidelberg-Alumnus und Germanistik-Professor Sandro M. Moraldo. „Für mich als ehemaliges Gastarbeiterkind, dessen Eltern Mitte der 1950er-Jahre nach Heidelberg ausgewandert sind, war es eine besondere Ehre, an der Veranstaltung teilzunehmen“, sagt er.
Das in Rom unterzeichnete Abkommen, das zum Vorbild für weitere bilaterale Anwerbeabkommen mit Ländern wie Spanien, Griechenland oder der Türkei wurde, brachte in den folgenden Jahrzehnten mehrere Millionen Italiener:innen nach Deutschland. Es habe lange gedauert, bis Deutschland die beachtliche Lebensleistung der damals gekommenen Menschen gewürdigt habe, sagte Bundespräsident Steinmeier im Rahmen der Veranstaltung am 15. November 2025. Gerade deshalb sei es ihm wichtig, deutlich zu machen, dass die Erfolgsgeschichte Nachkriegsdeutschlands „auch einen Migrationshintergrund" habe. Gemeinsam mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella verlieh Steinmeier im Rahmen der Veranstaltung den „Preis der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien“ an Städte und Gemeinden in beiden Ländern. Anschließend lud er zur von TV-Moderator Markus Lanz moderierten Gesprächsrunde „Alte und neue Mobilität in Europa – 70 Jahre deutsch-italienisches Anwerbeabkommen und Wissenschaftsaustausch heute“ sowie zu einem Empfang.


Prof. Dr. Sandro M. Moraldo, den Steinmeier 2022 für seinen bedeutenden Beitrag zum deutsch-italienischen akademischen Austausch und zum gegenseitigen Verständnis der Sprachen und Kulturen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet hatte, ist Germanistik-Professor an der italienischen Universität Bologna. Er wuchs in Heidelberg als einer von drei Söhnen eines italienischen Ehepaares auf, das infolge des Anwerbeabkommens nach Deutschland gekommen war. Er studierte an den Universitäten Heidelberg und Florenz sowie an der University of California, Berkeley (USA) und wurde an der Ruperto Carola in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft promoviert. 1989 kehrte er in die Heimat seiner Eltern zurück, wo er seither mit seiner Familie lebt und sich für den Austausch zwischen seinen beiden Heimatländern einsetzt – beispielsweise als maßgeblicher Mitgründer des italienischen HAI-Clubs HAIT und des Vereins „Alumni DAAD Italien“, dessen Vorsitzender er von 2017 bis 2025 war, oder auch als Initiator eines Dozent:innenaustauschs mit dem Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF) der Universität Heidelberg.
Das Anwerbeabkommen sei nicht nur ein historischer Akt, sondern auch das Fundament einer tiefgreifenden menschlichen Erfahrung, die Generationen geprägt habe, so auch seine eigene, sagt Sandro Moraldo. Trotz geringer schulischer Bildung habe sein Vater einen unerschütterlichen Integrationswillen gehabt und sei der Überzeugung gewesen, dass nur Sprache der Schlüssel zu echter Integration sein könne. „Die Erfahrungen meiner Eltern und die Werte, die sie mir vermittelt haben, ermöglichten mir einen außergewöhnlichen Bildungsweg in Deutschland und eine ‚Rückkehr‘ nach Italien im Jahr 1989.“ Als Professor an der Universität Bologna verstehe er sich als eine Art Brücke zwischen den beiden Nationen. „Die Erfahrung als ‚Gastarbeiterkind‘, das sich akademisch verwirklicht hat, hat mir ein tiefes Gefühl der europäischen Bürgerschaft verliehen.“
