Humboldt-Professuren an der Universität Heidelberg
Die Alexander von Humboldt-Professur ist mit bis zu fünf Millionen Euro der höchstdotierte internationale Forschungspreis Deutschlands. Sie wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Ausgezeichnet werden damit weltweit führende sowie im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen, um langfristig zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen durchzuführen.
Mit Unterstützung durch die Professur sollen die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschland nachhaltig beitragen. Das Preisgeld ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre bestimmt. Jährlich können bis zu zehn Professuren vergeben werden, hinzu kommen von 2020 bis 2024 jeweils sechs weitere, die auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz besetzt werden. Nach erfolgreichen Berufungsverhandlungen mit den jeweiligen Universitäten findet die Verleihung der Preise in der Regel im darauffolgenden Jahr statt.
Zum Zeitpunkt der Preisverleihung an der Universität Heidelberg als Forscher tätig
2022 • Joacim Rocklöv • Epidemiologie und Public Health
Heidelberg Institute of Global Health
Interdisziplinäres Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen
Als Professor für Künstliche Intelligenz in der Erforschung klimasensitiver Infektionskrankheiten forscht der schwedische Epidemiologe Joacim Rocklöv seit 2022 an der Universität Heidelberg. Seine Humboldt-Professur ist als Brückenprofessur zwischen dem Heidelberg Institute of Global Health der Medizinischen Fakultät und dem Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen angelegt. Mit seiner Professur arbeitet er daran, Methoden der Künstlichen Intelligenz, vor allem des Maschinellen Lernens, und der Data Science zu nutzen, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten neu zu verstehen.
Vor seinem Ruf an die Universität Heidelberg war Joacim Rocklöv als Senior Lecturer, Associate Professor und von 2018 an als Professor am Department für Public Health und Klinische Medizin der Universität Umeå (Schweden) tätig. Nach der Promotion 2010 erhielt er im Jahr 2012 den Young Researcher Award der Universität Umeå. Für seine Forschung zu umweltbedingten Arbovirus-Epidemien wurde Joacim Rocklöv 2019 mit dem „Prince Albert II of Monaco – Institut Pasteur“-Preis ausgezeichnet. Er ist an internationalen Forschungsprojekten beteiligt und berät als Experte internationale Gremien und Organisationen im Bereich Epidemiologie und Klimawandel.
2020 • Francisco Moreno-Fernández • Linguistik
Heidelberg Center for Ibero-American Studies
Der Hispanist und Soziologe Francisco Moreno-Fernández – Direktor des Heidelberg Center for Ibero-American Studies (HCIAS) und seit 2019 Professor für Ibero-American Linguistic, Cultural, and Social Studies an der Universität Heidelberg – zählt zu den weltweit herausragenden Experten in der Analyse der Beziehungen zwischen Sprache und Gesellschaft. Seine Vorreiterrolle liegt in einer Forschungsrichtung der Sprachwissenschaft, die sich für soziale Gegebenheiten und Dynamiken öffnet. Im Rahmen seiner Humboldt-Professor hat er an der Universität Heidelberg vorhandene und neue Kompetenzen zu Ibero-Amerika wissenschaftlich und organisatorisch im HCIAS zusammengeführt.
Von 1996 an Inhaber einer Professur an der Universität Alcalá in Madrid (Spanien), war Francisco Moreno-Fernández vor seinem Ruf an die Universität Heidelberg an der Universität Harvard (USA) tätig. Dort leitete er das Instituto Cervantes und verantwortete das Observatory of the Spanish Language and Hispanic Cultures in the United States. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Brasilien, Chile und Kolumbien. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen wurde er in die Nationalen Akademien für spanische Sprache in Chile, Kuba, Mexiko und Spanien sowie Nordamerika berufen. Seit 2022 ist er zudem Mitglied der Academia Europaea.
2016 • Till Bärnighausen • Epidemiologie
Heidelberg Institute of Global Health
Till Bärnighausen, dessen interdisziplinäre Arbeiten als Epidemiologe auch die Bereiche Ökonomie, Statistik und Demographie umfassen, ist Direktor des Heidelberg Institute of Global Health und seit 2016 Professor an der Universität Heidelberg. Als Humboldt-Professor hat er das damalige Heidelberger Institut für Public Health zu einer Forschungseinrichtung für Globale Gesundheit ausgebaut – die erste dieser Art in Deutschland. Till Bärnighausen beschäftigt sich vor allem mit der Evaluation von Gesundheitsinterventions- und Behandlungsprogrammen. So erforscht er die Auswirkungen großflächiger medizinischer Eingriffe auf die Bevölkerungsgesundheit sowie auf soziale und ökonomische Faktoren.
Nach dem Medizinstudium in Heidelberg wurde Till Bärnighausen an der Ruperto Carola promoviert. Weitere Stationen waren unter anderem die London School of Hygiene & Tropical Medicine und die Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, an der er in „Population and International Health“ promoviert wurde. 2004 wechselte er als Associate Professor an die University of KwaZulu-Natal nach Südafrika; dort ist er seitdem am Africa Health Research Institute des britischen Wellcome Trust tätig. Von 2009 an lehrte und forschte er sieben Jahre lang als Professor an der Harvard University in den USA.