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Gottfried Wilhelm Leibniz-PreisZwei international anerkannte Forscherpersönlichkeiten ausgezeichnet

14. März 2024

Rohini Kuner und Jonas Grethlein erhielten am 13. März in Berlin den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Mit der Neuropharmakologin Prof. Dr. Rohini Kuner und dem Altphilologen Prof. Dr. Jonas Grethlein sind zwei herausragende und international anerkannte Forscherpersönlichkeiten der Universität Heidelberg mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet worden. Die DFG würdigt damit Prof. Kuners bahnbrechende Arbeiten zu Mechanismen, die chronischen Schmerzen zugrunde liegen. Die Auszeichnung für Prof. Grethlein, einem der führenden Gräzisten weltweit, gilt seiner Forschung zur Narratologie antiker Erzählformen, zur antiken Ästhetik und zum Verhältnis von Geschichtsbild und Erfahrung in erzählenden und historiographischen Texten der Antike. Die Auszeichnungen wurden in Anwesenheit von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am 13. März 2024 in Berlin übergeben. 

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    Preisträger:innen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024
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    Rohini Kuner: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024
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    Jonas Grethlein: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland und mit einem Preisgeld von jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert. Die Rektorin der Ruperto Carola gratulierte den beiden Heidelberger Preisträgern. „Die Universität ist stolz auf Rohini Kuner und Jonas Grethlein“, sagte Prof. Dr. Frauke Melchior und betonte weiter: „Die beiden Leibniz-Preise sind zudem ein Ausweis für die Forschungsstärke der Universität Heidelberg in der großen Bandbreite von der Klassischen Philologie bis zur Neuropharmakologie. Wir werten die Entscheidung, zwei Preise nach Heidelberg zu vergeben, mit großer Freude als klare Bestätigung für unsere Strategie der Volluniversität.“ Prof. Kuner ist Geschäftsführende Direktorin des an der Medizinischen Fakultät Heidelberg angesiedelten Pharmakologischen Instituts; Prof. Grethlein lehrt und forscht am Seminar für Klassische Philologie.

Jonas Grethlein hat, so die Deutsche Forschungsgemeinschaft, mit seiner Forschung die Entwicklung nicht nur seines Faches, sondern auch der Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften wesentlich beeinflusst. Schwerpunkt seiner Arbeiten bilden eingehende Interpretationen von Texten aus nahezu allen Gattungen der antiken griechischen Literatur. Dabei deutet er die Texte oftmals mithilfe moderner literatur- und kulturtheoretischer Ansätze „auf eine noch nicht da gewesene Art“, heißt es in der DFG-Würdigung. Der Wissenschaftler orientierte sich beispielsweise schon bei der Interpretation griechischer Tragödien in seiner 2003 erschienenen Dissertation an der Fragestellung, welche Rolle das Asyl in Athen für die Konstruktion kultureller Identität spielte. 

Auf diese Weise ist er zu einem weltweit führenden Botschafter des Altertums geworden, dessen beeindruckende Publikationstätigkeit ein begeistertes Publikum auch außerhalb seines Faches findet. Denn Jonas Grethlein versteht es wie kein Zweiter, das Nachleben der Antike in seiner gesellschaftlichen, kulturellen, aber auch persönlichen Aktualität auf den Begriff und in das öffentliche Bewusstsein zu bringen.

Prof. Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Das wissenschaftliche Werk von Prof. Grethlein umfasst aktuell elf Monographien – die jüngste Veröffentlichung zum Thema antike griechische Texte und moderne Erzähltheorie erschien im Mai 2023. „Die Antike erscheint darin, wie in all seinen Publikationen, aktuell und nah, weil sie in kritischen Dialog mit der Gegenwart tritt“, hebt die DFG hervor. Der Altphilologe wurde 2008 auf eine Professur für Griechische Literaturwissenschaft an die Universität Heidelberg berufen. Bereits 2006 erhielt er den Heinz Maier-Leibnitz-Preis, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem früheren Karrierestadium vergeben wird. 

Rohini Kuner zielt in ihrer Forschung darauf, die Ursachen von chronischen Schmerzen zu identifizieren und damit pharmakologisch adressieren zu können. Die Wissenschaftlerin hat sich dem Thema Schmerzforschung bereits während ihrer Promotion in den USA zugewandt. Ihre Beiträge zu den Mechanismen der Schmerzsignalweiterlei­tung und Schmerzübertragung auf das zentrale Nervensystem bilden eine wichtige Grundlage, um die Auslöser für die Chronifizierung von Schmerz zu identifizieren und neue therapeutische Ansätze zu erschließen. Anders als ein Großteil der Schmerzforschung weltweit, so die Deutsche Forschungsgemeinschaft, konzentriere sich Prof. Kuner auf systemische Ansätze und ziele dabei vor allem auf die Neuroplastizität – die Veränderbarkeit neuronaler Verbindungen im Nervensystem, die chronischen Schmerzen zugrunde liegt. 

Rohini Kuners Forschung vereint erkenntnisgeleitete und translationale Motivation. Und sie zeichnet sich durch eine methodische Vielfalt sowie eine dezidiert interdisziplinäre Herangehensweise aus. Vor allem fasst Rohini Kuner den Schmerz an seinen zellulären und molekularen Wurzeln und entwickelt auf diese Weise ebenso innovative wie effektive Therapieansätze.

Prof. Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft

„Mithilfe experimenteller Ansätze wie neurogenetischer und optogenetischer Techniken oder Methoden wie In-vivo-Bildgebung und dreidimensionaler Elektronenmikroskopie konnte sie zentrale neurale Bahnen der Schmerzübertragung bestimmen“, hebt die DFG hervor. Zuletzt beschäftigte sich Rohini Kuner mit Mechanismen neuropathischer Schmerzen, die nach der Durchtrennung von Nerven entstehen. Die Wissenschaftlerin wurde 2006 auf eine Professur für Pharmakologie und Toxikologie an die Universität Heidelberg berufen; seit 2009 leitet sie das Pharmakologische Institut. Prof. Kuner ist Sprecherin eines 2015 eingerichteten Sonderforschungsbereichs zum Thema chronischer Schmerz. Für ihre Arbeiten erhielt sie eine Reihe wichtiger Forschungspreise. 

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft verliehen. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro vergeben werden. DFG-Präsidentin Prof. Dr. Katja Becker übergab die Auszeichnungen des Jahres 2024 im Rahmen einer Feierstunde an drei Preisträgerinnen und sieben Preisträger, unter ihnen Rohini Kuner und Jonas Grethlein. 

Zwei weitere Preisträger haben einen Bezug zur Universität Heidelberg: Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt (Main), studierte an der Ruperto Carola und forschte für seine Doktorarbeit am MPI für medizinische Forschung in Heidelberg. Der Historiker Prof. Dr. Jörn Leonhard von der Universität Freiburg habilitierte sich an der Universität Heidelberg, nachdem er hier auch Studium und Promotion absolviert hatte.

Mitschnitt der Preisverleihung