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Forschungsnetzwerk „Umwelten – Umbrüche – Umdenken"Vom Aussterben bedroht: Ein Schmetterling als überlebensgroßes Wandgemälde

15. Juli 2022

Heidelberger Forschungsnetzwerk will mit der Aktion an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft auf den Biodiversitätsverlust aufmerksam machen

Mit der künstlerischen Gestaltung eines vom Aussterben bedrohten Schmetterlings – auf dem Wandgemälde wird überlebensgroß der Skabiosen-Scheckenfalter entstehen – will das an der Universität Heidelberg angesiedelte interdisziplinäre Forschungsnetzwerk „Umwelten – Umbrüche – Umdenken“ auf den Verlust der Artenvielfalt aufmerksam machen. Der französische Streetart-Künstler Mantra wird das Gemälde vom 18. bis 24. Juli 2022 großflächig auf einer Hauswand in Heidelberg gestalten. Das Forschungsnetzwerk begleitet den Prozess und gibt dabei Einblicke in seine Arbeit, die darauf zielt, angesichts der globalen Umweltkrise das Verhältnis von Mensch und Umwelt neu zu denken. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft wird das Projekt „Perceiving Extinction“ in Kooperation mit dem Metropolink Festival realisiert.

Mural TRN

Ein Schmetterling, der exemplarisch für eine Vielzahl von Arten steht, die vom Aussterben bedroht sind: Angesichts des fortschreitenden Biodiversitätsverlusts will das Forschungsnetzwerk mit seiner Aktion Aufmerksamkeit dafür generieren, dass derartige Extinktionsprozesse ebenso lokale Auswirkungen haben wie sie von globaler Tragweite sind. Der Künstler Mantra, mit bürgerlichem Namen Youri Cancell, hält Falter und Schmetterlinge weltweit auf Fassaden in Farbe und Form fest, um durch seine überlebensgroßen Inszenierungen der Tiere auf den Schwund der Artenvielfalt aufmerksam zu machen. Während er die Hauswand an der Uferstraße im Heidelberger Stadtteil Neuenheim gestaltet, begleitet das Forschungsnetzwerk die Aktion von der nahegelegenen Theodor-Heuss-Brücke aus. Dabei besteht für die Passantinnen und Passanten die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Forschungsnetzwerkes „Umwelten – Umbrüche – Umdenken“ und Mitwirkenden des Metropolink Festivals in den Dialog zu treten. Ein zentrales Thema soll dabei auch das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft sein: Welchen Beitrag können beide angesichts einer allgegenwärtigen Umweltkrise – auch im Zusammenspiel – leisten, um Handlungsspielräume zu erkennen, zu beschreiben und sie für einen ökologischen Umbruch zu nutzen? Während der Gestaltung des Murals werden wissenschaftliche Fakten durch künstlerische Aktionen ergänzt, wie etwa durch das sicht- und hörbar gemachte Gedicht „schmetterlinge“ der Berliner Lyrikerin Sabine Scho.

Die Wandgemälde-Aktion ist Ausgangspunkt für einen weiterführenden Dialog mit den Heidelberger Bürgern und Besuchern. Dazu plant das Forschungsnetzwerk vielfältige Aktivitäten, beispielsweise einen wissenschaftlichen Vortrag zum Thema Artensterben und eine Diskussion über Möglichkeiten, dem Biodiversitätsverlust zu begegnen. Zudem wird es eine Stadtführung entlang unterschiedlicher urbaner „Umbruchspunkte“ geben. Sie wird von der Geographin Ulrike Gerhard, der Literaturwissenschaftlerin Friederike Reents und dem Physiker André Butz gestaltet. Vorgesehen sind außerdem literarische Lesungen, die die vom Menschen gemachten Veränderungen unserer Welt künstlerisch in den Blick nehmen. Die Termine der einzelnen Veranstaltungen werden fortlaufend auf der Homepage des Netzwerks veröffentlicht.

Das Forschungsnetzwerk „Umwelten – Umbrüche – Umdenken“ ist ein Thematic Research Network, das in den Forschungsfeldern „Kulturelle Dynamiken in globalisierten Welten“ sowie „Selbstregulation und Regulation: Individuen und Gesellschaften“ der Universität Heidelberg verankert ist. Ziel ist es, im interdisziplinären Dialog von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften die aktuelle Umweltkrise mit ihren Auswirkungen auf Individuum und Gesellschaft zu analysieren. Ausgehend davon wollen die Mitglieder des Forschungsnetzwerks das Verhältnis von Mensch und Umwelt neu denken und die Frage beantworten, wie Grenzüberschreitungen und durch sie hervorgebrachte Umbrüche zum Handeln animieren können. Dabei werden nicht nur Brücken zwischen den Disziplinen, sondern auch zur Gesellschaft geschlagen.

Für das Projekt „Perceiving Extinction“ kooperiert das Forschungsnetzwerk mit Metropolink, Festival für urbane Kunst, das neue Perspektiven auf die Stadt und darüber hinaus schafft. Künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum eröffnen Möglichkeiten, diese Orte für die Gemeinschaft wiederzugewinnen, so seit 2018 das Patrick-Henry-Village (PHV), die ehemalige Wohnstadt der US-Army in Heidelberg. Kunst und Urbanität bilden den thematischen Kern von Metropolink, das mit dem Schulterschluss zu den Themen Kultur und moderne Stadtentwicklung eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von PHV als neuem, 16. Stadtteil Heidelbergs spielt.