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AuszeichnungMit einer Humboldt-Professur an die Universität Heidelberg

Pressemitteilung Nr. 119/2022
23. November 2022

Internationaler Forschungspreis geht auf Vorschlag der Ruperto Carola an den Biophysiker Daniel J. Müller

Um an der Universität Heidelberg das innovative Forschungs- und Transferfeld des Molecular Systems Engineering zu stärken, erhält der Biophysiker Prof. Dr. Daniel J. Müller eine mit bis zu fünf Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur. Sie wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Ausgezeichnet werden damit weltweit führende und im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um langfristig zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen durchzuführen. An der neugegründeten Fakultät für Ingenieurwissenschaften und am Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials (IMSEAM) soll Prof. Müller – Vordenker und Pionier eines ingenieurwissenschaftlichen Ansatzes in der Biologie – wegweisende Fragestellungen in der Bionanotechnologie bearbeiten. Aktuell ist der Wissenschaftler, der von der Ruperto Carola für diesen höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands vorgeschlagen wurde, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (Schweiz) tätig.

Mit seiner Forschung schlägt Prof. Müller eine Brücke zwischen den Lebenswissenschaften, der Systembiologie und der Synthetischen Biologie, um zu charakterisieren, wie inter- und intramolekulare Wechselwirkungen biologische Prozesse steuern. Neue bionanotechnologische Methoden wie das Rasterkraftmikroskop machen es möglich, Zellen mit Nanometerauflösung abzubilden, zelluläre Interaktionen zu lokalisieren und zu beobachten, wie einzelne Rezeptoren lebender Zellen kommunizieren. Mit der nanoskopischen Abbildung von Zellen, Zellmembranen oder Membranproteinen sollen gleichzeitig ihre physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften kartiert werden. Darüber hinaus entwickelt und verwendet die Forschungsgruppe von Prof. Müller nanotechnologische Instrumente, um die mechanischen Eigenschaften von Zellen bei grundlegenden Prozessen wie Adhäsion, Sortierung, Wachstum und Mitose zu quantifizieren. Zusammen mit Kollegen in Basel ist es zudem jüngst gelungen, effiziente Werkzeuge zur genetischen Reprogrammierung einzelner neuronaler Zellen in vitro und in vivo zu realisieren.

Mit Daniel J. Müller will die Ruperto Carola einen Wissenschaftler für den Standort Heidelberg gewinnen, der in der Fachwelt als exzellenter Vertreter seines Forschungsgebietes ausgewiesen ist. Neben der herausragenden wissenschaftlichen Qualifikation der Kandidaten für eine Humboldt-Professur sind die Konzepte der Hochschulen entscheidend, die den Forscherinnen und Forschern mit ihren Teams eine dauerhafte Perspektive in Deutschland bieten sollen. Die Universität Heidelberg verbindet mit der Berufung von Prof. Müller das Ziel, aus dem Zusammenwirken von molekularen Lebenswissenschaften und Materialwissenschaften mit dem Wissenschaftlichen Rechnen und dem Machine Learning in Verbindung mit neuartigen Hardwarekonzepten neue Ansätze eines Molecular Systems Engineering zu entwickeln. Aufbauend auf Prof. Müllers Erfahrungen im Bereich Ausgründungen kann die Universität Heidelberg ihre grundlagenorientierten Forschungsschnittstellen in die Industrie erweitern. So sollen die Translation der Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften in die Medizin und Medizintechnik ebenso wie der Transfer in industrielle Anwendungen befördert werden.

Portraitfoto des Biophysikers Daniel Müller

Daniel J. Müller studierte Physik an der Technischen Universität Berlin und am Hahn-Meitner-Institut in Berlin. Als Doktorand auf dem Gebiet der Biophysik war er am Forschungszentrum Jülich und am Biozentrum der Universität Basel (Schweiz) tätig. Der Promotion 1997 folgte im Jahr 2000 in Basel auch die Habilitation. Anschließend wechselte der Wissenschaftler nach Dresden. Dort war er Gruppenleiter am neugegründeten Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, ehe er 2002 als Professor für Zelluläre Maschinen an das Biotechnologische Zentrum der Technischen Universität Dresden berufen wurde. Seit 2010 lehrt und forscht er als Professor für Biophysik an der ETH Zürich. Prof. Müller ist unter anderem Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO), wirkte an mehreren wissenschaftlichen Strukturbildungsprojekten mit, darunter dem Swiss National Competence Center in Research (NCCR) Molecular Systems Engineering in Basel, und war bereits 2006 an einem erfolgreichen Spin-off in der Bionanotechnologie beteiligt.

Für die Alexander von Humboldt-Professur können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland nominiert werden, die in ihrem Fachgebiet weltweit eine führende Position einnehmen. Mit Unterstützung durch den hochdotierten Preis sollen sie mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschland nachhaltig beitragen. Das Preisgeld ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre ihrer Arbeit bestimmt. Jährlich können bis zu zehn Professuren vergeben werden, hinzu kommen von 2020 bis 2024 jeweils sechs weitere, die auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz besetzt werden. Nach erfolgreichen Berufungsverhandlungen mit den jeweiligen Universitäten wird die Verleihung der Preise im kommenden Jahr stattfinden.