Philosoph Hans-Georg Gadamer
1900 bis 2002
Der im März 2002 im Alter von 102 Jahren verstorbene Philosoph Hans-Georg Gadamer, der mehr als ein halbes Jahrhundert an der Universität Heidelberg wirkte, zählt zu den prägenden Gestalten der Philosophie des 20. Jahrhunderts.
Als Nachfolger von Karl Jaspers lehrte er seit 1949 an der Ruperto Carola, an der er auch noch lange nach seiner Emeritierung im Jahr 1968 Vorlesungen hielt. Sein Denken beeinflusste weltweit Geisteswissenschaftler verschiedenster Ausrichtung. Untrennbar mit Gadamers Namen verbunden ist die philosophische Hermeneutik. Sein 1960 erschienenes Hauptwerk „Wahrheit und Methode“ stellt eine philosophische Grundlegung der Hermeneutik als eine universale Theorie des Verstehens dar. Entscheidend für das philosophische Werk Gadamers war die Begegnung mit Martin Heidegger, bei dem er habilitierte. Die Prägung auf dessen Frage nach dem Sein und seine Analyse des Daseins als eines Sich-Verstehens verband sich bei Gadamer mit einer lebenslangen Auseinandersetzung mit der Philosophie der Antike. Seine Promotion und Habilitation beschäftigten sich mit Platon, auch seine letzten Veröffentlichungen behandelten noch den Anfang der Philosophie bei den Vorsokratikern. Zum 100. Geburtstag des Philosophen im Jahr 2000 richtete die Ruperto Carola einen Festakt mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland aus.