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UNIFY - Unit for Family, Diversity & Equality

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Familiengerechte Universität
Chancengleichheit und Diversity
Charta der Vielfalt
MHFA-Ersthelfer*innen

Themenseite Antirassismus

 

Die Universität bekennt sich in ihrem Leitbild zur Vielfalt ihrer Mitglieder. Dazu gehört auch, benachteiligende und diskriminierende Strukturen, Sprache und Handlungen zu identifizieren, anti-rassistisches Wissen aufzubauen und eine empowernde Umgebung für Betroffene zu schaffen.

Diese Themenseite sammelt Informationen und Angebote zum Thema rassistische Diskriminierung und antirassistische Bildungsangeboten/Vernetzung.

 

Plakatkunst
Wettbewerbsbeitrag der Studentin Sarah Fölsch im Rahmen der Campuskampagne:„Universität Heidelberg – Respekt leben, Vielfalt fördern, Miteinander gestalten“.

[Bildbeschreibung: Das Bild zeigt viele kleine Portraits unterschiedlicher Studierender der Universität. Alle heben den rechten Arm vor das Gesicht, so dass die Augen abgedeckt sind. Auf dem Unterarm steht auf jedem Bild #Vielfalt. In einem der Bildkacheln ist eine Hand abgebildet, der Zeigefinger zeigt auf den*die Betrachter*in. Darüber steht DU. In einem roten Balken unter den Fotos steht links neben dem Logo der Universität untereinander #RESPEKT leben und #VIELFALT feiern.]


 

Übersicht:

Glossar - Worüber sprechen wir?

Veranstaltungen und Angebote - Was macht die  Universität?

Lese-und Hörempfehlungen - Wie kann ich mich selbst weiterbilden?

Empowerment und Vernetzung - Wo finde ich Anschluss?

Ansprechpersonen in Fällen rassistischer Diskriminierung - Wohin kann ich mich wenden?

 


 

Glossar

 

Alltagsrassismus
Dieser Begriff beschreibt die Tatsache, dass in individuellen, strukturellen und kollektiven Handlungen, in Medien, Schule, Beruf, Öffentlichkeit alltäglich rassistisches Gedankengut, rassistische Sprache und Bilder reproduziert werden. Alltagsrassismus äußert sich oft unbewusst und unbeabsichtigt, etwa in Form von Lob dafür, "aber gut deutsch zu sprechen" oder übergriffigem Verhalten wie "ungefragt in die Haare fassen". Für Betroffene ist Alltagsrassismus oft eine wiederkehrende traumatische Erfahrung - sie werden wieder und wieder  einem "Othering" ausgesetzt.
 

Critical Whiteness
Kritische Weißseinsforschung (engl. Critical Whiteness) ist ein wissenschaftlicher und politischer Ansatz, der Weiß-Sein als soziale Kategorie in den Blick nimmt und damit seine norm-stiftende Position hinterfragen möchte. Der Ansatz stammt aus den USA, ist aber keine akademische "Erfindung". Das Benennen von  Privilegien und Ungleichheitsstrukturen, die von weißen Menschen geschaffen wurden und von denen weiße Menschen profitieren, geschieht schon seit Jahrzehnten durch Schwarze Aktivist*innen und Bürgerrechtler*innen, hält aber erst seit etwa zehn Jahren Einzug in die öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurse in Deutschland.
 

Mikroagressionen
Mikroagrassionen sind Alltagsrassismen, die auf den ersten Blick von Seiten der handelnden Person vielleicht sogar als Kompliment gemeint sind ("sie sprechen aber gut deutsch") oder oberflächlich Neugier / Interesse auszudrücken scheinen ( "woher kommen Sie (wirklich)?"), bei denen aber eigentlich signalisiert wird, dass die angesprochene Person nicht zur Norm gehört bzw. aufgrund des Erscheinungsbildes oder vermuteter kultureller Herkunft nicht zur "normalen" Gesellschaft gehören kann. Dieses Infrage-Stellen der Identität wäre als Einzelfall vielleicht händelbar, entfaltet seine destruktive Wirkung aber durch die alltäglich wiederkehrenden Erlebnisse, die bei Betroffenen wie immer wiederkehrende verletzende Nadelstiche der Ausgrenzung wirken. Auf Mikroagressionen angesprochen, reagieren weiße Menschen oft mit "white fragility".
 

Othering
Der Begriff "Othering" wurde 1985 von der Postkolonialen Theoretikerin Gayatri Chakravorty Spivak eingeführt1. er beschreibt den Vorgang einer absichtlichen oder unbewussten Abgrenzung durch Konstruktionen von "Wir" und "die Anderen" in einer Gesellschaft.  "Die Anderen" werden im Vergleich zum "Wir" der Mehrheitsgesellschaft dabei entweder offen abgewertet, "weniger aufgeklärt", "weniger gebildet", "weniger fähig" zu sein oder mit vermeintlich positiven Merkmalen belegt wie "exotisch", "naturverbunden", "rassig", "von Natur aus sportlich / tänzerisch begabt". Betroffene erleben die  Zuschreibung und Reduzierung auf stereotype, rassistische  Eigenschaften etwa in form von Alltagsrassimen wie Mikroagressionen als ständige Ausgrenzung, die ein Gefühl der Zugehörigkeit verhindert und die eigenen  Identitätsfindung erschwert.
 

PoC / BIPoC
Die Abkürzungen bedeuten People of Color und Black, Indigenous People of Color. Hinter dieser Selbstbezeichnung vereinen sich unterschiedliche Communities, die aufgrund äußerlicher Merkmale oder kultureller Fremdzuschreibungen Rassismus und Ausgrenzung erfahren.  In Deutschland zählen Menschen aus der afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Diaspora dazu.
 

Rassismus
Rassismus iat eine Ideologie, die Menschen anhand äußerer Erscheinungsmerkmale, ihrer Namen, ihrer zugeschriebenen Herkunft, Kultur oder Religion abwertet. Rassismus hat eine Vielfalt von Erscheinungsformen von Alltagsrassismen über strukturellen Rassismus bis  hin zu rassistischen Gewalttaten. Rassismus braucht keine Absichtserklärung, Handlungen und Äußerungen können, auch wenn Sie unwissentlich oder unabsichtlich getätigt werden, rassistisch sein. Rassismus existiert in der Realität stets im Rahmen ungleicher Machtverhältnisse, bei der eine Gruppe von Menschen als "Norm" gilt und über mehr Teilhabe und-Machtressourcen verfügt als Andere, die wiederum von Ausschlussmechaismen betroffen sind.
Der klassische biologistische Rassismus hat seinen Ursprung im neuzeitlichen Kolonialismus. Auf der Basis naturwissenschaftlicher "Forschung" zu phänotypischen Merkmalen wie der Hautfarbe wurde die Existenz von "Menschenrassen" konstruiert, die anhand zugeschriebener (fehlender) Eigenschaften und (mangelnder) Fähigkeiten hierarchisiert wurden. An der Spitze dieser Herarchie standen die weißen Europäer*innen. Die hierarchische Rassifizierung und Abwertung nicht-weißer Menschen diente als Legitimationgrundlage für die Ausbeutung und Versklavung "untergeordneter Rassen", die dann als "unzivilisert", "dumm", "triebgeleitet" von europäischen Kolonialmächten "beherrscht", "zivilisiert" und - in manchen Fällen - "gerettet" werden sollten.
Der britische Soziologe Stuart Hall prägte 1989 den Begriff des Kulturrassismus, einem Rassismus ohne Rassen, der den biologistischen Rassismus abgelöst hatte.2 Statt angeblichen menschlichen "Rassen" Mängel zuzusschreiben, wurde nun von unveränderlichen Kulturdefiziten gesprochen. Angehörige einer angeblichen Kultur wurde damit aus eurozentrischer Perspektive ein Set an (meist negativen oder mangelhaften) Eigenschaften und Stereotyoen zugesprochen, das vor allem deren "Fremdsein" betonte, um die Unvereinbarkeit mit westlichen Werten und Normen zu verdeutlichen und den Hegemonieanspruch der westlichen Kultur zu legitimieren.
 

Schwarze Menschen, Schwarz-Sein
Mit Schwarz ist nicht die Hautfarbe gemeint. Schwarz/Schwarze Menschen (mit großem "S") ist eine Selbstbezeichnung der Community und beschreibt ungleiche konstruierte Machtverhältnisse und strukturelle Ungleichheiten, die im Begriff Schwarz-Sein sichtbar werden sollen. Das Adjektiv "farbig" ist kolonialistischen Ursprungs und sollten unbedingt vermieden werden. Auch die Beschreibung "dunkelhäutig" wird von vielen Schwarzen Menschen und PoC abgelehnt.
 

Struktureller Rassismus
Struktureller oder Institutioneller Rassismus bedeutet, dass in unseren gesellschaftlichen Strukturen, auf dem Arbeits- und Wohnungmarkt, in Bildungseinrichtungen und öffentlichen Ämtern und in der Rechtssprechung über Jahrhunderte (unbewusst) rassistisches Wissen tradiert und damit reproduziert wurde und noch wird. Schwarze Menschen und People of Color erfahren dadurch in Schule, Ausbildung, auf Arbeits- oder Wohnungssuche oder durch staatliche Behörden Teilhabebarrieren, Benachteiligung oder rassistische Gewalt. Die Anerkennung der Tatsache, dass unserer Gesellschaftsstrukturen rassistisch geprägt und wir als Individuen daher auch rassistisch sozialisiert sind, ist ein erster Schritt in der rassismuskritischen Auseinandersetzung.
 

Weiße Menschen, Weiß-Sein
Auch das kursiv und klein geschriebene weiß bezieht sich nicht auf die Hautfarbe. Es macht die privilegierten Positionen von als weiß gelesenen Menschen in einer Gesellschaft sichtbar, die von strukturellen Ungleichheiten und Rassismus geprägt ist. Weiße Menschen dominieren in einer weißen Welt(wirtschafts)ordnung und profitieren davon. Sie können - bewusst oder unbewusst - Rassismus reproduzieren aber selbst niemals von Rassismus betroffen sein.
 

White fragility
Der Begriff "white fragility" (dt.: "weiße Zerbrechlichkeit") wurde 2011 von der  US-Soziologin Robin DiAngelo geprägt3 und  beschreibt in der Kritischen Weißseinsforschung eine typische Reaktion weißer Menschen, wenn diese auf eigene Alltagsrassismen wie etwa Mikroagressionen aufmerksam gemacht werden. Sie äußert sich in starker emotionaler Entrüstung, Leugnung, agressiver Ablehnung oder Relativierung der Rassismuserlebnisse Betroffener.
 

White privilege
Mit "white privilege" (dt.: "weißes Privileg") wird die Gesamtheit der Vorteile, privilegierten Positionen und Wahlfreiheiten umschrieben, die weiße Menschen als Mitglieder der "Norm" in einer Mehrheitsgesellschaft genießen, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst wären. Zum "white priviledge" gehört es auch, nicht über Hautfarbe oder Rassismus nachdenken zu müssen und  einen blinden Fleck für das eigene Weiß-sein zu haben. Während "die Anderen" "Schwarz", "türkisch", "muslimisch" sind, wird die eigene Person einfach als "Mensch", bzw. "Deutscher Mensch" wahrgenommen.
 

Weitere und ausführlichere Informationen für eine diskriminierungsfreie Sprache finden Sie auf folgender Seite:
Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen

Als umfassendes Nachschlagewerk können wir empfehlen:
Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.):„Wie Rassismus aus Wörtern spricht - (K)erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagwerk“, Unrast-Verlag (2011).

 

1 Spivak, Gayatri Chakravorty (1985): The Rani of Simur. An Essay in Reading the Archives. In: Barker, Francis et al. (Hrsg.): Europe and its Others. Colchester: University of Essex, 128–151.

 Hall, Stuart (1989b): Rassismus als ideologischer Diskurs. In: Das Argument 178,Hamburg: Argument Verlag. S. 913-921

3 DiAngelo, Robin (2011):  White Fragility. In: International Journal of Critical Pedagogy, 3(3)


Teile dieses Glossars sind angelehnt an die Erläuterungen im Glossar des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e.V. (Letzter Zugriff: 17.03.2021).

 


 

Veranstaltungen und Angebote - Was macht die Universität?
 

Sommersemester 2021:

Rassismus "verlernen" an der Universität -
Workshopreihe mit Kamady Fofana


Awareness Workshop
Zielgruppe: weiße Studierende
19. Juli 2021 von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr via zoom.

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Empowerment Workshop
Zielgruppe: Black, Indigenous People of Color (BIPoC)
20. Juli 2021 von 9.00 bis 13.00 Uhr via zoom.

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Rassismuskritische Ansätze für die universitäre Lehre
Zielgruppe: Universitätsmitglieder mit Lehraufgaben
23. Juli 2021 von 9.00 bis 13.00 Uhr via zoom.

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Mehr Informationen zu den einzelnen Workshops und dem Referenten finden Sie  Externer Inhalt hier.

Die Plätze sind begrenzt. Anmeldungen bitte an: evelyn.kuttikattu@uni-heidelberg.de
Im Anschluss an die Anmeldung wird der Teilnahmelink zugesandt.

 


 

Lese- und Hörempfehlungen

 

Bücher (deutsch und englisch):

  • "Mist, die versteht mich ja - Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen", Biographie unserer Gesprächspartnerin aus Folge 1,  Florence Brokowski-Shekete.
  • "Deutschland und die Migration: Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen", Veröffentlichung unserer Gesprächspartnerin aus Folge 2, Dr. Maria Alexopoulou.

weitere Empfehlungen:

  • "Exit Racism“ von Tupoka Ogette
  •  „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ von Alice Hasters
  • „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow
  •  "Why I'm No Longer Talking To White People About Race" von Reni Eddo-Lodge
  • "Schwarzer Feminismus“ von Natasha A. Kelly
  • „Die Bedeutung von Klasse“ von Belle Hooks
  • "Between The World and Me" von Ta-Nehisi Coates
  • "The Hate U Give" von Angie Thomas
  • "Eure Heimat ist unser Albtraum" von Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah u. v. m.
  • "Schwarzsein in einer rassistischen Welt" von Ijeoma Oluo
  • "Women, Race & Class" von Angela Davis
  • "Wir müssen über Rassismus sprechen. Was es bedeutet, in unserer Gesellschaft weiß zu sein" von Robin DiAngelo
     

Podcasts/Audio-Interviews

 


 

Empowerment und Vernetzung in der Region und deutschlandweit

 

Vashu e.V. - Verein afrikanischer Studierender an der Universität Heidelberg
Facebook-Gruppe: @VasuhOfficial
Email

UMOJA! e.V. Mannheim
Intergenerationales Team von Schwarzen, afrikanischen und afrikanisch-diasporischen Menschen.
Empowernde Workshops und safe spaces für Schwarze Menschen.
Facebook-Gruppe:Umoja-ma

Migration Hub Heidelberg
Netzwerk in der Rhein-Neckar Region. Bereitstellung von Räumen, Netzwerkarbeit und individuelle Betreuung und Unterstützung von Initiativen  von und für  Migrant*innen und BPoC.
Homepage

ADAN e.V. Afro Deutsches Akademiker Netzwerk
Netzwerk für Studierende, Professionals und Unternehmen/ Organisationen.  Mentoring, Events, berufliche Kontakte und persönlicher Austausch. Die Mitglieder arbeiten daran, ein  aufgeklärtes Bild von Afrika nach außen zu tragen.
Homepage

ISD - Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
Zusammenschluss Schwarzer Menschen, die sich für die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland einsetzen. Der Verein möchte ein Schwarzes Bewusstsein fördern, Rassismus entgegentreten und die Vernetzung Schwarzer Menschen und ihrer Organisationen unterstützen.
Homepage

ADEFRA e.V.
Kulturpolitisches Forum von und für Schwarze Frauen* zur Förderung der Lebensqualität Schwarzer Frauen* und Mädchen in Deutschland.
Homepage

MyUrbanology
Onlineplattform für Schwarze und POC-Perspektiven im deutschsprachigen Raum. Rolemodels, Lifestylethemen, Research, Wohlfühlorte, Literatur, Job-Angebote.
Homepage

 


 

Ansprechperson bei Diskriminierung

Ansprechpersonenn nach AGG bei Fällen rassistischer Diskriminierung an der Universität:
 

 

 

Autonomen Referats für Betroffene von Rassismus und Diskriminierung aufgrund kultureller Zuschreibungen:
Email: rbd@stura.uni-heidelberg.de
Homepage mit Formular zur Vorfallmeldung

 

Kommunale Antidiskriminierungsstelle:

Amt für Chancengleichheit
Bürgeramt Mitte
Bergheimer Straße 69
69115 Heidelberg
antidiskriminierung@heidelberg.de
Tel: 06221 58-15500


Julia Hanstein: E-Mail
Letzte Änderung: 30.07.2023
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