Jahresfeier: Rektor fordert Fokussierung der Forschungsmittel
Die Universität Heidelberg hat den herausragenden Ruf, den deutsche Wissenschaft und Forschung in der Welt genießen, ganz wesentlich mit erarbeitet. Das betonte Bundespräsident Christian Wulff in seiner Festrede während der Jahresfeier 2011. In Heidelberg zu studieren, zu lehren, zu forschen sei ein Privileg, das aber auch die Verantwortung mit sich bringe, eine Universität zu sein, die Vorbild ist. „Die Universitäten haben eine Orientierungsfunktion für ihre Studenten und für die Bürger und für unser Land“, sagte der Bundespräsident in der Aula der Neuen Universität.
Mit der festlichen Veranstaltung Ende Oktober beschloss die Ruperto Carola die Jubiläumsfeierlichkeiten zu ihrem 625-jährigen Bestehen und eröffnete zugleich das neue Akademische Jahr. Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Bernhard Eitel, konnte dazu rund 850 Gäste in der sanierten Neuen Aula willkommen heißen (Foto: Hentschel).
Ort zweckfreier Neugier
Von Friederike Nüssel
Was die Entwicklung der Lehre an den Universitäten in Deutschland angeht, so leben wir in aufregenden Zeiten. Die Bologna-Reform hat mit der Einführung der gestuften Studienstruktur und der Modularisierung des Lehrangebots in den letzten Jahren für neue Rahmenbedingungen gesorgt und einen intensiven Dialog über die Weiterentwicklung der Lehre befördert. Zugleich stehen wir in einem umfassenden Bildungsreformprozess, zu dem die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium gehört.
Die doppelten Abiturjahrgänge – in diesem Jahr zunächst in Bayern, im nächsten Jahr auch in Baden-Württemberg und den meisten anderen Bundesländern – stellen die Universitäten vor neue Herausforderungen, die durch die Aussetzung der Wehrpflicht noch verstärkt werden. Dies bedeutet bewegte Zeiten nicht nur für die Universitäten sondern auch für die, die sich in den letzten Wochen und Monaten für ein Studium entschieden haben und nun an der Universität immatrikuliert sind.
Mit „Sonne“ und „Falcon“ dem Ozonabbau auf der Spur
Zum Schutz der Ozonschicht wurde vor mehr als 20 Jahren die industrielle Produktion von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) verboten. Aufgrund von Forschungsergebnissen Heidelberger Umweltphysiker vermuten Wissenschaftler allerdings, dass die Ozonschicht auch durch natürliche Chlor, Brom- und möglicherweise Iodverbindungen geschädigt wird, die vor allem in den Küstenbereichen der Ozeane von Wasserpflanzen und Mikroorganismen gebildet werden.
Diese Vermutung, die inzwischen von weiteren Forschungsergebnissen gestützt wird, soll eine internationale Feldmesskampagne im südchinesischen Meer im Zuge des auch von der Europäischen Union getragenen Projekts SHIVA klären (Foto: Forschungsschiff „Sonne“, Copyright: IFM-GEOMAR). Das Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg hat die Gesamtkoordination des mit zehn Millionen Euro geförderten Vorhabens übernommen, an dem rund 130 Wissenschaftler aus 17 Institutionen in Europa und Malaysia beteiligt sind. Die Messungen stehen jetzt im November und Dezember an.
Arbeitsstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Prüfungsängste
Von Annabell Axtmann
„Ein gutes Gleichgewicht von Struktur und Freiheit, Anspannung und Entspannung, Konzentration und Distraktion, Wissenschaft, Kunst und Leben“ sei für ein glückliches und erfülltes Leben wichtig, sagt der Leitende Arzt der Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks Heidelberg (PBS), Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla (Foto: privat). Holm-Hadulla hat Medizin und Philosophie in Marburg, Rom und Heidelberg studiert, einen Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Heidelberg erlangt und zudem parallel eine psychoanalytische Ausbildung absolviert. Heute ist der Autor mehrerer Bücher allerdings nicht nur für die PBS verantwortlich sondern zudem Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Lehranalytiker der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Ein Interview:
Wie setzt sich das Beratungs-Team der PBS zusammen?
Kosmische Kollision in Pandoras Galaxienhaufen
Die größte bisher bekannte kosmische Kollision hat sich in einem weit entfernten Galaxienhaufen namens Abell 2744 (Copyright Bild: NASA, ESA, ESO, CXC, J. Merten (Heidelberg/Bologna) & D. Coe (STScI)) abgespielt. Das hat ein internationales Team von Wissenschaftlern herausgefunden, als es die Trümmer dieses Zusammenpralls untersuchte. Zum Einsatz kamen dabei neuartige Forschungsmethoden, die am Institut für Theoretische Astrophysik der Universität Heidelberg entwickelt wurden.
Dank dieser war es möglich, den Ablauf über einen Zeitraum von einigen hundert Millionen Jahren nachzustellen und damit zu verstehen, wie sich großräumige Strukturen im Universum entwickeln und im Zuge dessen verschiedene Arten von Materie miteinander in Wechselwirkung treten. An der Kollaboration waren Forscher aus Brasilien, Deutschland, Israel, Italien, Kanada, Schottland, Spanien, Taiwan und den USA beteiligt.
Die Angst des Schiedsrichters vor dem Pfiff
Von Oliver Fink (Text und Foto)
Wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen ist Prof. Dr. Henning Plessner wichtig. Seit vergangenem Jahr lehrt und forscht der studierte Psychologe, der bei den Medien immer wieder als Experte gefragt ist, am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. Und von seinen Trainingsprogrammen profitieren nicht nur Athleten unterschiedlicher Disziplinen sondern auch Schiedsrichter.
„Gerade bei Foul-Situationen fühlen sich viele Schiedsrichter unsicher. Neben der richtigen Einschätzung einer solchen Szene werden sie in ihrer Entscheidung – die blitzschnell erfolgen muss – von vielen äußeren Faktoren beeinflusst. Das können lautstarke Zuschauerreaktionen sein, aber selbst Dinge wie beispielsweise die Trikotfarbe können unbewusst eine Rolle spielen“, erläutert Henning Plessner.