Annotation und automatische Analyse von Moralisierungspraktiken in verschiedenen Wissensdomänen

 

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Projektleitung: Dr. Maria Becker
Kontakt: maria.becker (at) gs.uni-heidelberg.de

 

 

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Imagefilm zur Heidelberger Linguistik und unserem Projekt

Aktuelles

  • 07/23: Anfang Juli durfte unsere Projektleiterin Maria Becker zu Gast sein beim Marsilius-Kamingespräch zum Thema "Wissenschaftskommunikation vor dem Hintergrund neuer Technologien" (im Rahmen der Nature Marsilius Gastprofessur von Michele Catanzaro). Dabei ging es unter anderem auch um unser Moralisierungsprojekt, hier geht es zum Video!
  • 07/23: Unser Paper "Detection and Analysis of Moralization Practices Across Languages and Domains" (Maria Becker, Lars Tapken und Bruno Brocai) wurde bei der International Contrastive Linguistics Conference angenommen. Wir freuen uns sehr auf die Konferenz!
  • 07/23: Bei der Eröffnungsfeier des Heidelberger Center for Digital Humanities am 21.07.2023 war unser Projekt mit einem Poster zum Thema "Automatisierte Analyse komplexer Forschungsthemen aus den Geisteswissenschaften" vertreten. Außerdem durfte unsere Projektleiterin Maria Becker beim Round Table Gespräch mitdiskutieren, in dem es vor allem um die Möglichkeiten und Herausforderungen einer interdisziplinären DH-Forschung und Lehre ging.
  • 07/23: Am 20.07.2023 hielt unsere Projektleiterin Maria Becker am Institut für Übersetzen und Dolmetschen einen Vortrag zum Thema "Qualitative und quantitative Analyse von Sprachhandlungsmustern in verschiedenen Sprachen und Domänen", in dem unser Moralisierungsprojekt als Anwendungsszenario vorgestellt wurde.
  • 06/23: Zusammen mit Dr. Swetha Ananth vom Heidelberger Center for Integrative Infectious Diseases Research (CIID) haben wir eine Pilotstudie zum Thema "The Moral Dimension of Heath" durchgeführt, die nun auf dem Blog des Discourse Lab veröffentlicht wurde.
  • 06/23: Bruno Brocai und Maria Becker haben unser Projekt im Juni bei DH Insights vorgestellt, daraus ist nun auch ein Blogbeitrag auf DH Insights entstanden.
  • 02/23: Im Februar hat uns das Filmteam von BellaVistaFilm besucht, dabei ist ein toller Imagefilm zur Heidelberger Linguistik und unserem Projekt entstanden. Der Dreh hat uns viel Spaß gemacht!
  • 12/22: Für unser Folgeprojekt "Computational Modeling of Complex Research Topics from the Humanities", in dem wir die entstehenden Annotationen automatisiert auswerten und analysieren, haben wir eine Förderung im Rahmen der Exzellenzuniversität auf Vorschlag des Heidelberger Forums Digital Humanities und des Research Councils erhalten.

 

Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts

 

In dem Projekt "Annotation und automatische Analyse von Moralisierungspraktiken" erstellen wir ein Datenset mit Texten aus verschiedenen Sprachen und Wissensdomänen, in denen Sprachhandlungen des Moralisierens annotiert werden. 

Unter moralisierende Sprachhandlungen verstehen wir diskursstrategische Verfahren, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise “Freiheit”, “Sicherheit” oder “Glaubwürdigkeit”) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Dies sei anhand der folgenden Beispielannotation unten exemplifiziert, in der das Hochwertwort “Sicherheit” eingesetzt wird, um eine Forderung bezüglich einer Obergrenze für Geflüchtete zu untermauern:

 

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 Beispielannotation aus unserem Datensatz

 

Im Rahmen des Projekts sollen Korpora mit Moralisierungsinstanzen aus verschiedenen Wissenbereichen, Textsorten, Wissenskulturen und Sprachen erstellt und mit (linguistischen) Merkmalen annotiert werden, die charakteristisch für die Beschreibung von Moralisierungshandlungen sind. Zu diesen Annotationskategorien gehören (vgl. die Beispielannotation oben):

  • moralische Werte, wie sie von der Moral Foundations Theory (Haidt et al., 2012) kategorisiert werden (beispielsweise Care vs. Harm, Fairness vs. Cheating…)
  • Die Rollen und Gruppenzugehörigkeiten der beteiligten Protagonist:innen
  • Die kommunikative Funktion der Äußerung (nach Jakobson, 1979)
  • die Explizitheit bzw. Impliztheit der mit der Moralisierung einhergehenden Forderung.

 

Zur Annotation verwenden wir das Tool INCEpTION (Link zu unserer Use Case Beschreibung). Der entstehende Datensatz wird zur systematischen linguistischen Analyse sowie zur automatisierten Erforschung des Phänomens der Moralisierung  genutzt  - ein diffuses alltagssprachliches Konzept, das als Terminus der deskriptiven Linguistik operationalisiert werden soll.

Dabei sollen sowohl textsorten- als auch sprachvergleichendgearbeitet werden: Uns interessiert zum einen, welche linguistischen und funktional-pragmatischen Eigenschaften moralisierende Sprachhandlungen in verschiedenen Textsorten und Wissensdomänen aufweisen und was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind. Zum anderen wollen wir herausarbeiten, welche sprachlichen Mittel und Funktionen Moralisierungshandlungen in verschiedenen Sprachen und Wissenskulturen auszeichnen.

Wir verfolgen dabei einen Mixed-Method-Ansatz, der sowohl qualitativ-linguistische Analysen als auch quantitativ-automatisierte Auswertungen der Daten umfasst: Im Rahmen der linguistischen Analyse stehen dabei die Detektion und systematische Auswertung sprachlicher Oberflächenstrukturen und semantischer Tiefenstrukturen moralisierender Sprachhandlungen sowie Korrelationsanalysen der verschiedenen Annotationskategorien im Vordergrund.

In Kooperation mit dem Heidelberger Scientific Softwarecenter sollen darüber hinaus basierend auf den annotierten Datensätzen automatisierte Modelle entwickelt werden, die diese Annotationskategorien für unannotierte Datensätze automatisch vorhersagen können. Erprobt werden sollen unterschiedliche Modelle wie etwa feature-basierte Architekturen, traditionelle Klassifikationsmodelle sowie überwachte und unüberwachte Deep Learning Verfahren.

Wichtige Ergebnisse des Projekts werden die Verfügbarmachung und Kuration der annotierten Datensätze, die Ergebnisse der systematischen linguistischen Analysen von Moralisierungshandlungen sowie die Modelle zur automatischen Analyse und Evaluation sein. Dabei ist davon auszugehen, dass sich die gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der Fragestellung, welche Modelle und Methoden zur qualitativen und quantitativen Erforschung von Moralisierungen eingesetzt werden können, auf viele weitere komplexe geisteswissenschaftliche Forschungsfragen generalisieren lassen.

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Team

Die Forschungsgruppe besteht derzeit neben der Projektleiterin Maria Becker aus sechs studentischen Hilfskräften und einer Praktikantin aus den Fachbereichen Sprachwissenschaft, Psychologie und Computerlinguistik.

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Von links nach rechts; Carina Kiemes (Digitale Linguistik), Lars Tapken (Computerlinguistik), Alina Wenzlawski (Germanistik/Romanistik), Bruno Brocai (Germanistik/Anglistik), Barbara Daigeler (Psychologie), Rebecca Rodemer (Germanistik/Romanistik), Maria Becker (Linguistik/Computerlinguistik). Nicht auf dem Bild: Sina Helber (Germanistik/Romanistik).

 

Veröffentlichungen

  • Becker, M. (2023): Möglichkeiten der automatisierte Analyse komplexer Forschungsfragen aus den Digital Humanties (Poster). Eröffnungsfeier des Heidelberg Center for Digital Humanities (HCDH), Heidelberg.
  • Becker, M./Brocai, B.(2023): Computationelle und manuelle Auswertung komplexer Textannotationen. Blogbeitrag auf DH Insights.
  • Becker, M./Ananth, S./Kiemes, C.(2023): The Moral Dimensions of Health. Blogbeitrag auf DiscourseLab.
  • Becker, M./Felder, E./Müller, M.(2023): Moral und Moralisierung: Linguistische Zugänge zu einem diskursrelevanten Phänomen. In: Deutsche Sprache, Zeitschrift für Theorie, Praxis und Dokumentation.
  • Becker, M./Felder, E. (2022): Moralisierung zwischen den Zeilen: Auf den Spuren einer kommunikativen Praktik. In: Jubiläumsheft der Zeitschrift für Diskursforschung.
  • Becker, M., Kiemes, C., Tapken, L. (2022): Grammatik der Moralisierung (Poster). Jahrestagung des Forschungsnetzwerks Sprache und Wissen, Akademie der Wissenschaften, Heidelberg.
  • Becker, M. (2022): Automatisierte Analyse komplexer Forschungsthemen aus den Geisteswissenschaften - Herausforderungen und Grenzen (Poster). 27. Deutscher Germanistentag, Paderborn.

Vorträge

  • 07/23: "Qualitative und quantitative Analyse von Sprachhandlungsmustern in verschiedenen Sprachen und Domänen", Institut für Übersetzen und Dolmetschen, Universität Heidelberg (Maria Becker)
  • 06/23: "Computationelle und manuelle Auswertung komplexer Textannotationen". Vortrag bei DH Insights, Universität Heidelberg (Maria Becker, Bruno Brocai)
  • 01/23 "Annotation und Analyse von Moralisierungspraktiken in verschiedenen Wissensdomänen". Vortrag am Institut für Übersetzen und Dolmetschen, Universität Heidelberg (Maria Becker)
  • 10/22: "Diskursgrammatik und sprachliche Praxis: Korpusgestützte Forschungsansätze" . Vortrag auf der Jahrestagung des Forschungsnetzwerks Sprache und Wissen (Maria Becker gemeinsam mit Dr. Michael Bender)
  • 04/22: "Annotation und Analyse von Moralisierungspraktiken in verschiedenen Wissensdomänen". Werkstattbericht im Heidelberger Forum für Digital Humanities (Maria Becker)
  • 04/22: "Moral und Moralisierung". Projektvorstellung am Institut für Deutsche Sprache, Forschungsgruppe "Sprachvergleichende Pragmatik: Normen, Regeln und Moral im alltäglichen Leben (NoRM-aL)" (Maria Becker gemeinsam mit Sven Bloching und Marcel Kückelhaus)

Kooperationspartner:innen

 

Förderung

Das Projekt wird seit Oktober 2021 im Rahmen der Exzellenzuniversität auf Vorschlag des Heidelberger Forums Digital Humanities (HFDH) und des Research Councils gefördert  [Zur Projektseite]. Weitere Fördergelder stammen aus dem Young Marsilius Fellowship for Interdisciplinarity and Science Communication (YMFP) der Projektleiterin Maria Becker (Oktober 2021 - September 2022). Darüber hinaus haben wir eine Förderung vom Scientific Software Center (SSC) der Universität Heidelberg erhalten, die uns seit September 2022 bei der Entwicklung der computationellen Modelle zur automatischen Analyse von Moralisierungspraktiken unterstützen werden.

 

 

 

 

Bridge

 

Letzte Änderung: 25.09.2023
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