Wintersemester 2005/2006

Vorlesung

Lateinische Reiseliteratur von der Spätantike bis in die Karolingerzeit

2st., Fr 10.15-11.45 Beginn: 21.X. Prof.Walz

Pilgereisen, Missionsreisen, Jenseitsreisen, Reisen mit einem betimmten Ziel oder weg von der Heimat: Viel wurde gereist zwischen Spätantike und Karolingerzeit, real und in der Phantasie. Entsprechend zahlreich und vielseitig präsentiert sich die lateinische Reiseliteratur, die gleichzeitig eine Reise durch die Kulturgeschichte der betreffenden Zeit ist.

 

Vorlesung/Übung

Sidronius Hosschius († 1653) und der flämische jesuitische Dichterkreis

2st., Di 16.15-17.45 Vorb.: 18.X. Prof.Wiegand

Außer der Jakob Baldes († 1668) ist die neulateinische Dichtung des Jesuitenordens in Europa trotz bedeutender zeitgenössischer Wirkung wenig bekannt. In der Vorlesung und Lektüreübung soll es darum gehen, eine neulateinische Dichtergruppe um den Flamen Sidronius Hosschius näher kennenzulernen, dessen lateinische Elegien, darunter Passionsgedichte, zuerst 1656 erschienen, von sehr hoher Qualität sind und bis in das XIX.Jahrhundert häufig gedruckt, viel gelesen und in zahlreichen Übertragungen in die Volkssprachen verbreitet wurden. Diese elegische dichtung wurde im Orden und weit über ihn hinaus nicht zuletzt wegen ihrer sprachlichen und metrischen Eleganz als musterhaft betrachtet. Neben Sidronius wird das Werk weiterer Lyriker wie Iacobus Wallius, Balduinus Cabillavius und Guilelmus Becanus zur Sprache kommen. Zugleich wird in der Vorlesung ein erster Überblick über die europäische nicht-dramatische Jesuitendichtung versucht werden. Wir werden in der Lektüreübung ausgewählte Gedichte gemeinsam lesen und interpretieren. Die Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt werden.

Zur einführenden Lektüre empfohlen: A.Thill (ed.): La Lyre Jésuite. Anthologie de poèmes latins (1620-1730), Genf 1999; J.J.Mertz u.a. (ed.): Jesuit Latin poets of the 17th and 18th centuries. An anthology of neo-latin poety, Wauconda, Ill. 1989.

 

Seminar

Andreas Capellanus, De amore

2st., Do 11.15-12.45 Beginn: 20.X. Prof.Knapp

Der lateinische Traktat De amore aus dem späten XII.Jahrhundert von einem nicht sicher zu identifizierenden Kleriker namens Andreas gehört zu den faszinierendsten, rätselhaftesten und umstrittensten Texten des Mittelalters. Als kultur- und literaturgeschichtliches Zeugnis ersten Ranges hat er Teil an den verschiedensten Diskursen seiner Zeit, dem psychologischen, pathologischen, physiologischen, soziologischen,philosophisch-dialektischen, kanonistisch-juristischen, allegori-schen, epischen, vor allem aber am minnedidaktischen und am moraltheologischen Diskurs, ohne jedoch seine tatsächliche Sinngebung wirklich preiszugeben. Das durchaus weltliche Thema der geschlechtlichen Liebe aus der Welt des Hofadels wird zudem in das gelehrte Gewand eines hochrhetorisierten Lateins gekleidet, welches beträchtliche Verständnisschwierigkeiten bietet. Gemeinsame Lektüre und Übersetzung soll den Weg zu einer interpretatorischen Annäherung ebnen, die zumindest ansatzweise versucht werden soll. Ein Leistungsnachweis kann im Anschluß an das Seminar durch eine schriftliche Hausarbeit erworben werden, deren Thema mit dem Seminarleiter vereinbart wird.

Text und Forschungsliteratur: Andreae Capellani regii Francorum De Amore libri tres, ed. E.Trojel, Kopenhagen 1892, Neudruck 1964. - Bibliographie im Compendium auctorum latinorum medii aevi, Bd.I, Florenz 2003, s.n. - Mittelalterbilder in neuer Perspektive, ed. E.Ruhe/R.Behrens, 1985. A.Karnein, De amore in volkssprachiger Literatur, 1985. P.Cherchi, Andreas and the Ambiguity of Courtly Love, 1994.

 

Übung

Paläographie IV: «Gotische» und «humanistische» Schriftarten

2st., Mo 14.15-15.45 Vorb.: 24.X. Prof.Berschin

Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom XII. bis XV.Jahrhundert. Mit einem Ausblick auf die moderne Schriftentwicklung. Interessenten ohne Vorkenntnisse mögen sich vor Beginn in der Sprechstunde anmelden.

 

Übung/Lektüre

Texte zur Vorlesung "Lateinische Reiseliteratur"

2st., Fr 12.15-13.45 Beginn: 21.X. Prof. Walz

Ergänzend zur Vorlesung besteht die Gelegenheit, die besprochenen Texte zu vertiefen bzw. weitere zum Thema kennenzulernen. Organisation der Textausgaben in der ersten Sitzung.

 

Proseminar/Übung

Karolingische Dichter

2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 19.X. T.Licht

Der kulturelle Aufschwung der Karolingerzeit ist auch an Qualität und Umfang der überlieferten Dichtung ablesbar. Literaten im Umkreis des Hofes (Paulus Diaconus, Alkuin, Theodulf, Modoin, Walahfrid, Sedulius Scottus) und in den gelehrten Zentren des Reiches (Hraban, Milo v. St.Amand, Heiric von Auxerre) gelang im Anschluß an Vergil und die Dichter der Spätantike eine Erneuerung der Poesie mit einer großen Themenvielfalt (Hagiographie, Historiographie, Panegyrik, Gelegenheits-, Freundschafts-, Briefdichtung, Tituli) und Fülle der Formen (Epos, Ekloge, Elegie, Hymnus, Epigramm, Figurengedicht). An der Bewahrung dieses Erbes in den Poetaebänden der MGH waren die ersten Mittellateiner (Ludwig Traube, Paul von Winterfeld) mit wegweisenden Editionen beteiligt. Ziele des Proseminars sind die Sicherung des Dichterkanons, Erschließung des literarischen und historischen Hintergrunds, Übersetzungsübung, Analyse der Metrik/Rhythmik und Bewertung der Editionen. Zur Einstimmung: Von den Steinen, Karl und die Dichter, in: ders.: Menschen im Mittelalter. Gesammelte Forschungen, Betrachtungen, Bilder, Bern-München 1967, pp.37-77.

 

Lektüre

Karl IV., Die Goldene Bulle von 1356 (auch für Historiker)

2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 19.X. T.Licht

Die Goldene Bulle Karls IV. legte seit 1356 Recht und Zeremoniell der deutschen Königswahl fest und war bis zum Ende des alten Reiches im Jahr 1806 Grundlage der Reichsverfassung. Sie ist ein historisches Zeugnis ersten Ranges, mit einigem literarischen Anspruch wohl vom Hofkanzler Johann von Neumarkt verfaßt und in vielen, teils prachtvollen Ausführungen überliefert. Im Plenum sollen die Übersetzung des Textes eingeübt und typische Erscheinungen mittelalterlicher Latinität besprochen werden; Seitenblicke gelten den Handschriften («König Wenzels Prachthandschrift») und der Rezeption («Schedelsche Weltchronik»). Zur Anschaffung: Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. vom Jahre 1356, bearb.v. D.Fritz, Weimar 1972 (MGH. Fontes iuris germanici 12) (Sammelbestellung möglich).

 

Colloquium Neolatinum

Jacobi Bidermanni Ludi Theatrales: De "Cosmarchia" et de vita Cosmopolitanorum

2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 17.X. Dr.Schouwink

Colloquii Neolatini sodales, qui nonnullas semestres Utopiae politicae legendae dedicabant, tum narrationes varias legebant et nuperrime Erasmi Adagia disputabant, nunc ad dramata Jacobi Bidermanni, celeberrimi auctoris Societatis Iesu (1578-1639), animos vertent. Auctoris ingenium theatrale splendidissime fulget in parabola «Cosmarchia», quae ex historia «Barlaam et Iosaphat» desumpta est. In ea legitur cives cuiusdam insulae nomine «Cosmopolis» tyrannidem adeo abhorruisse, ut anno quoque exeunte advenam quempiam regem proclamaverint imperatore anni expleti deposito. Colloquii sodales invitantur non solum ad fabulae lecturam, sed etiam ad oratiunculam de qualicumque materia latine proferendam. Textus «Cosmarchiae» pretio modico in Seminarii aedibus acquiri poterit.

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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