Der Heilige Genesius von Schienen
von Theodor Klüppel
Reichenauer Texte und Bilder 17
Heidelberg, Mattes Verlag 2024
ISBN 978-3-86809-201-1
Nachdem zur Zeit Karls des Großen Genesiusreliquien aus Italien auf den Schiener Berg gelangt waren, zog die Eigenkirche des Grafen Scrot, die dem Erzengel Michael geweiht war, im Lauf der Zeit immer mehr Pilger und Verehrer an. Scrot, damals in Florenz wirkend, hatte unter ungewöhnlichen Umständen in Rom die Reliquie des Jerusalemer Märtyrers für seine Kirche in Schienen erhalten. In der vorliegenden «kurzen Erinnerungsschrift an die Wunder des heiligen Genesius» (Commemoratio brevis de miraculis sancti Genesii) werden die abenteuerliche Geschichte des Weges der Reliquie sowie die in Schienen geschehenen Wundertaten geschildert. Autor ist ein Reichenauer Mönch, der sie im Auftrag des Abtes Erlebald um 830 geschrieben hat. Die älteste bekannte Fassung aus dem Reichenauer Skriptorium unter Reginbert verwahrt die Badische Landesbibliothek Karlsruhe im Codex Aug. CCII aus dem zweiten Viertel des IX. Jahrhunderts.
Wilhelm von Tyrus
Die ersten Kreuzzüge und das Königreich Jerusalem. Eine Chronik
1. und 2. Halbband
übersetzt von Wolfgang Fels
Bibliothek der Mittellateinischen Literatur Band 17
Stuttgart, Hiersemann 2023
ISBN: 978-3-7772-2335-3
Der in Palästina geborene Theologe und Jurist Wilhelm von Tyrus (1130-1186) hat eine umfangreiche Kreuzzugschronik verfasst.
In ihr schildert er das Leben von Königen, beschreibt Paläste in Konstantinopel und Kairo, den Festungsbau und Belagerungstaktiken. Auch die Schwierigkeiten während einer solchen „Reise nach Jerusalem“ – etwa die Nahrungsbeschaffung für so viele Menschen und die Rekrutierung nach verlustreichen Schlachten – kommen nicht zu kurz. Als Kanzler am Jerusalemer Königshof war es Wilhelm außerdem möglich, Sendschreiben und Gesetzestexte wörtlich wiederzugeben und damit die Authentizität seines Werkes zu unterstreichen.
Die vorgelegte Neuübersetzung erleichtert durch kurze Kapitelüberschriften, Sacherklärungen und ein ausführliches Register den Zugang zu diesem eindrucksvollen Zeugnis der Kreuzfahrergeschichte.
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Walahfrid Strabo: De cultura hortorum (Hortulus).
Das Gedicht vom Gartenbau.
Eingeleitet und herausgegegeben von Walter Berschin unter Mitarbeit von Tino Licht
Dritte, erweiterte Auflage
Reichenauer Texte und Bilder 13
Heidelberg, Mattes Verlag 2023
ISBN 978-3-86809-191-5
Seit der zweiten Auflage von 2010 sind drei neue Textzeugen bekanntgeworden, die das Bild von der Rezeption und Überlieferung des Hortulus erheblich ergänzen. Aus Ihnen ergibt sich beispielsweise ein lothringischer Überlieferungsschwerpunkt. Bei der Nacharbeit ist aufgefallen, wie viele seltene Vokabeln in Text und Glossen des Hortulus verarbeitet sind. Einige dieser Wörter kann man einer Wortliste entnehmen, die Paulus Diaconus († nach 796) exzerpiert und für die Hofbibliothek Karls des Großen angelegt hat. Wir hätten neben dem Liber medicinalis des Quintus Serenus ein zweites, auf den Hofkontext weisendes Werk und eine nächste Bestätigung dafür, daß Walahfrid den Hortulus in den Jahren am kaiserlichen Hof verfaßt hat. Die neue Auflage erscheint rechtzeitig vor den Feierlichkeiten zum 1300jährigen Jubiläum der Abtei Reichenau. Dem Hortulus bleibt auch weiter zu wünschen, ut ingenti res parvae ornentur honore.
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Uniformity and Regionalism in Latin Writing Culture of the First Millennium C.E.
herausgegeben von Rodney Ast, Tino Licht und Julia Lougovaya
(Philippika. Altertumswissenschaftliche Abhandlungen 126)
Wiesbaden, Harrassowitz 2022
ISBN 978-3-447-11888-0
In dreizehn Kapiteln, die von Spezialisten der römischen Geschichte, der Latinistik, der Papyrologie, der Epigraphik und der Lateinischen Philologie des Mittelalters verfasst wurden, werden in diesem Band Beispiele lateinischer Schrift in der griechisch-römischen Antike und im frühen Mittelalter aus verschiedenen Orten im und am Rande des Mittelmeerraums (Britannien, Italien, Nordafrika, westgotisches Spanien u. a.) vorgestellt. Im Mittelpunkt des Buches steht die grundlegende Frage, wie sich einheitliche Praktiken und regionale Ausprägungen in Material, Schrift, Layout und Sprache manifestieren. Neben Pergamenthandschriften und Steininschriften befassen sich die Beiträge mit lateinischer Schrift auf Papyrus, Holz, Keramikscherben (Ostraka), Metall und Schiefer. Sie gehen der Frage nach, wie sich regionale Faktoren auf die Vorlieben für bestimmte Materialien ausgewirkt haben könnten, wie sich die universelle dokumentarische Praxis an die lokalen Gewohnheiten anpasste, wie der Erwerb des Lateinischen als Fremdsprache durch das Layout und die Gestaltung eines Textes unterstützt bzw. reflektiert wurde und wie der Ursprung von Dokumenten in der Schrift zu erkennen ist.
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Walter Berschin:
Mittellateinische Studien IV
Heidelberg, Mattes Verlag 2022
ISBN 978-3-86809-182-3
Anlässlich des 85. Geburtstages Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Berschins erschienen am 08.07.2022 die Mittellateinischen Studien IV. Die darin gesammelten 20 Aufsätze und die Appendix entstanden zwischen 1980 und 2022.
Vorwort:
In der Mitte dieses Bandes steht Notker Balbulus von St. Gallen (XI und XII) – pace Walahfrid (IX), Iohannes Scottus Eriugena (X), und Waltharius (XIV). Bisher unveröffentlicht sind sechs der 21 Artikel, die übrigen sind revidiert und auch erweitert (XVI). Der Anlaß für den provenzalisch-deutschen Text (XIX) war ein vergessener Staufer-Gedenktag des Jahres 2018, der für die lateinische Appendix ist p. 300 genannt.
Möge das Buch dazu beitragen, daß die Mittellateinische Philologie die Position, die sie von 1957 bis 1987 gewinnen konnte, – nicht ohne den Rückenwind anderer mediävistischer Fächer, besonders wirksam vonseiten der Romanistik –, auch jenseits von Spitzer, Curtius, Auerbach und Hugo Friedrich zu halten vermag.
W.B.
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Ricardo de San Víctor, Beniamin minor
Preparación a la contemplación
herausgegeben und übersetzt von Eduardo Otero Pereira
Salamanca, Ediciones Sígueme 2022
ISBN 978-84-301-2122-9
Richard von Saint-Victor (1110-1173) war einer der führenden Intellektuellen der Abtei Saint-Victor in Paris, einem Zentrum der Kultur und einer Anlaufstelle für Studium und Kontemplation. Der Titel dieses Werks bezieht sich auf den letzten der zwölf Söhne des Patriarchen Jakob. Jeder von ihnen steht für verschiedene moralische Kategorien, die die Bräuche ethisch erneuern. So sind die Söhne der Mägde Bilha (Phantasie) und Zilpa (Sensibilität) ein Beispiel für Enthaltsamkeit, Geduld und den Wert von Strafe und Belohnung. Diejenigen, die von der zweiten Frau, Lea (Zuneigung), geboren wurden, heben die Tugenden der Furcht, der Bescheidenheit, der Hoffnung und der Vergebung hervor. Die Kinder der ersten Frau, Rahel (die Intelligenz), bringen Früchte dank der Vernunft in der Besonnenheit, die alle Fähigkeiten ordnet.
Die vorliegende zweisprachige lateinisch-spanische Ausgabe ermöglicht eine Annäherung an dieses klassische Werk aus erster Hand. Darüber hinaus helfen die Einleitung und der reiche Anmerkungsapparat, den philosophischen Inhalt und die Besonderheiten der lateinischen Sprache zu verstehen.
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Reliquienauthentiken. Kulturdenkmäler des Frühmittelalters
unter Mitwirkung von Barbara Frenk
herausgegeben von Kirsten Wallenwein und Tino Licht
Regensburg, Verlag Schnell & Steiner 2021
ISBN 978-3-7954-3301-7
Der Band versammelt die Beiträge der ersten internationalen Fachtagung zu den Reliquienauthentiken, die 2017 in Mainz stattfand. Authentiken sind die an den Reliquien zu ihrer Identifikation angebrachten Etiketten. Sie haben sich oft auch dann erhalten, wenn die sonstige Überlieferung der Kirchen und Klöster verloren gegangen ist, und sind deswegen einzigartige Zeugnisse von Schrift, Sprache und Heiligenverehrung im frühen Mittelalter. Die Tagung ging auf eine Initiative des Heidelberger Sonderforschungsbereichs 933 «Materiale Textkulturen» zurück.
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Walter Berschin:
Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter
5 Bände in 6 Teilbänden
Stuttgart, Anton Hiersemann 22020
ISBN 978‑3‑7772‑2006‑2
Walter Berschins monumentales und zugleich packend geschriebenes Panorama der gesamten biographischen Literatur in lateinischer Sprache von der christlichen Frühzeit bis ins hohe Mittelalter, von den Akten und Leidensgeschichten antiker Märtyrerinnen und Märtyrer bis zu Kaiserviten und Lebensgeschichten von Kirchenpolitikern des 12. Jahrhunderts, über alle Gattungen zwischen Legende und Autobiographie hinweg, erscheint nun in durchgesehener 2. Auflage. Seit der Erstauflage gilt das Werk als Meilenstein der mittellateinischen Philologie.
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Walahfrid Strabo: De imagine Tetrici.
Das Standbild des rußigen Dietrich
eingeleitet, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Tino Licht
Reichenauer Texte und Bilder 16
Heidelberg, Mattes Verlag 2020
ISBN 978-3-86809-164-9
Der Reichenauer Mönch und spätere Abt Walahfrid Strabo (†849), «allgemein bekannt als der eleganteste und innovativste Dichter des IX. Jahrhunderts» (Francesco Stella), hat im Jahr 829 als junger Hofpoet eine Dichtung auf das Reiterstandbild des Gotenkönigs Theoderich verfaßt, welches Karl der Große von Ravenna nach Aachen hatte überführen lassen. Das Gedicht gilt nicht nur als sprachlich und literarisch anspruchsvoll, es ist auch politisch brisant. Die vorliegende Neuausgabe mit Einleitung, Übersetzung und Kommentar bietet eine umfassende Erläuterung des Gedichts auf Basis eines korrigierten Textes, welcher der einzigen erhaltenen mittelalterlichen Handschrift so weit wie möglich folgt.
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Walter Berschin (Hg.):
Gerhard von Augsburg: Vita Sancti Uodalrici.
Die älteste Lebensbeschreibung des heiligen Ulrich.
Zweite, verbesserte Auflage
Editiones Heidelbergenses 24
Heidelberg, Winter Verlag 2020
ISBN 978-3-8253-4699-7
Zwischen 982 und 993 schrieb der Dompropst Gerhard von Augsburg die Vita des Bischofs Ulrich, der 50 Jahre lang (923-973) das Bistum regiert hatte. Ab etwa 952/955 ist Gerhard Augenzeuge und enger Mitarbeiter des Bischofs. Ulrich ist in der Darstellung seines ersten Biographen weniger der Held der Lechfeldschlacht gegen die Ungarn (955) als der Liturge und Verwalter seines großen Bistums. Als Liturge feiert Ulrich mit größter Hingabe das Kirchenjahr, insbesondere die Passions- und Osterzeit; als Verwalter scheut er keine Mühe, auch die entlegensten Teile des Bistums zu visitieren.
Die Vita wurde 993 auf einer Lateransynode in Rom verlesen, worauf die Versammlung den Bischöfen und Äbten Galliens und Germaniens die Verehrung Ulrichs empfahl. Ulrich ist der erste Heilige, der in Rom offiziell kanonisiert wurde. Die in Abschriften erhaltene Urkunde des Papstes Johannes XV. ist in diesem Buch ebenfalls ediert und übersetzt.
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