Wintersemester 2001/02

Vorlesung

Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters


2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 16.X. Prof. Berschin

In fünfzehn Vorlesungsdoppelstunden wird ein Überblick über das gesamte Fachgebiet angeboten: Schrift, Sprache, Literatur. Anhangsweise folgt in der letzten Vorlesung des Semesters eine Einführung in die Editionstechnik. Auch für Examenskandidaten.

 

Proseminar

Ausgabe und Besprechung von Proseminararbeiten

1st., Di 16.15-17.00 Beginn: 16.X. Prof. Berschin

Ein Proseminarschein Mittellatein kann erworben werden durch Teilnahme an der Einleitungsvorlesung und Abfassung einer Proseminararbeit aus einem der Teilgebiete des Fachs: Paläographie, Sprachgeschichte, Literaturwissenschaft.

 

Seminar

Walter Burley (Burleigh), De vita et moribus philosophorum

2st., Mi 10.15-11.45 Vorb.: 17.X. Priv.Doz.Dr.Walz

Mit seinen 131 Philosophenviten kam der englische Philosoph Walter Burley (Burleigh) dem wachsenden Bedarf nach Informationen über die antiken, nicht-christlichen Philosophen und Dichter nach und traf somit den Nerv seiner Zeit; mit mehr als 270 erhaltenen Handschriften darf sein Werk als «Bestseller» gelten. Neben der Lektüre und literaturwissenschaftlichen Charakterisierung der ersten mittelalterlichen Philosophiegeschichte wird uns auch der Vergleich mit Diogenes Laertios, Burleys wichtigster Vorlage, beschäftigen. Textausgabe: H.Knust, Tübingen 1896, Nachdruck Frankfurt/M.: Minerva 1964 (noch erhältlich).

Seminar/Übung

Paläographie: Tironische Noten

2st., Fr 16.15-17.45 Vorb.: 19.X. Dr.Hellmann

Die sog. tironischen Noten, eine lateinische Kurzschrift, an deren Erfindung Ciceros Schreibsklave Tiro wohl wesentlichen Anteil hatte, waren bis in die Karolingerzeit wichtiger Bestandteil des lateinischen Schriftwesens. In Handschriften des frühen Mittelalters haben sich viele Schriftzeugnisse mit tironischen Noten (sog. Tironiana) erhalten, die zum größten Teil unediert sind und deren Entzifferung eine feine Methodik erfordert. Die Übung führt in knapper Form in Funktionsweise, Geschichte und Studium der lateinischen Kurzschrift ein, um dann anhand eines unedierten Tironianums Lesetechniken, insbesondere den Umgang mit vorhandenen Hilfsmitteln zu trainieren. - Bei zusätzlicher Anfertigung einer schriftlichen Arbeit kann ein Hauptseminarschein erworben werden.

 

Übungen

Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)
Mit mehrtägiger Exkursion

2st., Mo 14.15-15.45 Vorb.: 15.X. Prof.Berschin

Die Übung führt in das Lesen, Benennen und Datieren alter Schriften anhand von Kopien aus Tafelwerken ein. Mit Paläographischer Exkursion zur Biblioteca Capitolare in Verona.

Metrik und Rhythmik I: Venantius Fortunatus

1st., Do 9.15-10.00 Vorb.: 18.X. T. Licht

Anhand ausgewählter Dichtungen aus dem Werk des Venantius Fortunatus († um 600) sollen die Grundlagen von Prosodie und Metrik erarbeitet werden. Die Übung ist als einführender Teil eines zweisemestrigen Kurses konzipiert und wendet sich an alle, die über keine oder geringe Kenntnisse in Terminologie und Regel der Römischen Metrik verfügen. Behandelt werden zunächst kurze, mehr oder minder epigrammatische Stücke sowie zwei umfangreichere Dichtungen auf eine Moselfahrt (De navigio suo X 9) und den Tod der Vilithut (IV 26), später dann Fortunats einziges Gedicht in sapphischen Strophen (IX 7) und die Hymnen in honore sanctae crucis. Empfohlene Ausgabe: Venanti Fortunati opera poetica, ed. F.Leo (MGH Auctores antiquissimi 4,1).

 

Lektüre

Paulus Diaconus, Historia Langobardorum (auch für Historiker)

2st., Do 10.15-11.45 Vorb.: 18.X. T. Licht

Einer der herausragenden Gelehrten des VIII.Jhs., der Langobarde Paulus Diaconus († um 797), zeichnete in den letzten Lebensjahren die Geschichte seines Volkes auf. Die Langobarden waren bis zur endgültigen Niederlage gegen die Franken (774) gut zweihundert Jahre die bestimmende Macht im Norden Italiens. Paulus Diaconus erzählt in sechs Büchern von deren Ursprung, Wanderung und Herrschaft bis zum Tod König Liutprands (744); das Werk blieb unvollendet. Durch Arbeit an ausgewählten Passagen der Historia Langobardorum soll das Übersetzen eingeübt und ein zentrales Werk der frühmittelalterlichen Historiographie vorgestellt werden. Textgrundlage: G.Waitz (ed.), Pauli Historia Langobardorum (MGH Scriptores rerum Germanicarum 48, 1878, ND 1978; DM 40). Zur Einstimmung: W.Pohl, Paulus Diaconus und die Historia Langobardorum, in: A.Scharer/G.Scheibelreiter (edd.), Historiographie im frühen Mittelalter, Wien/München 1994, p.375-405.

 

Kolloquien

«Kirchenväterkolloquium»: Hieronymus, Prologe zu biblischen Texten und Verwandtes

2st., Do 18.00-19.30 Beginn: 18.X. Ort: SKPh kÜR

Proff. Berschin, Burchard, Gärtner, Görgemanns, Hagedorn, Macholz, Most, Ritter

Der Kirchenvater Hieronymus († 419 oder 420 n.Chr.) vir trilinguis (außer dem Lateinischen besaß er gute Kenntnisse im Griechischen, weniger gute im Hebräischen und ganz geringe im Syrischen) hat als Bibelübersetzer und -kommentator wahrhaft Geschichte gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil aus seiner - zuerst abgelehnten – Revision des gängigen lateinischen Bibeltextes nach Maßgabe des jeweiligen Urtextes die seit dem VII.Jahrhundert «allgemein gebräuchliche» lateinische Bibelübersetzung (Vulgata) erwuchs. Ihr waren auch vielfach die «Vorreden» des Hieronymus beigegeben, mit denen er seine Übersetzungen der einzelnen biblischen Bücher rechtfertigte. So haben Jahrhunderte auf diese Bücher sozusagen mit seinen Augen geschaut. Überdies hat Hieronymus über Probleme der Bibelübersetzung mit Zeitgenossen (darunter später so berühmten wie Augustin) korrespondiert. Zur Anschaffung empfohlen: Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem, edd. R.Weber etc., Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 41994 (DM 88). Diese Vulgata-Ausgabe enthält die Prologe des Hieronymus.

Colloquium Neolatinum: Josephus Hall: Mundus alter et idem (1605).

Mercurii Britannici inventio terrae Australis incognitae (Politische Literatur der Neulateiner VI)
2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 15.X. Dr.Schouwink/ Prof.Berschin

Scriptorum de rebus utopicis studium coeptum continuabitur lectura operis Josephi Hall, episcopi ecclesiae Anglicanae, Thomae Campanellae et Johannis Andreae coaevi, qui fama continentis cuiusdam Australis incognitae allectus, hodoeporicon composuit, quod titulatur Mundus alter et idem. Nave «Phantasia» vectus et ad litora ignota appulsus explorat gentes nationibus Europaeis haud dissimiles necnon et totaliter differentes. Una cum viatore lector obstupescit tam vitiorum qualitatem quam magnitudinem eorum. Nomina terrarum, per quas proficiscitur, sunt enim: Crapulia, Yvronia, Viraginia, Moronia, Lavernia. In provincia Pamphagonia (i.e.: Terra omnivoracium) homines nude incedunt, ut exhibeant crassitudinem corporum. In provincia Yvronia incolae quasi perpetua ebrietate gloriantur... Textus pretio modico in aede Seminarii mox offeretur.

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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