Sommersemester 2024

Sommersemester 2024

Alle Veranstaltungen finden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) statt. Ausgenommen sind der Sommerkurs, der im Übungsraum 1 des Historischen Seminars, und die Exkursionsvorbesprechung, die im Raum 001 des Instituts für Europäische Kunstgeschichte abgehalten wird.

 

 

Oberseminar

Bild Gregor


Kirchenväterkolloquium: Gregor der Große (†604), Regula pastoralis

2st., Do. 18.00-19.30      Beginn: 18.IV.       Prof. Bottiglieri et al.

Bald nach seinem Amtsantritt 590 legte Papst Gregor I. ein programmatisches Werk vor, die Regula pastoralis. Damit reagierte er vor dem Hintergrund einer Krisensituation (Naturkatastrophen, Seuchen, Barbareneinfälle, administrativer Kollaps) auf Mißstände innerhalb der Amtskirche, die zu Korruption und Machtmißbrauch geführt hatten. Das Werk, dem eine bedeutende Rezeptionsgeschichte beschieden war, ist mehr als nur eine pastoraltheologische Lehrschrift. Auf der Basis anthropologischer und psychologischer Einsichten sowie umfassender Belesenheit in der patristischen Literatur und den biblischen Büchern handelt das Werk unter dem Gesichtspunkt der adäquaten Menschenführung von den fachlichen und ethischen Qualifikationen, über die Führungspersonal verfügen muß, und von den Kriterien, die seiner Auswahl zugrunde zu liegen haben. Der Text wird gemeinsam gelesen und besprochen. Textgrundlage: Grégoire le Grand. Règle pastorale, 2 vol., edd. B.Judic et al., Paris 1992.

 

 

 

 

 

Hauptseminar

 

Alexander unhorses Porrus (Royal MS 20 B xx) 53r

Walter von Châtillon (†ca.1185), Alexandreis


2st., Di 9.15-10.45      Beginn: 16.IV.      Prof. Bottiglieri

Verfaßt c. 1180 und auf den lateinischen Historiae Alexandri Magni regis Macedonum des Quintus Curtius Rufus basierend schildert das umfangreiche und anspruchsvolle Epos des französischen Dichters Walter von Châtillon in mehr als 5000 Hexametern und zehn Büchern die Taten Alexanders des Großen. Das Epos, das als ein Meisterwerk der mittellateinischen Dichtung gilt, hatte großen Erfolg und genoß eine reiche handschriftliche Überlieferung und breite Rezeption. Textgrundlage: Walter von Châtillon, Alexandreis, ed. et trad. M.Lehmann, Berlin-Boston 2023.

 

 

 

 

 

Hauptseminar (grundwissenschaftlich)

 

Paläographie: Schriftkultur Italiens vom X. bis zum XII. Jahrhundert / Written culture in Italy from the 10th to the 12th century

Blockveranst.      20.21.22.27.28.VI.      Prof. Ammirati

Die Veranstaltung bietet ein Panorama der Schriftkultur in Italien vom X. bis XII. Jahrhundert. Behandelt werden die wichtigsten Schriften und Schriftzeugnisse (Manuskripte, Urkunden, Inschriften und Graffiti) einschließlich ihrer kulturhistorischen Einordnung. Das theoretische und praktische Seminarprogramm umfaßt 1. die päpstliche Kanzlei und ihre Schrift (Kuriale) im Mittelalter 2. die Stadt Rom, ihre Buchschriften (Romanesca) und die Riesenbibeln sowie 3. die Schrift Süditaliens (Beneventana) zwischen Benevento, Montecassino, Veroli und Rom. Unterrichtssprache ist Englisch, Referate und Diskussionen können auf Deutsch gehalten werden. Zur Einführung: A.Petrucci, Breve storia della scrittura latina, Rom 1992, p.90-130.

 

 

 

Proseminar/Lektüre

 

Gattungen der mittellateinischen Literatur

2st., Di 11.15-12.45      Beginn: 16.IV.           Prof. Bottiglieri

Literarische Entwicklungen und Besonderheiten des mittelalterlichen Lateins von der Spätantike bis zum Humanismus sollen anhand verschiedener Gattungen einführend behandelt werden. Nach einem Überblick, der allgemeine Beobachtungen zu den Genera bietet und deren Ausgangspunkte in Antike und frühem Christentum bestimmt, werden Texte einzelner Gattungen und Subgattungen - Hagiographie, Formen der Dichtung (Lehrgedicht, Epik, Briefgedichte, rhythmische Gedichte), enzyklopädische Literatur, etc. - besprochen und übersetzt, Nachschlagewerke, Hilfsmittel und einschlägige Studien zur mittellateinischen Literatur- und Sprachgeschichte vorgestellt, angewandt und diskutiert. Zum Proseminar wird ein Tutorium angeboten. Zur Einführung: W.Berschin, Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters, 2.Aufl., Heidelberg 2019.


Tutorium zum Proseminar

2st., Mo 14.15-15.45      Beginn: 22.IV.              Oesterling

 

Lektüre

 

Secretum Secretorum

2st., Di 16.15-17.45      Beginn: 16.IV.           Prof. Bottiglieri  

Als Secretum secretorum wurde ein enzyklopädisches Werk in Briefform überliefert, das Aristoteles zugeschrieben wurde, der es für seinen Schüler Alexander den Großen geschrieben haben sollte. In Wahrheit stammt der Text aus dem arabischen Traktat Sirri-l-'asrâr, einem Fürstenspiegel, der in zwei verschiedenen Fassungen überliefert wurde: eine kürzere und eine längere Version, die beide einen außerordentlichen Erfolg hatten und in zahlreichen Überarbeitungen und Übersetzungen in verschiedenen Sprachen verbreitet wurden. Die längere Fassung wurde zwischen 1230 und 1240 von Philipp von Tripolis ins Lateinische übersetzt und dann von Roger Bacon um die Mitte desselben Jahrhunderts überarbeitet. Textgrundlage: «Secretum Secretorum» cum glossis et notulis, ed.R.Steele, Oxford 1920 (Opera hactenus inedita Rogeri Baconi 5).

 


Ionas KatakombeLectura Vulgatae: Buch Iona mit dem Kommentar des Guibert von Nogent (†ca.1125)

2st., Do 11.15-12.45      Beginn: 18.IV.           Narchi, M.A. M.A. 

Das kurze Buch Iona, das als narrativer 'Fremdkörper' im alttestamentlichen Zwölfprophetenbuch überliefert ist, erzählt die Geschichte eines Propheten, der sich seiner Berufung durch Gott zu entziehen versucht. In der mittelalterlichen Theologie und Frömmigkeit zählte Iona zu den beliebtesten der prophetae minores, auch wenn die Auslegung bisweilen schwerfiel. In den 1120er Jahren kommentierte der Benediktinerabt, Historiograph und Exeget Guibert von Nogent das Ionabuch, wobei er es als moralisches Gleichnis las, das die Auseinandersetzung der individuellen menschlichen Seele mit Gott zum Gegenstand hat. Im Lektürekurs soll Iona nach der Vulgata mit Passagen aus Guibert von Nogent gelesen und übersetzt werden. Da der Kommentar bisher nicht ediert wurde, stützt sich die Lektüre auf die Transkription eines Manuskripts. Der gewonnene Text ist gemeinsam zu prüfen, wobei paläographisches Wissen vermittelt und angewandt werden kann. Texte und Transkriptionen werden zur Verfügung gestellt. Eingeladen sind Hörer aller Fächer mit Lateinkenntnissen. Textgrundlage: Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, edd.R.Weber et al., 5. Aufl., Stuttgart 2007; Guibert von Nogent, In Ionam, in: Troyes, Bibliothèque Municipale 658, fol. 54r–58v.




Erstlektüre für Historiker: Gulielmus de Rubruquis († nach 1257), Itinerarium

2st., Mo 16.15-17.45      Beginn: 15.IV.       Dr. Otero Pereira

Für die Europäer des 13. Jahrhunderts waren die Einfälle der Mongolen ein Grund, diplomatische Beziehungen zu den Völkern Zentralasiens aufzunehmen. Von einer frühen Reise berichtete der Franziskaner Wilhelm von Rubruck. Dieser wurde im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts in Flandern geboren und kam mit dem französischen König Ludwig IX. in Kontakt, auf dessen Wunsch er 1253 in das Land der Mongolen reiste. Mit vier Gefährten startete er in Soldaia am Schwarzen Meer und erreichte wohl Ende Dezember den Hof des Großkhans Möngke in Karakorum. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1255 verfaßte er in Akkon einen Bericht und erzählte in 38 Kapiteln neben den Reisebegebenheiten von der Geographie, den Bräuchen und Glaubensrichtungen der Völker Zentralasiens. ´Darin behandelt er den Reinkarnationsglauben, erkennt die Verwandtschaft der slavischen Sprachen und beschreibt die chinesische Medizin und das chinesische Alphabet. Diese enzyklopädischen Kenntnisse machen das Itinerarium zu einer hochwertigen historischen und ethnologischen Quelle. Der Lektürekurs wendet sich an Anfänger mit wenig Lektüreerfahrung. Der Text wird im Plenum gelesen und übersetzt. Textgrundlage: Guilelmus de Rubruquis, Itinerarium, ed.P.Chiesa, Mailand 2011.

 

Übung/Hauptseminar

 

Einführung in die neulateinische Literatur

2st., Di 14.15-15.45      Beginn: 16.IV.            Prof. Wiegand


In der Übung wird eine Einführung in die neulateinische Literatur geboten. Dabei wird ein Schwerpunkt auf der italienischen und deutschen Entwicklung vom XIV.-XVII.Jahrhundert liegen, aber auch die anderen Länder Europas und Südamerikas werden in den Blick genommen. Die Vermittlung erfolgt im Wechsel von Darstellung und Textpräsentation ausgewählter Literaturwerke. Zugleich werden bibliographische Informationen zu wichtigen Bereichen neulateinischer Literatur angeboten, die eine weitere Beschäftigung ermöglichen sollen.

 

Übung/Hauptseminar (auch grundwissenschaftlich)

 

 KarolingischeminuskelPaläographie II: «Nationalschriften» des frühen Mittelalters und karolingische Minuskel (für Anfänger)

2st., Mi 14.15-15.45        Beginn: 17.IV.           Dr. Wallenwein


Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen der wichtigsten Schriften des Frühmittelalters. Neu hinzukommende Teilnehmer werden gebeten, bis zum Beginn der Übung F.Steffens, Lateinische Paläographie, 2. Aufl., Berlin-Leipzig 1929, tab.12, 15, 17, 19, 20 und 24 nachzuarbeiten. Die Veranstaltung wird im Wechsel in Präsenz und online durchgeführt.



Blockveranstaltung (auch grundwissenschaftlich)

 

Sommerkurs Paläographie: Lateinische Schrift

9.15-17.45                26.VIII.-6.IX.       Prof. Licht et al.


Gegenstand des Kurses ist die lateinische Schrift (vom Anfang bis ins XX.Jahrhundert) und die Vermittlung ihrer Grundlagen. Fragen zur Schriftgeschichte werden mit traditionellen und modernen Ansätzen diskutiert. Die Teilnehmer erwerben Datierungs- und Lokalisierungssicherheit und eine Lesekompetenz, die zwei Jahrtausende Schriftlichkeit umfasst. Hauptorganisationsform ist die Übung: Einzelne Schrifttafeln werden gemeinsam gelesen, Ergebnisse im Plenum gesichert und methodische Ansätze samt Forschungsliteratur besprochen. Flankiert wird die Übung durch Veranstaltungen, in denen Sonderthemen der Paläographie, neuere Forschungserträge und digitale Methoden vorgestellt werden.

 

Exkursion

Die Kultur der Abtei Reichenau im Frühmittelalter. Exkursion zur Landesausstellung 2024

zweitägig                Vorbespr.: Do.2.V.        Prof. Müller / Prof. Licht .


Aus Anlaß der 1300-jährigen Gründung widmet sich in diesem Jahr die große Landesausstellung in Baden-Württemberg dem Kloster Reichenau. Diese zweitägige Exkursion zur Hauptausstellung und den Stationen auf der Klosterinsel ist für Teilnehmer vorgesehen, die sich aus der Perspektive der Kunstgeschichte, der Historischen Grundwissenschaften und der Mittellateinischen Philologie der kulturellen Überlieferung des Frühmittelalters widmen wollen. Voraussetzung für den Leistungsnachweis ist neben der Teilnahme die Vorstellung eines Objekts oder Denkmals in einem kurzen Referat (bzw. zwei oder drei je nach Anrechnungsbedarf). Anmeldungen in der Kunstgeschichte bitte online über LSF bzw. HeiCo; Teilnehmer der anderen mediävistischen Disziplinen melden sich bitte ab der Anmeldungsfreigabe unter folgender E-Mail an: Tino.Licht@urz.uni-heidelberg.de. Termine und Referate werden in der konstituierenden Sitzung (2.V. 16 Uhr c.t.) im Ü1 des Instituts für Europäische Kunstgeschichte besprochen.

 

 

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 26.03.2024
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