Sommersemester 2007


     

Vorlesung


Gelehrte Frauen der Frühen Neuzeit
2st., Di 16.15-17.45        Beginn: 17.4.         Prof.Wiegand

Entgegen früheren Vorurteilen waren Autorinnen durchaus an der literarischen Kultur der Frühen Neuzeit beteiligt und trugen zur humanistisch-neulateinischen Dichtung bei. Seit dem italienischen Humanismus des Quattrocento haben immer wieder Schriftstellerinnen sich im lateinischen (und griechischen sowie hebräischen) Idiom zu Fragen geäußert, die sie als Poetinnen und Frauen bewegten. Die Vorlesung mit integrierter Lektüre wird versuchen, die wichtigsten Schriftstellerinnen und Poetinnen der Frühen Neuzeit lateinischer Zunge vorzustellen und in den literatur-, geistes- und sozialgeschichtlichen Kontext ihrer Epoche einzuordnen. Ohne den unverzichtbaren italienischen Hintergrund auszublenden, wird schon wegen der Fülle der Autorinnen dabei dem deutschen Kulturraum eine wichtige Stelle zukommen. Nicht unberücksichtigt soll mit der Italienerin Olympia Fulvia Morata eine Autorin bleiben, die wenn auch nur kurz in Heidelberg gewirkt und hier als erste Frau Griechisch gelehrt hat.- Die zu lesenden Texte werden den Teilnehmern in Kopie zur Verfügung gestellt.


 

Seminar

 

Waltharius
2st., Mo 14.15-15.45        Beginn: 23.4.        Prof.Berschin

Der Waltharius ist das einzige "germanische" Heldenepos, das in lateinischer Sprache überliefert ist. Seit Jacob Grimm (1838) hat sich die germanistische und latinistische Forschung intensiv mit den 1456 Hexametern des Epyllions und dem Prolog eines Geraldus beschäftigt, ohne daß die Frage nach der Zeit und dem Ort der Entstehung dieser einzigartigen (und bestens geglückten) Dichtung definitiv beantwortet worden wäre. Das Seminar stellt sich zur Aufgabe: die Lektüre des Werks, die Sammlung der Forschungsliteratur ab 1965 (bis dahin cf. Deutsches Archiv 24, 1968, p.16-45) und ihre kritische Würdigung. Zur Anschaffung empfohlen K.Strecker/P.Vossen/N.Fickermann, Waltharius, Berlin 1947 (wird immer wieder antiquarisch angeboten).



Romreisen von der Spätantike bis ins späte Mittelalter
Blockveranst., Fr 15.00-18.30  Beginn: 27.4. (weitere Termine n.V.)                                        Prof.Walz

Rom, die "ewige Stadt", hat über die Jahrhunderte hinweg zahllose Reisende angelockt. Sie kamen aus den unterschiedlichsten Motiven: als fromme Pilger, als Reliquienräuber, als Bildungsreisende u. a. Einige Eckpunkte unseres "Tour d'horizon" durch die inhaltlich wie auch formal sehr vielfältigen Reisetexte sind: Rutilius Namatianus, Hugeburc von Heidenheim, Einhart, Hildebert von Lavardin, der Reiseführer Mirabilia urbis Romae, Gregorius Magister. - Kopien der Texte werden ausgegeben.



Silbentachygraphie
2st.(spezielle Termine)        Beginn: 16.IV.          Dr.Hellmann

Ein möglicher Zugang zu den tironischen Noten, dem antiken Schriftsystem der lateinischen Stenographie, besteht über deren Silbenzeichen. Es ist ein historisch bedeutsamer Weg, denn in den Jahrhunderten zwischen der Spätantike und der Karolingerzeit sind die Systeme der sog. Silbentachygraphie vorherrschend im Bereich der Kurzschrift. Im Gegensatz zu den tironischen Noten sind sie einem kontinuierlichen Wandel unterworfen. Auf dem Lehrprogramm stehen das Studium der Silbennoten als Grundlage des Schriftsystems der tironischen Noten, die Entwicklung der Silbentachygraphie vom V. bis zum XII. Jahrhundert, das Studium ausgewählter Denkmäler und Entzifferungsversuche anhand von unedierten Schriftzeugnissen.
Termine: Mo 16.4. 14.15-15.45; Mi 30.5. 11.15-13.45, 14.15-15.45, 16.15-17.45; Do 31.5. 14.15-15.45, 16.15-17.45; Fr 1.4. 9.15-10.45, 11.15-12.45, 14.15-15.45, 16.15-17.45; Mo 4.6. 9.15-10.45; Mi. 6.6. 14.15-15.45.



 

Proseminar/Lektüre


Die sieben Weisen in der lateinischen Erzählliteratur des XII. Jahrhunderts
Blockveranst., Fr 10.00-13.30 Beginn: 27.4. (weitere Termine n.V.)                                        Prof.Walz

Der orientalische Novellenzyklus von den sieben Weisen erfreute sich ab dem XII. Jahrhundert auch in Europa großer Beliebtheit. Mittellateinische Adaptionen des Erzählstoffes aus dem XII. Jahrhundert sind die Historia septem sapientum, die ihrerseits in mehreren Fassungen und in bisher 72 bekannten Handschriften überliefert ist, und der Dolopathos des Zisterziensers Johannes von Haute-Seille. - Texte: Neue Ausgabe von D. Roth, Historia septem sapientum, Tübingen 2004; für den Dolopathos noch die alte Ausgabe von A. Hilka, Historia septem sapientum. II: Johannes de Alta Silva, Dolopathos sive De rege et septem sapientibus, Heidelberg 1913 (Sammlung mittellateinischer Texte 5).




Hrotsvit v. Gandersheim: Gallicanus (auch für Historiker und Interessierte aller Fächer)

2st., Mi 11.15-12.45        Beginn: 18.4.            Dr.Licht

  In der lateinischen Literatur des Mittelalters nehmen die Dramen der Hrotsvit von Gandersheim eine Sonderstellung ein; so außergewöhnlich wie das Genus ist die Begabung der ersten namhaften deutschen Autorin. Die Reihe ihrer sechs Dramen eröffnet mit einem imperialen Aufzug: dem Gallicanus. Das Stück handelt von der Bekehrung eines Heerführers unter Konstantin d. Großen, seiner Ermordung unter Julian Apostata und der Christenverfolgung an dessen Hof. Der Text eignet sich als einführende Lektüre zur ottonischen Literatur und soll gemeinsam im Plenum übersetzt werden. Erscheinungen des Mittellateins, Tradition und literarische Vorbilder kommen zur Sprache. Ausgabe: Hrotsvit, Opera omnia, ed. W.Berschin, München/Leipzig 2001.

 

Übung

 

Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
2st., Mi 9.15-10.45            Beginn: 18.4.            Dr.Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom X. bis XIII.Jahrhundert. Teilnehmer ohne Vorkenntnisse werden gebeten, sich vor Beginn anzumelden.




Metrik und Rhythmik: Dichtung des Frühmittelalters
2st., Do 9.15-10.45            Beginn: 19.4.             Dr.Licht

Die Übung ist für Studenten mit keinen oder geringen Kenntnissen in der römischen Metrik und Prosodie vorgesehen. Eingeführt wird nicht nur in metrische Regeln und Terminologie, sondern auch in die frühe Geschichte der Formen (Ambrosianische Strophe, Abecedarius, versus echoici) und Gattungen (Hymnodie, Lehrgedicht, Titulus) christlicher Poesie. Autoren und Dichtungen von der Väter- bis zur Karolingerzeit, die im ganzen Mittelalter Vorbildcharakter hatten, sind vorzustellen: Ambrosius, Prudentius, Sedulius, Ennodius, Venantius Fortunatus, Carmina Columbani, Aldhelm, Paulus Diaconus. - Texte werden in Kopie ausgegeben. Zur Kontaktaufnahme: P.Klopsch (Hg.): Lateinische Lyrik des Mittelalters, Stuttgart 1985.


 


 

Lektüre


Lectura Vulgatae: Actus apostolorum (für Interessierte aller Fächer)
2st, Mo 11.15-12.45            Beginn: 16.4.            Dr.Köhler

Wunder, Reden, Reiserouten, Verfolgung und Martyrium werden in den Actus apostolorum, dem Geschichtsbuch der frühen christlichen Kirche, in exemplarischer Weise berichtet. Entsprechend vielfältig sind die Wirkungen dieses Textes von der Kunstgeschichte (z.B. Darstellungen des Pfingstwunders, Bekehrung des Paulus) bis zu den Mönchsregeln des Mittelalters und den Heiligenviten. Die Anschaffung der "Stuttgarter Vulgata" (Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, vierte, verbesserte Auflage Stuttgart 1994) wird empfohlen, es werden aber auch Kopien ausgegeben.




Colloquium Neolatinum
Iohannis Ludovici Vives Exercitatio linguae latinae sive Colloquia (1538)
2st., Mo 16.15-17.45        Beginn: 16.4.         Dr.Schouwink
"Latinae linguae permagnae sunt et ad loquendum et ad recte sentiendum utilitates. Est enim ea velut thesaurus quidam omnis eruditionis, quoniam magna et praestantia ingenia latino sermone disciplinas omnes conscripserunt, ad quas nemo potest pervenire, nisi per linguae illius cognitionem." His verbis incipit epistula, qua dedicantur Colloquia latina Philippo, principi heredi Caroli V. imperatoris. Lodovicus Vives, natus Valentiae, Erasmi coaevus et amicus, conscripsit hoc opus ad utilitatem iuventutis in sermone latino erudiendae. Nobis quidem hi dialogi non solum exercitationes linguae vivae, sed etiam cotidianae scholarium vitae notitiam praebebunt. Huius colloquii sodales, per multos annos latinitati vivae addicti, libenter advenas et hospites recipient, ut Vives Colloquia legant et de eis disputent. Textus pretio modico in Seminarii aedibus acquiri poterunt. Sodales, si placet,  invitantur non solum ad dialogorum lecturam, sed etiam ad oratiunculam de qualicumque materia latine proferendam.



Veranstaltungshinweis
Hauptseminar: Frühe Übersetzungen von Boccaccios Decamerone
2st., Di 17.00-18.30        Beginn: 17.4.         PD Dr.Wilhelm
Raum 016


     
 
 
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.04.2022
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