Sommersemester 2001

Interdisziplinäre Ringvorlesung

Biographie - «so der Westen wie der Osten»?

2st., Mi 12.15-13.45 Beginn: 25.IV. Ort: NUni Hs 4

Proff. Berger, Berschin, Boehm-Tettelbach, van Ess, Fest, Görgemanns, Hesse, Ursinus, Schamoni, Schöneich, Wagner, Weigelin-Schwiedrzik

Biographie ist präsent in allen modernen Literaturen. Während jede gut sortierte Buchhandlung eine Fülle von Biographien vorrätig hat, ist das, was die Literaturwissenschaft dem an dieser Literaturgattung Interessierten an historischen und ästhetischen Kriterien anzubieten hat, eher mager. Der Vorlesungszyklus versucht, den Umriß des Riesengenres in seinen verschiedenen Ausprägungen in Altertum, Mittelalter und Neuzeit sichtbar zu machen. Alternierend zur westlichen Biographie kommt die bislang in der Diskussion zu wenig beachtete östliche Tradition zu Wort.

Vorlesungsplan

25.IV.2001

Prof. Joachim Fest
Germanistik

Ist Biographie-Schreiben eine Kunst?

2.V.

Prof. Rudolf Wagner
Sinologie

Die Biographie als Lebensprogramm. Zur didaktischen Funktion der chinesischen Biographie

9.V.

Prof. Klaus Berger
Theologie

Biographische Form im Alten und Neuen Testament

16.V.

Prof. Hans van Ess (München)
Sinologie

Sima Qian (154?-86? v.Chr.), der Vater der chinesischen Geschichtsschreibung und die Erfindung von Biographie und Autobiographie in China

23.V.

Prof. Herwig Görgemanns
Klassische Philologie

Biographische Charaktere bei Plutarch (um 46-120 n.Chr.)

30.V.

Prof. Monika Böhm-Tettelbach
Indologie

Autobiographie und Hagiographie: Indische zeitgenössische Lebensentwürfe

6.VI.

Prof. Walter Berschin
Mittellatein

«Moderne» Züge der westlichen Biographie im XII.Jahrhundert

13.VI.

Prof. Michael Ursinus
Islamwissenschaft

Osmanische Autobiographie vor dem XIX.Jahrhundert: 'The most interesting books never written'

20.VI.

Prof. Michael Hesse
Kunstgeschichte

Der Künstler über sich selbst in seinem Werk

27.VI.

Prof. Susanne Weigelin-Schwiedrzik
Sinologie

Rufer in der Wüste und Führer der Revolution. Der chinesische Dichter Lu Xun im Selbstpotrait und als politische Ikone

4.VII.

PD Dr.Christoph Schöneich
Anglistik

«The English Mania for the Individual Life» - Biographie in England

11.VII.

Prof. Wolfgang Schamoni
Japanologie

Weibliche Autobiographie vs. männliche Biographie? Die frühen japanischen «Hofdamentagebücher» (X./XI.Jahrhundert)

 

 

Nach jeder Vorlesung ist Gelegenheit zur Diskussion gegeben.

Seminar/Übung

Heidelberger Literatur des XV.Jahrhunderts: Edition unedierter Texte (II)

2st., Mi 10.15-11.15 Vorb.:25.IV. Priv.Doz.Dr.Walz

Fortsetzung des begonnenen Editions-Kurses. Nachdem im vergangenen Semester die Transkription der Texte und paläographische Aspekte im Vordergrund standen, werden wir uns hauptsächlich mit dem Nachweis der Zitate (Nachschlagewerke, Datenbanken etc.) befassen. Für die Anfertigung einer Edition eines ausgewählten Textes (oder eines Teils) kann ein Seminarschein erworben werden. Voraussetzungen: Gute Paläographiekenntnisse, Interesse für Philosophie und Theologie. Neue Teilnehmer werden gebeten, sich in den Ferien im Sekretariat zu melden.

 

Übungen

Lateinische Sprachgeschichte: Älteste lateinische Martyrerakten

2st., Mo 14.15-15.45 Vorb.: 23.IV. Prof.Berschin

Mit dem Jahr 180 n.Chr. setzen die lateinischen Martyrerakten ein, von denen etwa ein Dutzend als zeitgenössische Berichte gelten können, die noch vor dem I.Konzil von Nicaea (325) verfaßt wurden. Beginnend mit der Passio SS.Perpetuae et Felicitatis, einer höchst eindrucksvollen Schrift von 202-203 n.Chr., werden die Texte im Hinblick auf Wandlungen des Lateinischen unter dem Einfluß des Christentums gelesen. Die Ausgewählten Märtyrerakten von R.Knopf/G.Krüger/G.Ruhbach, Tübingen 41965 (DM 34,-), sind die wohl praktischste Sammlung. Zur Einführung W.B., Biographie und Epochenstil t.1, 1986, p.37-65.

 

Kodikologie: Handschriftenfragmente aus Inkunabeln

2st., Mi 16.15-17.45 Vorb.: 25.IV. Dr.Schlechter

Man spricht von einem 'Büchersterben um 1500'. Gemeint ist damit, daß in dieser Zeit, in der das gedruckte Buch längst akzeptiert worden war, in vielen Bibliotheken Handschriften makuliert wurden. Das so gewonnene Material diente dann der Buchbinderei als Rohstoff für Neubindungen von Drucken, insbesondere als Spiegel. - Die Universitätsbibliothek Heidelberg katalogisiert zur Zeit ihre Inkunabeln. Hierbei sind einige um die Jahrhundertwende ausgelöste Fragmente ihren ursprünglichen Einbänden wieder zugeordnet worden, andere, bisher nicht registrierte, wurden neu gefunden. Zu konstatieren ist eine solche Verwertung von Handschriften insbesondere bei der Bibliothek des Benediktinerklosters Schuttern. - Ziel der Übung ist die praktische Arbeit an Fragmenten, die aus Heidelberger Inkunabeleinbänden herausgelöst worden sind. Im Vordergrund stehen paläographische Untersuchungen. Voraussetzung für die Teilnahme an der Übung ist der Besuch von mindestens zwei Paläographie-Kursen.

Lektüre

Mittellateinische Weltliteratur VII: Hrotsvit von Gandersheim

2st., Di 14.15-15.45 Vorb.: 24.IV. Prof.Berschin

Die Kanonisse Hrotsvit v.Gandersheim hat um 962 nach dem Vorbild des Prudentius ein Legendenbuch geschrieben, um 965 nach dem Vorbild des Terenz ein Dramenbuch und schließlich um 968 noch ein Epenbuch. Neben einer Lektüre der Pelagius-Legende und des Calimachus-Dramas sollen die vier Vorworte Hrotsvits auf poetologische und autobiographische Aussagen hin gelesen werden. Alle neueren Ausgaben der Opera omnia Hrotsvits können verwendet werden: P.v.Winterfeld 1902; K.Strecker 21930; H.Homeyer 1970, W.B. 2001.

 

Wipo, Gesta Chuonradi (auch für Historiker)

2st., Fr 11.15-12.45 Vorb.: 27.IV. Dr.Staub

Als Angehöriger der Hofkapelle konnte Wipo schon seit der Krönung Konrads II. im Jahr 1024 viele politische Ereignisse aus der Nähe verfolgen. Seine chronologisch gegliederte Biographie des Herrschers widmete er um 1047 Konrads Sohn, Kaiser Heinrich III. Ausgabe: H.Bresslau, Die Werke Wipos (MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi [61], Hannover/Leipzig 1915; DM 30).

 

Neulatein

Colloquium Latinum: Johannes Andreae: Christianopolis (1619).
Utopia concordiae Christianae in Christianorum belli tumultibus (Politische Literatur der Neulateiner V)

2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 23.IV. Dr.Schouwink/Prof.Berschin

Scriptorum rerum politicarum seriem feliciter inceptam continuabit lectura utopiae christianae, quam Johannes Valentinus Andreae secundo anno belli XXX annorum edidit. In eo libro ideam societatis integraliter christianae delineat. Quamvis auctor noster structuram necnon et vocabula et imagines ex scriptis utopicis Mori et Campanellae excerpserit, multis modis ab eorum operibus distat. Navigatio ad insulam remotam, locus communis in scriptis utopicis, breviter commemoratur, sed minimi momenti esse videtur. Immo vero huius insulae societas christiana non institutis raris sive exoticis, sed humanitate et concordia civium praecellit. Urbis plateas una cum viatore permeantes cognoscemus fundamenta communitatis bene ordinatae: Eruditionem in multarum disciplinarum etiam modernarum, ut sunt anatomia et notitia linguarum extranearum; insuper regimen iustum, religionem pietate et simplicitate distincta et multa alia delectabilia. - Textus latinus invenitur in editione Richardi van Dülmen, Stuttgart: Calwer Verlag 1972.

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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