Dr. Christian Neumann

Herr Dr. Christian Neumann ist seit Oktober 2017 am Deutschen Historischen Institut Rom tätig.

 

Anschrift:

Dr. Christian Neumann

Deutsches Historisches Insitut Rom

Via Aurelia Antica, 391

I-00165 Roma

Italia

E-Mail: neumann@dhi-roma.it

 

 

Forschungsinteressen:

  • Geschichte Venedigs
  • Geschichte der Krone Aragon
  • Politik- und Diplomatiegeschichte
  • Handels- und Wirtschaftsgeschichte
  • Piraterie
  • Soziale Netzwerkanalyse (SNA)
  • Seeherrschaft
  • Mediterranistik
  • Lebensalter/Alter
     

Zur Person:

  • April 2014 - September 2017: Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte bei Prof. Dr. Nikolas Jaspert
  • Oktober - Dezember 2015: Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB "Materielle Textkulturen", A01, UP3: Rezeption und kommunale Neuschöpfung: Die Antike in der städtischen Epigraphik des lateinischen Mittelmeerraums (11.-13. Jh.)
  • Juli 2015: Abschluss des Dissertationsvorhabens
  • April 2011 - März 2014: Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes mit dem Projekt „Das Mittelmeer beherrschen. Die Seemächte Venedig und Aragon im Spätmittelalterˮ. Während der Förderungszeit auch Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig (Centro Tedesco di Studi Veneziani)
  • Mai 2010 - März 2011: Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Mittelmeerstudien der Ruhr-Universität Bochum
  • März 2010: Erlangung des Titels eines M.A. (Master-Arbeit mit dem Thema „Die Beziehungen zwischen der Republik Venedig und der Krone Aragon im 14. Jahrhundert in Diplomatie, Handel und Krieg“)
  • Januar - Februar 2010: Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig (Centro Tedesco di Studi Veneziani)
  • November - Dezember 2009: Einmonatiger Forschungs- und Rechercheaufenthalt an der Universitat de Barcelona
  • Oktober 2007 - Juli 2008: Auslandsstudium an der Università degli Studi di Padova
  • Oktober 2007: Beginn des Master-Studiums mit den Fächern Geschichte (Schwerpunkt in mittelalterlicher Geschichte) und Romanistik (Italienisch) an der Ruhr-Universität Bochum
  • Juni 2007: Erlangung des Titels eines B.A.
  • November 2005 - August 2007: Anstellung als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für die Geschichte des späteren Mittelalters bei Prof. Dr. Nikolas Jaspert
  • Januar 2005: Aufnahme in die Studienstiftung des Deutschen Volkes (Endgültige Aufnahme im Oktober 2006)
  • Oktober 2004: Beginn des Bachelor-Studiums mit den Fächern Geschichte und Romanistik (Italienisch) an der Ruhr-Universität Bochum
     

Abgeschlossenes Dissertationsprojekt (Monographie erschienen bei Wilhelm Fink/Ferdinand Schöning, 2017)

„Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410): Eine Verflechtungsgeschichte"

Obwohl Venedig und Aragon die Geschicke weiter Teile des spätmittelalterlichen Mediterraneums bestimmten, ist bislang vergleichsweise wenig zu den venezianisch-katalanischen Beziehungen gearbeitet worden,  In nur einer kleinen Zahl von Beiträgen stellen die Beziehungen ein autonomes Untersuchungsthema dar. Zudem sind viele Befunde disparat. Aufgrund der Forschungstradition erscheinen „Diplomatie” und „Handel” als die wesentlichen Aspekte. Jedoch resultierte, dass „Piraterie” diesen beiden gleichrangig zur Seite zu stellen ist. Daher ist die Dissertation vor allem ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Politik-, Diplomatie-, Handels- und Pirateriegeschichte. Da sich das späte 13. Jahrhundert lediglich durch punktuell intensive Kontakte zwischen Venezianern und Katalanen auszeichnet, kann erst das 14. Jahrhundert als der eigentliche Zeitraum der Genese der Beziehungen angesehen werden. Aufgrund dessen und angesichts anderer Gesichtspunkte wird ein Untersuchungszeitraum gewählt, der von etwa 1280 bis 1410 reicht. Aufgrund des defizitären Forschungsstandes wurde besonderer Wert auf intensive Quellenarbeit und vor allem Archivarbeit gelegt. Bislang wurden weder die publizierten noch die archivalischen Quellen systematisch über längere Zeiträume hinweg auf venezianisch-katalanische Kontakte hin gesichtet und ausgewertet. Zur Materialbasis zählen hauptsächlich administrative Dokumente. Die zweite wichtige Quellengruppe stellen überwiegend zeitgenössische Chroniken dar.

Ausgehend von der erwähnten Feststellung, dass Politik, Handel und Piraterie die wesentlichen Felder der venezianisch-katalanischen Beziehungen bilden, sollen sie einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Es wird nach der Verflechtung und auch Entflechtung der drei Themenfelder untereinander gefragt. Die diachron breit angelegte Betrachtung soll Dynamiken offenbaren und Periodisierungen ermöglichen. Um die notwendige Tiefendimension zu erzielen, werden Episoden verdichteter Interaktion mikrogeschichtlich rekonstruiert. Werden Diplomatie, Handel und Piraterie unter Netzwerkansätzen betrachtet, eröffnet sich eine Vielzahl möglicher Untersuchungsaspekte. Aufgrund ihrer besonderen Relevanz sollen Akteure, Orte und Institutionen im Vordergrund stehen. Für die Analyse der Akteure wird ein prosopographischer Zugriff gewählt. Mit den Methoden der sozialen Netzwerkanalyse wird der venezianische Handel auf den Balearen zwischen 1326 und 1343/44 untersucht.

Im Folgenden sollen einige relevante Ergebnisse der Arbeit vorgestellt werden. Die Periodisierung der venezianisch-katalanischen Beziehungen ermöglicht die Differenzierung dreier markanter politischer Wendepunkte, welche die Anfänge von Phasen wachsender Verflechtung markieren und sich auch auf die Handelskontakte ausgewirkten: die „Erste Sizilianische Wende von 1282“, die „Mallorquinische Wende von 1343/44“ und die „Zweite Sizilianische Wende von 1392“. Für den venezianisch-katalanischen Handel stellten die Balearen im „langen 14. Jahrhundert“ das zentrale Emporium dar. Die Netzwerkanalyse des venezianischen Mallorcahandels offenbart, dass die Venezianer zwar dominierten, aber auch Mallorquiner darin eingebunden waren. Darüber hinaus verstärkte die Etablierung von Konsulaten die Verflechtung beider Mächte. Venedig und Aragon waren bis in die Zeit Alfonsʼ V. primär in „Freundschaft“, „Amiciciaˮ, miteinander verbunden. Deren Analyse bringt hervor, dass vier politisch-ökonomische Faktoren wesentlich zu ihrer Kontinuität beitrugen: der gemeinsame Antagonismus zu Genua, verschiedene ökonomische Hauptinteressen, wirtschaftliche Kooperation zum beiderseitigen Nutzen und die gegenseitige Respektierung der jeweiligen Einflusssphären. Obgleich Verflechtung und Konsens die Beziehungen prägten, lassen sich auch Phasen der Entflechtung bzw. reduzierter Verflechtung ausmachen. Markante Beispiele für Momente der Entflechtung und des Dissens sind zum Beispiel der einige Jahrzehnte andauernde Konflikt zwischen Venedig und der Katalanischen Kompanie und der Protektionismusstreit um 1400. Während der venezianisch-genuesischen und katalanisch-genuesischen Kriege ereigneten sich nicht nur Attacken unter den Kriegsgegnern, sondern auch Venezianer und Katalanen verübten Angriffe aufeinander. Da jeder Angriff gleichzeitig auch politische Implikationen besaß, lösten Phasen erhöhter Piraterie regelmäßig zwischenstaatliche Krisensituationen aus.

Die Untersuchung der venezianisch-katalanischen Beziehungen zeigt, dass diese nicht nur ein hohes Erkenntnispotential für die spätmittelalterliche Politik-, Handels- und Pirateriegeschichte des Mittelmeerraums besitzen, sondern in manchen Aspekten auch über diesen Raum hinausweisen.

 

Lehrveranstaltungen in Heidelberg

  • Im SoSe 17: Übung: "Theorien und Methoden der Analyse sozialer Netzwerke"
  • Im WiSe 16/17: Übung „Generationen im Mittelalter“
  • Im SoSe 16: Quellenübung „Katalanen im Mittelmeerraum“
  • Im SoSe15: Übung „Soziale Netzwerkanalyse: Theorie, Methoden, Beispiele“
  • Im WiSe 14/15: Proseminar „Venedig im Mittelalterˮ

 

Publikationen:

Monographie:

Aufsätze:

  • zusammen mit Urs Brachthäuser: Finanzierungsstrukturen, Verständnis und Wahrnehmung von Seeherrschaft im 14. Jahrhundert am Beispiel der Krone Aragon und der Republik Genua, in: Jaspert, Nikolas / Jan Rüdiger (Hgg.): Über die Küsten hinaus: Thalassokratien im Mittelalter (Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte), [in Bearbeitung].

Rezensionen

Seitenbearbeiter: Dortschy
Letzte Änderung: 01.11.2019
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