Sammlung des Ägyptologischen Instituts
Kustodin: | Dr. Dina Faltings |
Adresse: | Marstallstraße 6, 69117 Heidelberg (1. Stock) |
Kontakt: | aegypt-sammlung@urz.uni-heidelberg.de |
Tel: 06221 54 25 36 oder 06221 54 36 80 (Sammlung) Tel: 06221 54 25 33 (Sekretariat) Fax: 06221 – 542551 |
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Öffnungszeiten: | Die Sammlung ist bis auf Weiteres geschlossen. |
Die Sammlung
Die Sammlung des Ägyptologischen Instituts enthält ca. 4000 Fundstücke aus dem prähistorischen, antiken und frühmittelalterlichen Ägypten.
Sie zählt im Vergleich zu anderen ägyptischen Universitätssammlungen zu den größten und bestbestückten Deutschlands und verfügt – auch im internationalen Vergleich – über einzigartige Exponate. Die in Heidelberg versammelten Funde stammen etwa zur Hälfte aus dem Kunsthandel und zur Hälfte von verschiedenen Ausgrabungen. Sie vermitteln einen repräsentativen Querschnitt durch die fast 4 Jahrtausende währende pharaonische Geschichte, die von der frühen Vorgeschichte (Ende 4. Jt. v. Chr.) bis zur Zeit der arabischen Eroberung Ägyptens im 7. Jh. A.D. reicht. Darüber hinaus stammt ein großer Fundkomplex aus den Jahrhunderten nach der arabischen Eroberung, die man dem byzantinischen Frühmittelalter zurechnen kann. Ergänzt wird die Sammlung der pharaonischen Objekte durch vorgeschichtliche Funde Ägyptens aus der frühen und mittleren Altsteinzeit (ca. 30.000 v.Chr.) sowie einen großen Fundkomplex aus Merimde - Beni Salame, einem Fundplatz der Neusteinzeit (10.000-6000 v.Chr.).
Zu den wissenschaftlich hochbedeutenden und sehr sehenswerten pharaonischen Ausstellungsstücken zählen Skulpturen, Reliefs und Architekturteile, Mumien, Särge, Papyri, Keramik, Schmuck und vielfältige Kleinfunde, die zumeist dem Totenkult entspringen und so ein Schlaglicht auf die Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter werfen. Als spektakulär dürfen einige Exponate gelten, die den Ausgrabungen des Sammlungsgründers entstammen und einerseits Tempelreliefs von höchster Qualität zeigen, andererseits der koptischen Kultur aus dem frühen Mittelalter angehören und hier einen breitgefächerten Überblick über das tägliche Leben bieten sowie einen bemalten Sarg, zu dem es bisher keine Parallele gibt.
© Ägyptologisches Institut Heidelberg, Photos: Robert Ajtai |
Mit kunstgeschichtlich wertvollen Originalen aus allen Epochen verfügt die Ägyptische Sammlung über ein einzigartiges Ensemble von Exponaten, das nicht nur die mehr als dreitausendjährige Kunstgeschichte des Alten Ägypten veranschaulichen kann, sondern auch wissenschaftlich von höchstem Wert ist.
Die Sammlung des Ägyptologischen Instituts ist in der Obhut des Heidelberg Center for Cultural Heritage (HCCH). Sie wird als Lehrsammlung genutzt, wobei die Studierenden im Rahmen eines curricularen Sammlungspraktikums die grundlegenden Methoden zur Hantierung und Bewahrung von Originalobjekten sowie Aufnahmetechniken und museale bzw. konservatorische Grundprinzipien erlernen. Daneben werden Kunstgeschichte und Beschreibung eingeübt sowie das Erstellen von erklärenden Texten für verschiedene Zielgruppen – vom Wissenschaftler bis zum Grundschüler. Der Aufbau der Sammlung in Form eines chronologischen Durchgangs erleichtert das Sehenlernen und Erkennen von kunstgeschichtlichen Entwicklungen, denn diese Art des Aufbaus erlaubt es, die Sammlung wie ein begehbares Buch zu benutzen und durch (Kunst-)Geschichte zu wandeln.
Altägyptische Mogelpackung durch moderne Technik entlarvt
Anfang des 20. Jh. brachte der Lehrstuhlinhaber und Sammlungsgründer Hermann Ranke von einer 2-tägigen Erkundungsgrabung in Aulad-esh-Sheikh u.a. 2 Gefäße mit, die noch mit ihrem Originaldeckel aus Ton versehen waren. Da man die Deckel nicht zerstören wollte, blieb der Inhalt über 100 J. ein Geheimnis. Die Töpfe samt Inhalt waren sehr schwer und man durfte spekulieren, was sich darin befinden könnte.
Aulad esh-Sheikh war ein Elite-Friedhof der Frühzeit (frühes 3. Jtsd. v. Chr.) und innerhalb von 2 Tagen grub Ranke dort mit seinen Leuten 3 Gräber aus. Das größte davon war in seiner Bauweise sehr speziell, aufwändig und „teuer“. Von hier, aus 2 kleinen, von den Grabräubern unberührten Vorratskammern, stammen die Gefäße.
Die geschlossene Form der beiden Töpfe mit engem Hals (gut gegen Verdunstung und leicht verschließbar) weist auf die Funktion als Vorratsgefäß hin. Meist werden sie auf Ausgrabungen leer und oft schon zerscherbt gefunden. In der Regel ist die Gefäßform in der Frühzeit für Getränke aller Art verwendet worden, es gibt aber aus späterer Zeit Beweise, dass man auch haltbar gemachte Lebensmittel wie getrocknetes Getreide oder Gebäck, eingelegten Fisch, Früchte, Gemüse und dgl. darin aufbewahren konnte.
Ein originaler Gefäßinhalt wäre ein schöner Hinweis auf die Funktion. Deswegen wurden die beiden Gefäße (Inv. Nr. 526 und 527) zum Anatomischen Institut gebracht und dort mit einem CT gescannt (s. Filme Ägyptologie 1-3).
Heraus kam, dass in beiden tatsächlich bloß ein Gemisch aus Erde, Asche, Scherben, Ziegel- oder Lehmbrocken und Essensresten vorhanden war. Offenbar hatte jemand einfach den Dreck vor seiner Tür zusammengefegt und in die Gefäße geschaufelt. Bei dem Gefäß 527 sieht man zusätzlich noch einen dicken, eingetrockneten Tonfladen oben auf dem erdigen Inhalt. Der Tondeckel wurde bei beiden nur zur Tarnung aufgesetzt, damit er sich nicht von anderen verschlossenen Gefäßen unterschied.
Da wird aber der Ba des Toten enttäuscht gewesen sein, als er hungrig in die Töpfe guckte!
Auge in Auge: Die Menschen hinter den Mumienportraits
Die Ägyptische Sammlung Heidelberg beteiligt sich mit 3 Mumienportraits sowie einem Portraitfragment und der römischen Portraitmumie eines Jungen an der Untersuchung und der folgenden Ausstellung „Auge in Auge: Die Menschen hinter den Mumienportraits“ in Amsterdam. Mit verschiedenen noninvasiven Methoden werden Bearbeitungsspuren in unterschiedlicher Tiefe sichtbar gemacht, um die Vorgehensweise und Materialien der Künstler, aber auch Informationen über deren Sujets zutage zu fördern. Leiter der wissenschaftlichen Analysen ist Prof. Robert Erdmann, der auch schon Rembrandts Nachtwache und einige weitere Bilder aus dem Rijksmuseum in Amsterdam mit diesen Methoden erfolgreich zum „Sprechen“ gebracht hat. Am 24.4.23 sind „unsere“ Objekte dran!