Walter Eisinger: Ermutigen und Erzählen

Heinz Schmidt | Adobe Den Beitrag als PDF downloaden

 

 

Walter EisingerWalter Eisinger (Quelle: Theologisches Seminar)

Walter Eisinger:

Geboren am 28. Februar 1928 in Freiburg/Breisgau;  gestorben am 19. Oktober 2014 in Heidelberg

1965- 1995 Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät Heidelberg, 1979-1986 Universitätsprediger an der Heidelberger Peterskirche

 

Walther Eisinger wurde 1928 geboren und ist 2014 im Alter von 86 Jahren verstorben. Nach seiner Promotion im Fach Kirchengeschichte bei Heinrich Bornkamm in Heidelberg wurde er Pfarrer der Badischen Landeskirche und später auf die neu errichtete Professur für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg berufen. 1965 erfolgte der Wechsel auf den Lehrstuhl für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Katechetik/Religionspädagogik, Seelsorge und Homiletik an der Theologischen Fakultät, den er drei Jahrzehnte innehatte.

Als akademischer Lehrer ist Walther Eisinger vielen in Erinnerung als Ermutiger der Studierenden zum eigenen Nachdenken und zur Verfolgung ihrer theologischen und pädagogischen Interessen. Inspiriert von seinem alemannischen Landsmann Johann Peter Hebel förderte er das Erzählen nicht nur im Unterricht. Er erzählte auch gerne selbst, z.B. in seinen Predigten.

Die inhaltliche und methodische Gestaltung von Unterricht lag ihm sehr am Herzen, weshalb er auch die damals noch wenig bekannten Methoden der Gruppen- und Projektarbeit einübte, die er während seiner Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule kennengelernt hatte. An der Debatte um die Konzeption eines problemorientierten Unterrichts nahm er konstruktiv-kritisch auf.

Praxis und Theorie gehörten bei ihm eng zusammen, weshalb er sich bei der Neugestaltung des Predigerseminars stark engagierte und als Synodaler die Evangelische Landeskirche in Baden lange Zeit mitgestaltete. Die zu seinem achtzigsten Geburtstag erschienene Festschrift „Praktische Theologie und Landeskirchengeschichte“ von 2008 würdigt ihn als Kirchengeschichtler und als Praktischen Theologen, der „sowohl die regionalen Prägungen der Frömmigkeit wie die explizit badischen Grundlagen in liturgischen und katechetischen Fragen nicht außer Acht ließ.“ Unvergesslich sind seine Herzlichkeit und sein Humor, die in allen seine Kommunikationen aufleuchteten.

Die dokumentierte Predigt vom 23. Mai 1982 ist eine Liedpredigt zu Paul Gerhardts Volkslied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. In ihr kommen Herzlichkeit und Humor überreich zur Geltung, ebenso die sprachliche Gewandtheit, mit Liedzitaten, Anklängen und überraschenden sprachlichen Wendungen anzusprechen. Wen? Die Universitätsgemeinde, also die „akademischen Stuhl- und Lehrstuhlsitzer und Nesthocker“; sie „nehmen den Weg unter die Füße und spüren in Knochen, an Muskeln und Sohlen, dass wir noch laufen können. Bleib‘ mit geschlossenen Augen am Philosophenweg stehen, und dein Geruchssinn signalisiert dir den schweren Duft der Kirsch- und Pfirsichblüten und das betörende Aroma der Rosen.“ Hier und im Verlauf der Predigt kommen alle Sinne zueinander.

Walther Eisinger hat etwas später in seinem Beitrag zur Festschrift für Frieder Schulz, den Direktor des Petersstiftes und Nestor der evangelischen Liturgiewissenschaft, für die Katechismus- und die Liedpredigt geworben (wieder abgedruckt in Eisinger, „... und fällt deswegen auch in Gottes Sprache“. Beiträge zu Johann Peter Hebel, Philipp Melanchthon, zu Homiletik und Religionspädagogik sowie ausgewählte Predigten, 159-176): „Das Singen gehört also zum Predigen, so gehört das Predigen zum gesungenen Wort. Das gesungene Wort hat aber auch Texte. Im protestantischen Bereich ist beides wichtig: die Musik und der Text. … Der Text gehört auch auf die Kanzel, die Musik der singenden Gemeinde antwortet ihm“ (a.a.O., 173). Nach dieser Liedpredigt kann man sich nichts anderes als eine fröhlich singende Gemeinde in der Peterskirche vorstellen. Sie antwortet mit Paul Gerhardts Schlussstrophen auf den Wunsch des Predigers: „Ich wünsche Euch allen einen fröhlichen und mutigen Ausgang in das schon sichtbare und in das noch unsichtbare, aber erhoffte, erwünschte, ersehnte und erbetene Paradies! Amen.“

 

Predigtbeispiel: Predigt über „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ am 23. Mai 1982 (Exaudi) in der Peterskirche Heidelberg


 

LITERATUR

Walther Eisinger: „... und fällt deswegen auch in Gottes Sprache“. Beiträ-ge zu Johann Peter Hebel, Philipp Melanchthon, zu Homiletik und Religionspädagogik sowie ausgewählte Predigten, hg. v. Johann An-selm Steiger u. Hans-Georg Ulrichs. Mit einer Werkbibliographie v. Arthur Hermann, Heidelberg 2001.

Johannes Ehmann (Hg.): Praktische Theologie und Landeskirchenge-schichte. Dank an Walther Eisinger, Heidelb. Studien zur Prakt. Theol. 12, Berlin 2008.

 

 

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Letzte Änderung: 01.07.2022
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