Ausgewählte Quellen zur nubischen Geschichte

 

Der Wettstreit um die Christianisierung Nubiens

Über das barbarische Volk der Nobaden, die bekehrt wurden zum Christentum, und über die Ursache seiner Bekehrung. In der Synode des Patriarchen Theodosios gab es einen sehr greisen, bejahrten Mann, dessen Name Iulianos war. Diesen nun erfüllte der geistliche Eifer wegen des im Irrtum befangenen Volkes, das sich an der östlichen Grenze der Thebais oberhalb Ägyptens befand. Dieses war nicht einmal unterworfen dem Kaiserreich der Römer, sondern es empfing sogar Tribute, damit es nicht einfiele und Gefangene machte in Ägypten. Da nun um dieses Volk sich sorgte der selige Iulianos, besuchte und unterrichtete er die Kaiserin Theodora (deren Seele ruht), auf daß sie sich Sorge wegen der Bekehrung jenes Volkes machte. Die Kaiserin aber, weil sie entbrannt war im Eifer um Gott, nahm es mit Freude auf und versprach, daß sie alles tun werde, damit bekehrt werde jenes Volk vom Irrtum der Bilderverehrung. Infolge ihrer Freude aber teilte sie dies dem siegreichen Kaiser Iustinianos mit, und sie versprach und bemühte sich, daß sie den seligen Iulianos dorthin schickte. Der Kaiser aber, als er hörte, daß sie einen derer, die gegen die Synode waren, sich bemühte, dorthin zu schicken, freute sich nicht, wobei er darauf ausging, seinen Bischöfen in die Thebais zu schreiben, daß diese (Bischöfe) kämen und sie (die Nobaden) bekehrten, und daß sie dort einpflanzten den Namen der Synode. Schon war er auch bemüht, und eilends schickte er vorher Gesandte mit Gold und Taufgewändern und Geschenken für den König jenes Volkes und Briefen an den Dux von Thebais (des Inhalts), daß dieser sich um seinen (des Kaisers) Gesandten bemühen und ihn hinüber schicken möge zu jenem Volk.
Daher, als dies erfuhr auch die Kaiserin, eifrig in ihrer Klugheit verfaßte sie Briefe an den Dux von Thebais, und schickte Magistrianus (mit der Botschaft): „weil nämlich ich und der Kaiser uns vorgenommen haben, daß wir schicken einen Gesandten zum Volk der Nobaden. Und siehe! /184,1/ auch ich schickte einen seligen Mann, dessen Name Iulianos ist. Und ich will, daß dieser, der meine, vor jenem des Kaisers zu jenem Volke gelange. Du mögest wissen, wenn du jenem gestattest, daß er vor diesem meinem, dorthin kommt und ihr ihn nicht hindert durch (vorgespielte) Gründe, bis daß kommt dieser Selige, der meine, und ihn überholt und (zu den Nobaden) gelangt, dann ist (dein) Leben nicht mehr (sicher), vielmehr werde ich dorthin schicken und deinen Schädel holen.“ Als dies erhalten hatte der Dux der Thebais, aber auch zu ihm gelangt war der Gesandte des Kaisers, hieß er ihn denn auch weilen /.../, bis daß die Gesandten der barmherzigen Kaiserin kamen /.../ und brachen als erste auf.
Als nämlich der selige Iulianos und die Gesandten mit ihm ins Land gekommen waren (185,1) und sie an den König und die Großen geschickt und unterrichtet hatten, schickten diese eine Schar ihnen (den Gesandten) entgegen und nahmen sie mit Freude auf. /.../ Und alsbald, indem sie frohlockten, gaben sie ihre Seelen hin und verleugneten allen Irrtum ihrer Väter …

 

Johannes, von 558 bis 588 miaphysitischer Bischof von Ephesos (nach: Scholz (1987) S. 135)

Erstes Aufeinandertreffen und Friedensschluss zwischen Nubiern und Arabern

Ich war während des Kalifats von Umar ibn el-Khattab (634-644) zweimal in Nubien gewesen. Ich war noch nie Leuten begegnet, die in der Kriegskunst tüchtiger waren als diese. Ich hörte, wie einer von ihnen zu den Muslimen sagte: „Wo soll ich dich mit meinem Pfeil treffen?“ Und wenn der Moslem dann abschätzig sagte: „Dahin!“, dann verfehlte der Nubier sein Ziel niemals. Sie liebten es, mit Pfeil und Bogen zu kämpfen. Aber kaum ein Pfeil landete auf dem Boden. Einmal stellten sie sich gegen uns auf und wir waren darauf versessen, den Kampf mit den Schwertern auszutragen. Aber sie waren schneller als wir und schossen uns mit ihren Pfeilen die Augen aus! 150 Augen schossen sie aus. Wir dachten schließlich: das Beste sei, mit solchen Leuten Frieden zu schließen. Wir machten bei ihnen so gut wie keine Beute. Und sie waren groß darin, anderen Unrecht zuzufügen. Amr jedoch weigerte sich, mit ihnen Frieden zu schließen und kämpfte weiter gegen sie, bis er entlassen und durch Abdallah ibn Sa'd ibn Abi-Sarh ersetzt wurde, der mit ihnen Frieden schloss.

 

Muhammad bin Sa'd, Scheich des arabischen Stammes Himyar (nach: Diebner (2004) S. 83)

Ein nubischer König auf Pilgerfahrt

Danach geschah es eines Tages, daß die Barone zur Zerstreuung in den Palast gingen, um Isaak [II. Angelos] und den Sohn des Kaisers aufzusuchen. Als die Barone da in dem Palast waren, da kam dorthin ein König, dessen Fleisch völlig schwarz war. Er hatte mitten auf der Stirn ein Kreuz, das ihm mit einem glühenden Eisen gemacht worden war. Dieser König weilte in einer sehr reichen Abtei der Stadt, wo er auf Befehl des Alexios [III.], der Kaiser gewesen war, sich aufhielt, und dessen Herr und Besitzer er sein sollte, so lange er dort bleiben wollte. Als der Kaiser ihn kommen sah, erhob er sich, um ihm entgegenzugehen, und erwies ihm große Ehre. Und der Kaiser fragte die Barone. „Wißt ihr denn“, sagte er, „wer dieser Mann ist?“ „Nein Herr, überhaupt nicht“, sagten die Barone. „Fürwahr“, sagte der Kaiser, „das ist der König von Nubien, der auf einer Pilgerfahrt in diese Stadt gekommen ist.“ Und man ließ ihn durch Dolmetscher anreden und ihn fragen, wo sein Land sei. Darauf antwortete er den Dolmetschern in seiner Sprache, daß sein Land noch hundert Tagesreisen jenseits von Jerusalem sei, und von dort sei er auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem gekommen. Und er sagte, als er in seinem Land loszog, habe er gut sechzig Leute aus seinem Land mit sich geführt; als er nach Jerusalem kam, waren nur noch zehn von ihnen am Leben, und als er von Jerusalem nach Konstantinopel kam, waren nur noch zwei am Leben. Er sagte, daß er auf Pilgerfahrt nach Rom und Sankt Jakob gehen wollte und dann nach Jerusalem zurückkehren wollte, wenn er so lange leben könnte, und dann dort sterben. Und er sagte, daß alle in seinem Land Christen seien, und wenn ein Kind dort geboren sei, würde man es taufen und ihm mit einem glühenden Eisen mitten auf der Stirn ein Kreuz machen, wie er es habe. Die Barone betrachteten diesen König mit sehr großem Staunen.

 

Robert de Clari, Teilnehmer des Vierten Kreuzzugs (nach: G. E. Sollbach (1998) LIV, S.107-108)

Die Islamisierung Nubiens

Diese gesegnete Tür für die Religion (den Islam) wurde geöffnet durch die Hände von Seif ed-Din Abdullahi el-Nasir im Jahr 717 am 16. des Monats Rabīʿ al-awwal (6. Juni 1317).

 

Weihinschrift aus dem Thronsaal von Alt Dongola, die an dessen Umwandlung in eine Moschee erinnert (nach: Welsby (2002) S. 247)

Literatur

  • G. E. SOLLBACH (Übers.), Chroniken des Vierten Kreuzzugs. Die Augenzeugenberichte von Geoffroy de Villehardouin und Robert de Clari (1998)
  • G. VANTINI, Oriental sources concerning Nubia (1975)
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Letzte Änderung: 13.05.2011
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