Wandmalerei

Motive und Stil
Literatur

 

Die Wandmalereien Nubiens stellen die bekanntesten Hinterlassenschafften dieser Kultur dar. Grundlegend waren hier zunächst die Funde aus der reich mit Fresken ausgestatteten Kathedrale von Faras in Nordnubien. Stark erweitert wurde das Bild dieser Kunstgattung durch Entdeckungen in Alt-Dongola, der Hauptstadt des Königreichs Makuria. Die wichtige Rolle, die die Wandmalerei innerhalb der Kunst des mittelalterlichen Nubien spielt macht eine kurze Übersicht zu diesem Thema unumgänglich, auch wenn die im Rahmen dieser Übung bearbeiteten Fundorte keine nennenswewrten Funde auf diesem Gebiet vorzuweisen haben. Es folgt ein kurzer Überblick der Motive, der Stilistik und der Chronologie, sowie eine Auswahl beispielhafter Darstellungen.

Kathedrale Von Farras _sog. Petrus.jpg

▲ Darstellung des Heiligen Petrus mit dem gleichnamigen Bischof. Der Heilige trägt ein weißes Unterkleid (Chiton) und ein Manteltuch (Himation). Der dunkelhäutige Bischof trägt dagegen liturgische Gewänder (Phelonion und Karo). 974-997 n. Chr., Kathedrale von Faras. (Seipel (2002) S. 82 Kat-Nr. 15)

Motive und Stil

Der koptisch- byzantinische Einfluss auf die nubische Wandmalerei wird deutlich in Motivik und Ikonographie. Vereinzelte Figuren scheinen zwar durch die Andeutung von Schatten plastisch modelliert, einer räumlichen Wirkung wird jedoch keine besondere Bedeutung zugemessen.
Alle uns bekannten erhaltenen Wandmalereien stammen aus sakralen Kontexten. Neben religiösen Themen finden sich hier viele Darstellungen von nubischen Adligen und Bischöfen. Diese Personen sind oft durch Inschriften gekennzeichnet und in aller Regel mit einem Heiligen oder Christus selbst dargestellt. Während die nubischen Größen durchgehend dunkelhäutig sind, werden Heilige und Engel immer mit heller Haut gezeigt. Ob in profanen Kontexten andere Darstellungsthemen einen Platz fanden muss offen bleiben.

Christusbild aus der Kirche der Insel Kulubnarti 1967 (Foto: Diebner) ▼
Christusbild aus Kulubnarti

Kathedrale Von Faras _geburt  Christi

▲ Darstellung der Geburt Christi aus der Kathedrale von Faras (Michalowski (1967) S. 148 Abb. 64,65)

Zu Beginn der Forschungsgeschichte baute nahezu die gesammte Chronologie zu Motiven und Stil auf den in Faras gemachten Funden auf. Erst die Erforschung Alt-Dongolas machte dann eine differenzierte Betrachtung möglich.
Für Faras kann anhand der Stratigraphie der einzelnen Putzschichten eine Chronologie der Wandmalereien der Kathedrale erstellt werden, die vier Phasen erkennen lässt. Ursprünglich wurde eine genauere Anordnung nach Farbstilen vorgenommen. Diese Feineinteilung lässt sich jedoch nach dem aktuellen Forschungsstand nicht mehr aufrecht erhalten. Weiterhin unbekannt bleibt die Herkunft der Künstler bzw. Werkstätten, wobei ein koptischer oder ein lokaler Hintergrund die wahrscheinlichsten Varianten darstellen.
Liefert die Abfolge der einzelnen Putzschichten nur eine relative Chronologie, so können einzelnen Malereien aufgrund ihrer Namensbeischriften auch absolute Daten zugewiesen werden, da etwa die Lebens- bzw. Amtszeiten der meisten Bischöfe durch eine in Pachoras gefundene Bischofsliste oder über Grabinschriften gesichert sind.

Alt-dongola _kloster _christus Und Apostel
▲ Christus und Apostel, 11 Jh. n. Chr.. Kloster, Alt-Dongola. (Seipel (2002) S. 60)

Literatur

  • K. MICHALOWSKI, Faras. Centre artistique de la Nubie chrétienne (1966)
  • K. MICHALOWSKI, Faras. Die Kathedrale aus dem Wüstensand (1967)
  • K. MICHALOWSKI, Faras. Die Wandbilder in den Sammlungen des Nationalmuseums zu Warschau (1974) S. 30-31
  • W. SEIPEL (Hrsg.), Faras. Die Kathedrale aus dem Wüstensand (2002)
  • J. VAN DER VLIET, The Church of the Twelve Apostles: The Earliest Cathedral of Faras?, Orientalia 68/1, 1999, S. 84-97

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 03.06.2011
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