Sprache und Text in Nubien

Altnubisches Lektionar aus der heidelberger Kampagne 1968
Altnubisches Pergamentfragment
Inschrift im Nordschiff der Kathedrale von Faras
Das koptische Alphabet in Vergleich mit dem Griechischen:
Grabsteinbeispiel aus Nubien
Literatur

Im 6. Jahrhundert wurde Nubien christlich. Als Schrift wurde zunächst das griechische und das koptische Alphabet verwendet. Zum koptischen Alphabet kommen drei zusätzliche Zeichen aus dem Meroitischen hinzu. Während des Mittelalters war die Nubische Sprache auf ihrem Höhepunkt. Sie wurde in allen 3 Königreichen Nobatia, Makurien und Alwa geschrieben und gesprochen. Man nimmt an, dass sich das Altnobiin/ Altnubische als Abgrenzung gegen seine Nachbarstaaten, besonders Ägypten, gebildet hat. Es ist nicht genau bekannt wann eine Verschriftlichung eintrat, aber der älteste Fund datiert auf 795 und der Jüngste auf 1484. Das heißt Altnubisch wurde mindestens 700 Jahre verwendet. Die meisten Textfunde lassen sich ins 10. - 12. Jahrhundert datieren, nur wenige sind aus dem 13. Jahrhundert. Gründe für den Rückgang waren wahrscheinlich politische und dynastische Unruhen zu Anfang des 12. Jahrhunderts. Zuletzt verdrängt das Arabische das Altnubische auch in der Schrift.

Altnubisches Lektionar aus der heidelberger Kampagne 1968

Dieses Fragment wurde 1968 in der Kirche von Sunnarti gefunden. Es ist ein nubisches Lektionar in Prachthandschrift. Das Fragment ist beidseitig beschrieben worden. Man erkennt eine flotte Handschrift mit breitem Buchstabenabstand. Es wurde schwarze und rote Tinte verwendet. Des weiteren gibt es noch 12 sehr kleine Fragmente, die wahrscheinlich auch Teil dieses Schriftstückes sind. Auf ihnen wurde ebenfalls mit roter und schwarzer Tinte geschrieben. Allerdings sind sie so klein, das nur noch vereinzelte Buchstaben sichtbar sind. Das macht eine Zuordnung nahezu unmöglich.

Altnubisches Lektionar

(Detlef - Müller (1970) S. 258)

Altnubisches Pergamentfragment

Dieses Fragment wurde in Qasir Ibrim zusammen mit 32 weiteren Pergamentmanuskripten gefunden. Es ist ein Auszug aus der Offenbarung des Johannes (14: 6-15) in Altnubisch. In der 11. Spalte ist das Wort „Babylon“ zu erkennen.

Altnobiin-nubischer Text Auf Pergament

(Becherhaus-Gerst (2008) S. 33)

Inschrift im Nordschiff der Kathedrale von Faras

Diese Inschrift befindet sich neben dem Porträt einer nubischen Königin, der Gattin oder Schwester des Königs Moses, der in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts regierte.

Nordschiff Faras

Das koptische Alphabet in Vergleich mit dem Griechischen:

Koptische Alphabet S.jpg

In Südnubien findet man Texte mit einer Reihe von Zusatzzeichen aus dem meroitischen Alphabet.

Koptisch Alphabet S.jpg

Etwa die Hälfte der erhaltenen Texte haben einen religiös – theologisch Inhalt. Der andere Teil besteht aus Verträgen und Briefen. Außerdem gibt es christliche Grabsteine mit griechischer oder koptischer Inschrift. Zudem auch noch Grabplatten, die beide Sprachen aufweisen (Bilinguen). Einige spätere Grabsteine haben einen griechischen Text in dem einige Textzeilen in nubischer Sprache eingeflochten sind.

Grabsteinbeispiel aus Nubien

Diese Sandsteinplatte ist ein koptischer Grabstein aus Nubien. Er misst 24x19 cm. Durch Vergleiche mit fest datierten Grabsteinen wird er ins 8. Jahrhundert datiert. Er soll durch einen Mitarbeiter des Assuan-Staudammes seinen Weg nach Deutschland gefunden haben. Heute befindet sich der Grabstein im Besitz eines Bonner Antikensammlers.

Grabstein Nubien

(Schenke (2000) S. 177)

Übersetzung:

Das Gedenken an die selige Theognosta. Der Tag aber, an dem sie sich zur (letzten) Ruhe begeben hat, ist der 17. Choiak. Gott, Barmherziger und Mitleidiger, Du mögest ihre Seele in deinem Reich zur Ruhe kommen lassen, Du mögest sie vom Baum des Lebens nähren und sie in den Schoß Abrahams, Isaaks und Jakobs versetzen. Amen. So sei es. “

 

Literatur:

  • M. BECHHAUS-GERST, Die altnobiin-nubische Schrift, in: 5000 Jahre Schrift in Afrika (2008) S. 29-34
  • C. DETLEF - G. MÜLLER, Deutsche Textfunde in Nubien, in: Erich Dinkler (hrsg.), Kunst und Geschichte Nubiens in christlicher Zeit (1970) S. 245-258
  • G. SCHENKE, Ein koptischer Grabstein aus Nubien, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 132, 2000, S. 176-178
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 21.07.2011
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