Demokratisch altern. Ein Vorschlag der Brüder Grimm
Referent: Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann, Universität Zürich
Vortrag am 26. Mai 2015
Alter ist auf Demokratie angewiesen, und es ist gut beraten, selbst demokratischer zu werden. Das klingt wie ein Satz aus einem aktuellen Altersratgeber, ist aber ein Gedanke, den Jacob Grimm bereits 1860 entwickelt hat. Was kaum bekannt ist: Der berühmte Märchen- und Sprachforscher ist zugleich einer der bedeutendsten Begründer der Altersforschung in Deutschland gewesen. In seiner „Rede über das Alter“ hat Jacob Grimm eine demokratische Gesinnung zum Charakteristikum des Alters erklärt. Damit ist einerseits ein bestimmter Lebensstil gemeint: Man soll mit sich selbst demokratisch umgehen, um zwar gerade im Zeichen von Verletzlichkeit, Hinfälligkeit und Endlichkeit im Alter. Zum anderen richtet sich Grimm an die Öffentlichkeit: Es geht um einen demokratischen Umgang mit dem Alter und um Handlungsspielräume für das Alter in Kultur und Gesellschaft. Der Vortrag stellt Grimms Thesen über das Alter vor und vergleicht sie mit Aspekten der heutigen Altersdebatte.
Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann ist seit 2012 Ordinarius für Populäre Kulturen und Leiter der Abteilung „Populäre Literaturen und Medien“ an der Universität Zürich (Schweiz). Zuvor war er an den Universitäten Kiel, Freiburg und Marburg tätig. Er war Mitglied im Beratergremium „Hessen – Land der Brüder Grimm“ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie Sachverständiger und Mitglied der Sechsten Altenberichtskommision der deutschen Bundesregierung. Seit 2013 ist Zimmermann Mitherausgeber der Zeitschrift „Fabula. Zeitschrift für Erzählforschung“. Seine Forschungsschwerpunkte sind die kulturgeschichtliche und kulturanthropologische Alters- und Demenzforschung, die Erzählforschung und die kulturanthropologische Literatur- und Medienforschung.