Albrecht Peters: Seelsorger und Prediger in der Peterskirche

Michael Plathow | Adobe Den Beitrag als PDF downloaden

 

 

Albrecht PetersAlbrecht Peters (Quelle: Theologisches Seminar)

Albrecht Peters:

Geboren am 31. März 1924 in Hamburg, gestorben am 26. Oktober 1987 in Heidelberg

1965-1987 Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Fakultät Heidelberg und Prediger im Universitätsgottesdienst

 

Albrecht Peters wirkte vom 1.9.1956 bis zu seinem Tod als systematischer Theologe (zunächst als wissenschaftlicher Assistent von P. Brunner und ab 1965 als Professor) in Heidelberg. Die Themen Rechtfertigung, Beichte und Abendmahl, Eschatologie und gelebter Glaube bei und mit Martin Luther bildeten die Schwerpunkte seiner theologischen Forschung in Lehre und Veröffentlichung. Zugleich war er in besonderer Weise mit der Heidelberger Universitätsgemeinde verbunden. Über all die Jahre repräsentierte er die Kontinuität im Kapitel der Peterskirche. Durch seine Predigt und seinen Rat war er so manchem Studierenden Begleiter und Seelsorger.

A. Peters war von zurückhaltender Bescheidenheit; zugleich fand er Gehör, in der „Freiheit eines Christenmenschen“ mahnend, tröstend und erbauend. Auch aufgrund seiner breiten philosophischen und humanwissenschaftlichen Bildung erfuhr er Resonanz. Ein wenig unbeholfen wirkte er bisweilen – eine Gehbehinderung war die Folge seiner Kriegsverletzung –, zugleich wurde er zusammen mit seiner ihn ständig begleitenden Frau Gisela, geb. Keller (Hochzeit am 30.9.1954) als eine der „Säulen“ der Universitätsgemeinde geachtet.

2. Prägend für A. Peters theologische und geistliche Existenz wurden die Kriegserfahrungen als junger Soldat (1942 – 1944). Die Schuld- und Sinnfrage, die Frage von Widerstand und Martyrium trieben ihn um. Nach abgeschlossenem Germanistik- und Philosophiestudium sowie Referendariat wandte er sich ganz der Theologie zu. Das 1. Theologische Examen legte er in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Hamburg ab, wo er auch ordiniert wurde.

Weiter prägend für seine geistliche Existenz wurde zum einen das Vikariat in der von W. Löhe und der Hermannsburger Erweckung angeregten St. Anschar-Gemeinde in Hamburg (z. B. Tagzeitengebete). Zum anderen sind hervorzuheben die Erfahrungen der geistlichen Gemeinschaft der Ansverus-Bruderschaft. Inspiriert 1961 von H. Asmussen wurden im Einkehrhaus in Aumühle (seit 1984 mit Frauen) geregelte Gebetszeiten und das Abendmahl mit dem „Ansverus-Psalter“ (1978) gefeiert. Das Haus in Aumühle musste vor ein paar Jahren verkauft werden. Der Herausgeber des „Ansverus-Psalters“ K. H. Ehrenforth erkennt in dessen musikalischem Stil eine Vermittlung zwischen der „herben Klarheit“ des Gregorianischen Chorals und der „gefühlvollen Weisheit“ der Taizégesänge. Durch A. Peters angeregt, wurde die Beichte und die Feier des Abendmahls in die Aumühler Gebetsnächte und Nachtwachen integriert.

Prägend wurde schließlich sein intensiver Predigtdienst in der Hamburger St. Petri-Kirche in Begleitung von Theodor Knolle, dem späteren Bischof. Eine persönlich andringende Herausforderung und Aufgabe war die Verkündigung der reformatorischen Botschaft heute, sach- und gegenwartsgemäß.

3. Nachhaltig wirkten diese Erfahrungen in A. Peters Leben und Lehren und in seiner Theologie und Predigt weiter. In die Heidelberger Universitäts- und Studierendengemeinde brachte er sie unaufdringlich, beharrlich und ausstrahlend ein.

Das gilt – neben den Gottesdiensten am Sonntag – besonders für die Mittwochmorgen-Gottesdienste um 7:00 Uhr in der Peterskirche. Als Lutherische Messe mit dem im Wechsel gesungenen „Ansverus-Psalter“ als Introitus, mit Kurzpredigt, Fürbitten und Kollekte wird dieser Abendmahlsgottesdienst von Liturgen, Predigern, Kantoren, Fürbetern und Küstern gestaltet und mit der Gemeinde bis heute gefeiert. Anschließend sind die Teilnehmer zum Frühstück eingeladen, um dann rechtzeitig zu den Lehrveranstaltungen oder zum beruflichen Tagewerk zu gehen. Leitend und integrierend war A. Peters der „spiritus rector“. Nicht nur, dass das Ehepaar Peters, wie selbstverständlich, einfach da war, dass er, wenn nötig, stellvertretend den Dienst von jemandem, der verschlafen hatte, spontan übernahm, dass er und seine Frau sich kümmerten um die nicht unwichtige Leibsorge, z. B um Kaffee, Brötchen, Butter u. a. Er war für so manchen Studierenden als Seelsorger geistiger Berater und geistlicher Vater.

Über die Nacht- und Gebetswachen in der Advents- und Osterzeit in der Peterskirche berichtet A. Peters selbst in „Gebetswachen in neuer Gestalt. Überblick – Erfahrung – Gestaltung“ in der Festschrift für Frieder Schulz „Freude am Gottesdienst“, hrsg. H. Riehm, Freiburg 1988, 428 – 456. Anders als die damaligen „Liturgischen Nächte“ wurden die Gebetswachen als gottesdienstliche Feiern gestaltet und gefeiert. Teilnehmende erzählen vom geistlichen Erleben des liturgischen Geschehens aus Gesang, Schriftlesung, Psalmgebet, Stille, Beichte/Abendmahl und Einzelsegnung.

Erwähnt seien auch die von M. Plathow (Ökumenisches Studienhaus) geleiteten „Ökumenischen Christvespern“ („Die Freude über die Geburt des Heilandes der Welt“) mit christlichen Gruppen anderer Sprache und Kultur und die von H. Heck (Theologisches Studienhaus) organisierten „Offenen Nächte“ an Weihnachten mit und für Heimatlose und Unstete in der Peterskirche. Das Ehepaar Peters beriet und begleitete.

4. Predigt und Predigen gehörten zu A. Peters theologischer Existenz; dabei sind Theologie und Predigt bei struktureller Unterschiedenheit aufeinander bezogen und nicht voneinander zu trennen. Die Predigt erweist sich sozusagen als ausströmende Diastole seiner Theologie.

In diesem Sinn ist die ausgewählte Predigt von A. Peters zu 1. Joh 3, 11-18 „Wer nicht liebt, der bleibt im Tod“ von 5.7.1987 – seine letzte Predigt in der Peterskirche nach den „Heidelberger Universitätspredigten“ – zu lesen. In diesem Sinn möge sie ansprechen.

Ihr Skopus zielt auf das Thema „Glaube und Liebe“, biblisch-theologisch in reformatorischer Tradition und Perspektive verkündigt. Das Geheimnis der Liebe Gottes, wie sie sich in der Selbsthingabe des Sohnes, in Christi Kreuz und Auferstehung „für uns“, offenbart, ist der Quellgrund von „Glaube und Liebe“. Als geschwisterliche Liebe wird sie in der Gemeinde gelebt. Dort ruft die Predigt zu Buße und Umkehr. Kritisch provozierende Fragen zur Geschwisterlichkeit richtet der Prediger an die „Universitäts- und Studentengemeinde“. Und mit der Erzählung des „Altvaters Johannes“ in „drastischer Leiblichkeit“ von Jesu Waschung der Füße der Jünger ruft er in die Nachfolge Jesu. Die verheißene und geschenkte Liebe Gottes ist es, die durch die „Gebetsstille“ der Abendmahlsfeier hindurch „das Todesdunkel unserer Herzen seinem Gnadenlicht entgegenstrecken“ lässt und uns zur hingebenden Liebe der Geschwister konkret führt.

Auf Dietrich Bonhoeffer als Vorbild verweist A. Peters – wie in vielen anderen Predigten, z. B. zu Joh 10, 11-16 am 17.4.1983 –, wie auch auf andere Zeugen des Glaubens, eingeordnet in zeit-, theologie- und geistesgeschichtlichen Zusammenhänge (z. B. zu Ps 22/Jesus Sirach 38, 19ff vom 27.6.1979). Immer verkündet er – oder besser – reißt er auf den eschatologischen Horizont von Gericht und Gnade des dreieinen Gottes, der zur Umkehr ruft, und Vergebung, d. h. Leben und Seligkeit verheißt (besonders in der Predigt zu Mt 11, 16-24 am Buß- und Bettag 1977).

Der Theologe Albrecht Peters war mit Luther Seelsorger und Prediger der Universitätsgemeinde. In seiner theologischen und christlichen Existenz ist Theologie ausgerichtet auf Seelsorge und Predigt; zugleich wird Theologie gelebt in Seelsorge und Predigen.

 

Predigtbeispiel: Predigt über 1 Joh 3, 11-18 („Wer nicht liebt, der bleibt im Tod“) am 5. Juli 1987 in der Peterskirche in Heidelberg


 

LITERATUR

R. Keller, Bibliographie A. Peters, in: A. Peters, Rechenschaft des Glaubens. Zum 60. Geburtstag des Autors, hrsg. R. Slenczka u. R. Keller, Göttingen 1984, 291 - 296 und ders., in: A. Peters, Kommentar zu Luthers Katechismen, Bd 5, hrsg. G. Seebaß, Göttingen 1994, 219 – 221

Zur Biographie A. Peters:

M. Plathow, in memoriam Albrecht Peters, in: LuJb 56, 1989, 7 - 10

G. Rau, Albrecht Peters (mit Bild), in: Chr. Möller (Hg.), Geschichte der Seelsorge in Einzelportraits, Bd 3, Göttingen 1976, 325 - 340

A. M. Ritter, Predigt über Jer 17, 14 im Gedenkgottesdienst am 30. 10. 1987, in: ders., Charisma und Caritas. Aufsätze zur Geschichte der Alten Kirche, Göttingen 1993, 339 - 342

 

 

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Letzte Änderung: 01.07.2022
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