Konzert der Camerata Carolina

2023 12 Camca Plakat CasalsKlangvolle Einheit und Bitte um Frieden

Die Camerata Carolina präsentierte „El Pessebre“ von P. Casals in der Peterskirche Heidelberg

 

Am ersten Advent erstrahlte die vollbesetzte Peterskirche in Heidelberg im Glanz eines außergewöhnlichen Konzertes. Unter der Leitung von Franz Wassermann präsentierte die Camerata Carolina eine bewegende Darbietung des katalanischen Weihnachtsoratoriums „El Pessebre". Mit unserem Kammerchor musizierten die Solist:innen Marina Unruh, Regina Grönegreß, Florian Sievers, Ilya Lapich und Marcel Brunner sowie Maria Mokhova an der Orgel und Rachel Kelz an der Harfe.

 

Die Aufführung in der Universitätskirche St. Peter war eine einzigartige Inszenierung des Oratoriums, bei der der Chor, Soli, Orgel und Harfe eine harmonische Einheit bildeten, die in dieser Form noch nie zuvor zu hören war.

Der Organist Klaus Rothaupt hat auf der Basis von Casals’ Originalfassung (diese hatte als Instrumentalpart eine Klavierstimme) im Jahr 2010 eine Version für Soli, Chor und Orgel erstellt. Unser Chorleiter Franz Wassermann hat dieser Version zusätzlich noch die Harfe aus Enric Casals’ (des Bruders von Pau Casals) Orchesterpart hinzugefügt. Die Harfe passt mit ihrer Spezifik des ätherischen Verklingens sehr gut zu den Klangintentionen des Weihnachtsoratoriums.

 

Das Werk wurde ist die Reaktion von Pau (Pablo) Casals auf die erschütternden Ereignisse des Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs und wurde von ihm als leidenschaftlicher Einsatz für den Frieden konzipiert. Casals, der insbesondere als einer der besten Cellisten des 20. Jahrhunderts bekannt ist, vertonte dabei ein Krippengedicht seines Weggefährten Joan Alavedra.

Das Oratorium „El Pessebre" präsentiert eine besondere Perspektive auf das Weihnachtsgeschehen, indem es die Geburt Christi mit seiner Passion und dem Kreuzestod verknüpft. Diese Darstellung führt zu einer eindringlichen Botschaft von Erlösung und Frieden, die sich durch das Werk zieht und in einem kraftvollen Schlussakkord „Pau – Friede!" gipfelt.

 

Die Aufführung fand in der katalanischen Originalsprache des Werkes (natürlich fand sich eine deutsche Übersetzung im Programmheft) statt; Casals war seiner Heimat verbunden, und für den Chor des Internationalen Studienzentrums der Universität Heidelberg ist die Realisation des Originaltexts selbstverständlich. Und: viele Katalanen waren im großen Publikum zugegen. Erfreulich war, dass so viele interessierte Musikbegeisterte die Offenheit der Universitätsstadt Heidelberg auch für das weniger Bekannte bewiesen.   

 

Diese Aufführung war nicht nur eine Darbietung von Kunst, sondern auch eine Erinnerung an die Bedeutung des Friedens in unserer Zeit. Casals' Werk erinnert uns daran, dass Frieden nicht selbstverständlich ist und aktiv verteidigt werden muss. In dieser Welt der Musik, in der die Carolina-Chöre eine vielfältige Gemeinschaft von Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen vereinen, leben wir gemeinsam Toleranz, Respekt und Empathie.

 

Gleich weisen wir auf  das nächste Konzert der Capella Carolina hin, und wir laden herzlich ein, mit dem Großen Chor der Capella Carolina, dem Orchester Camerata Viva aus Tübingen und mit Vokalsolisten  am 28. Januar 2024 um 17 Uhr in der Peterskirche Brahms' „Deutsches Requiem" zu erleben – sicher wird das eine weiteres unvergessliches musikalisches Erlebnis.

 

Weitere Informationen hierzu gibt es auf dieser Seite auf unserer Website.

 

Hier finden Sie eine ausführliche Erläuterung unseres Dirigenten zum Konzert. 

Zum Videointerview mit dem Dirigenten Prof. Franz Wassermann

 

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Clàudia Pey Asensio singt in unserem Großen Chor und hat uns beim Erlernen der katalanischen Aussprache geholfen.

Vielen Dank für die Unterstützung!

Clàudia wurde in einem Dorf in der Nähe von Barcelona geboren, studierte Katalanische Philologie in Barcelona und Freiburg und absolvierte ihren Master of Education an der Universität Barcelona. Aktuell ist sie als Lektorin für Katalanisch am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg und in Mannheim tätig.

Wir haben sie gefragt:

 

 

Wo wird Katalanisch gesprochen und wie viele Menschen sprechen die Sprache?

Das Katalanische ist die natürliche Sprache Kataloniens, Andorra, Valencias, der Balearen, Nordkataloniens (Südfrankreich), Algheros (auf Sardinien), des Aragonesischen Streifens und der Region Carxe in Murcia. Circa neun Millionen Menschen sprechen Katalanisch in sieben verschiedenen geografischen Dialekten. Katalanisch ist die neunthäufigst gesprochene Sprache in der Europäischen Union, mit mehr Sprechern als Schwedisch, Dänisch, Griechisch oder Finnisch.

 

Was zeichnet Deiner Meinung nach die katalanische Sprache aus? Was magst Du besonders an ihr und was ist Dein katalanisches Lieblingswort?

Katalanisch ist die Sprache, die alle Bürger der katalanischsprachigen Gebiete vereint, und die Sprache schafft ein untrennbares Gefühl der gemeinsamen Identität. Ich mag es, Teil eines Volkes zu sein, das vor allem durch eine gemeinsame Sprache am Leben erhalten wird. Es gibt zu viele Wörter, als dass ich mich für ein Lieblingswort entscheiden könnte, aber ich schätze den dialektalen Reichtum, den wir in dem Ausdruck "ich liebe dich" sehen können. Aus dem Verb estimar wird in der ersten Person Singular des Präsens T’estimo in Katalonien, T’estime in Valencia, T’estim auf den Balearen, T’estimi in Nord-Katalonien und Te vull bé in Alghero.

 

Wie unterscheidet sich das Katalanische von anderen romanischen Sprachen?

Katalanisch, zwischen dem achten und zehnten Jahrhundert gebildet, ist eine indoeuropäische Sprache, die vom Lateinischen abstammt und zur Familie der westromanischen Sprachen wie Französisch, Okzitanisch, Rätoromanisch, Spanisch, Galicisch und Portugiesisch gehört. Als westromanische Sprache nimmt das Katalanische eine Zwischenstellung zwischen der galloromanischen Gruppe (Französisch, Okzitanisch) und der iberoromanischen Gruppe (Spanisch, Galicisch und Portugiesisch) ein. Bis zum 15. Jahrhundert gehörte es zur ersten Gruppe, aber seit diesem Jahrhundert hat es sich zur zweiten Gruppe hin entwickelt.

 

Das Oratorium „El Pessebre“ ist die Vertonung eines Krippengedichtes von Joan Alavedra i Segurañas. Was sind die literarischen Hintergründe dieses Werkes?

Im Exil und vor dem Hintergrund von Krieg und Nachkriegszeit in Europa und dem Franco-Regime in Spanien und Katalonien geschrieben, ist Alavedras Gedicht die Geschichte von Leuten, die von der Geburt eines Menschen berührt sind, der der Welt Frieden bringen wird. Es handelt sich also um eine universelle Botschaft, die darauf abzielt, die Völker zu vereinen und alle von der Notwendigkeit des Friedens zu überzeugen. Pau Casals, der 1971 mit der Friedensmedaille der Vereinten Nationen ausgezeichnet wurde, schuf eine Musik, die diese Sehnsucht noch universeller machte. Dieses Werk zeigt also, dass die Musik und die Literatur in der Lage sind, im Angesicht der Barbarei zu handeln.

 

Hast du eine Lieblingsstelle aus „El Pessebre“?

Besonders gut gefällt mir L'estel (Der Stern), das in vielen Orten Kataloniens wie eine Weihnachtshymne klingt. Ich finde, sie fasst die weihnachtliche Stimmung perfekt zusammen, mit dem Text, der an den Himmel und die Umgebung von Bethlehem erinnert, beleuchtet von dem Stern: L’estel esclata / de llum de plata. / Blava celístia / vesteix la nit. (Der Stern strahlt / in silbernem Licht / ein himmlisches Blau / kleidet die Nacht).

 

Was sind deine Gefühle dabei, ein Weihnachtsoratorium in deiner Muttersprache hier in Heidelberg zu hören?

Für mich ist es ein sehr wertvolles Weihnachtsgeschenk, dieses katalanische Stück in einer Stadt hören zu können, die ich so sehr liebe wie Heidelberg und in der ich Katalanisch unterrichte.

 

Gibt es besondere katalanische Advents- und Weihnachtstraditionen?

2023 12 Bild TorronDie bekannteste und lustigste katalanische Weihnachtstradition ist der "Tió". Während der Adventszeit schenken die Kinder einem Holzscheit, der "Tió" genannt wird, Früchte, Brot und Wasser. Am Weihnachtstag, nachdem sie das dem Tió gewidmete Lied gesungen haben, bekommen sie von ihm Geschenke, vor allem Süßigkeiten.  Das Lied lautet:

 

 

 

 

 

Caga, tió,                                             Gib uns, tió,

avellanes i torrons,                               Haselnüsse und “torrons” (eine Süßspeise),

no caguis arengades,                           gib uns keine Sardinen,

que són massa salades,                       die zu salzig sind,

caga torrons que són més bons.          gib uns Torrons, die besser schmecken.

 

 

 

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Letzte Änderung: 11.12.2023
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