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„Dein Bild in meinem Auge“ Die Genese des „chinesischen Traums“ – China und Europa im langen 20. Jahrhundert

Referentin: Prof. Dr. Barbara Mittler, Heidelberg

Vortrag am 28. November 2016

Wenn Berlioz in der Mitte des 19. Jahrhunderts die chinesische Musik noch für nichts als “Katzenjammer” hielt, so gab es andererseits auch chinesische Zeitgenossen, die sich über den “vielen Krach” in den europäischen Opernhäusern aufregten. Inzwischen sind die Verhältnisse allerdings deutlich asymmetrischer geworden: Nicht mehr länger wird der europäischen Skepsis in Bezug auf die chinesische Musik mit gleicher Münze geantwortet. Chinesische Musiktraditionen sind in China zur Musik “zweiter Klasse” degradiert worden. Viel mehr chinesische als europäische Kinder erlernen ein europäisches Instrument. Entsprechend finden wir heute die größten Violin- und Klaviermanufakturen der Welt in China. Chinesische Musiker studieren an den Musikhochschulen Europas und gewinnen reihenweise internationale Musikwettbewerbe – ein Phänomen, das wiederum von europäischer Seite mit Skepsis gepaart mit einer gewissen Faszination (gepaart mit Häme über den Erfolg der chinesischen “Tigermutter”) beobachtet wird. Wie nun kommt es zu diesem Wandel, der sich auch noch an vielen anderen Beispielen (Konfuzianismus, Maoismus), nicht nur der Musik durchspielen lässt: Warum wird und bleibt Europa für China das große Vorbild bis zur Verleugnung der eigenen kulturellen Wurzeln, auch (und gerade) noch in einer Zeit, in der die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in China Europa schon lange überholt haben? Wieso kann also der von Xi Jinping geprägte “chinesische Traum” nur in den Begrifflichkeiten der europäischen Renaissance gedacht werden? Welche Bedeutung hat die europäische Wahrnehmung Chinas für das chinesische Selbstbild? Welche Funktion also nimmt Europa in China ein und welche Asymmetrien entstehen so in der gegenseitigen Wahrnehmung? Diese Fragen nimmt der Vortrag in den Blick, und hinterfragt so kritisch sowohl europäische als auch chinesische Sichten auf den jeweils anderen: “Dein Bild in meinem Auge.”

Pressemitteilung zum Vortrag

 

Prof. Dr. Barbara MittlerProf. Dr. Barbara Mittler studierte in Oxford, Taipei und Heidelberg Sinologie, Musikwissenschaft und Japanisch. 1994 erfolgte die Promotion, vier Jahre später die Habilitation. 2004 wurde sie auf den Heidelberger Lehrstuhl für Moderne Sinologie berufen. Von 2007 bis 2012 war sie Sprecherin einer Sektion des Exzellenzclusters “Asia and Europe in a Global Context”, heute Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien, zu dessen Co-Direktorin sie 2012 ernannt wurde. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der chinesischen Kunst- und Kultur, sie hat zur chinesischen Kunstmusik, zur frühen chinesischen Presse, zur Kultur der Kulturrevolution und zu Bild und Text in der Formation von kulturellem Gedächtnis publiziert. Zur Zeit redigiert sie ein Buchmanuskript Portrait(s) of a Trope: Making New Women and New Men in Chinese Women’s Magazines, 1898-2008 und bereitet eine gemeinsamen Band mit dem Früh-Neuzeithistoriker Thomas Maissen Chronologics: Why China did not have a Renaissance and why that matters vor. Ausserdem hat sie kürzlich zwei neue Projekte in Angriff genommen, eine Studie mit der Historikerin Sumathi Ramaswamy (Duke) Embodying the Nation – Representations of Gandhi and Mao, und ein Buch zu chinesischen Musikern auf den europäischen Bühnen mit dem Titel “And there is only one Lang Lang…” – Music in China from a Transcultural Perspective. 2000 wurde sie für ihre Arbeiten mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet, 2009 mit dem Henry Allen Moe Prize in the Humanities, 2012 mit dem Fairbank Prize. Seit 2008 ist sie Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, seit 2013 der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Als Fellow und Gastprofessorin weilte sie an der Academia Sinica in Taiwan und am Humanities Center der Stanford University.

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Letzte Änderung: 27.06.2017
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