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Das Gilgamesch-Epos im Theater: Sprachliche Schönheit und existentielle Fragen

Pressemitteilung Nr. 204/2014
5. November 2014
Stefan M. Maul und Hansgünther Heyme sprechen über ein mehr als 3.000 Jahre altes Werk der Weltliteratur
stefan m. maul
Prof. Dr. Stefan M. Maul

Eines der wohl berühmtesten Textzeugnisse des Alten Orients beschäftigt die Wissenschaft ebenso wie das Theater: In mesopotamischer Keilschrift aufgezeichnet, schildert das Gilgamesch-Epos die kühnen Abenteuer des sagenhaften Königs von Uruk. Eine Neuübersetzung des mehr als 3.000 Jahre alten Textes durch den Heidelberger Assyriologen Prof. Dr. Stefan M. Maul bildet die Grundlage für eine Inszenierung, die der Regisseur Hansgünther Heyme am Theater im Pfalzbau Ludwigshafen realisiert hat. Über die sprachliche Schönheit der alten Verse, über die existentiellen Fragen, die dieses frühe Werk der Weltliteratur thematisiert, und die Herausforderungen einer szenischen Umsetzung sprechen der Forscher und der Intendant in der Veranstaltung „Das Gilgamesch-Epos und die künstlerische Moderne“, die am 14. November 2014 an der Universität Heidelberg stattfindet.

Das Gilgamesch-Epos – ein Gedicht in babylonischer Sprache – fußt auf Überlieferungen, die bis tief in das dritte vorchristliche Jahrtausend zurückgehen. In mehr als 3.000 Versen erzählt es die Geschichte von Uruks legendärem König Gilgamesch – zu zwei Dritteln Gott, zu einem Drittel Mensch: Jung und unerschrocken, vernachlässigt der Fürst seine Aufgaben als König, um in großen Abenteuern seine Kräfte mit der ganzen Welt zu messen. In seiner Maßlosigkeit strebt er nach der Unsterblichkeit. Mit der ewig gültigen Erkenntnis, dass das menschliche Leben endlich ist, gelingt ihm die Wandlung zum verantwortungsbewussten Herrscher. Zur Sprache kommen hier große Themen wie Diktatur und Okkupation, Wohlstand, die Vernichtung der Umwelt, Hegemonie und Freundschaft, die auch heute noch aktuell sind.

Mehrere Generationen von Keilschriftforschern haben daran gearbeitet, den stets auf zwölf Tontafeln niedergelegten Text aus zahlreichen, teilweise sehr kleinen Tafelbruchstücken zu rekonstruieren. Diese Arbeit ist nach wie vor unvollendet. „Immer noch sind uns einige hundert Verse unbekannt“, sagt Prof. Maul. „Gleichwohl kennen wir heute die wichtigsten Teile des Textes.“ Für seine literarische Neuübertragung nutzte der Assyriologe auch Textzeugen, die bei Ausgrabungen im Vorderen Orient entdeckt wurden und bis dahin noch nicht wissenschaftlich publiziert worden sind. Stefan M. Maul lehrt und forscht seit 1995 am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients an der Universität Heidelberg.

Der Regisseur und Schauspieler Hansgünther Heyme wirkte von 2004 an als Intendant am Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, an dem er Schauspiele wie „Elektra“ von Euripides, „Antigone“ von Sophokles oder die deutschsprachige Erstaufführung von Mohamed Kacimis Stück „Heiliges Land“ inszenierte. Auf dem Gebiet des Musiktheaters setzte er Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in einem Kooperationsprojekt mit der Oper Halle und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Szene. Im Oktober wurde das große „Gilgamesch“-Projekt mit Laienschauspielern uraufgeführt. Regie und Ausstattung übernahm Hansgünther Heyme, der sich mit diesem Bühnenereignis zum Ende des Jahres von der Intendanz des Theaters im Pfalzbau verabschiedet.

Die Veranstaltung „Das Gilgamesch-Epos und die künstlerische Moderne“ findet in der Aula der Alten Universität statt. Die Moderation des Gesprächs übernimmt Prof. Dr. Jürgen Paul Schwindt vom Seminar für Klassische Philologie der Universität Heidelberg. Veranstaltungsbeginn ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 05.11.2014
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