Gelehrtenwissen oder ornamentaler Zierrat? Die Masora der Hebräischen Bibel in ihren unterschiedlichen materialen Gestaltungen
Prof. Dr. Hanna Liss
ZIELSETZUNG
Es soll die Frage geklärt werden, ob das Verhältnis der Masora in den Bibelhandschriften zu den in Listenform präsentierten oder isolierten Masora-Traditionen ein Verhältnis von ‚Permanenz‘ der im biblischen Artefakt konservierten Textüberlieferung (liturgische Tradition: Synagoge) und ‚(variierender) Rezeption‘ in einem erweiterten Anwendungsfeld (Kommentar; Grammatik: Lehrhaus) widerspiegelt.
ZUSAMMENFASSUNG
Gegenstand des Projekts ist:
- masoretische Kommentierungen und masoretische Superkommentare in der mittelalterlichen Auslegungs- und Kommentarliteratur zwischen 1040 und 1450
- ausgewählte aschkenasische Bibelhandschriften, die den Text der Masora magna in mikrographischer Schrift als Masora figurata bieten
- Die leitende Frage beider Untersuchungen ist, in welchem Maße die Masora-Tradition von den materialen Komponenten und ihren Designs bestimmt ist: Wie sind die vielfältigen Darstellungsformen mit der unterschiedlichen Rezeption in verschiedenen sozialen Feldern (Gelehrtenkreise, Gemeinde oder synagogale Praxis) verbunden.
FORSCHUNGSSTRATEGIE
- Erstellung einer vollständigen Edition einer Masora figurata (Text-Bild-Edition)
- (Teil-)Übersetzung der Masora parva sowie der Masora figurata sowie Erschließungskommentar
- Erschließung der philologischen Grundlagen der masoretischen Listenliteratur und Vergleich mit den bisher bekannten masoretischen Sammlungen
- Praxeologische Rekonstruktionen „liturgischer“ und „gelehrter“ Räume Fragen an die Artefakte
- Welcher soziale Raum (Synagoge? Lehrhaus?) verlangt nach ornamentierten Bibeln, welchen Sitz im Leben haben die masoretischen Sammlungen?
- Welche Art von öffentlichem(?) Lesen provozierten die ornamentierten Bibeln? (Benutzbarkeit? Lesbarbeit? Sichtbarkeit?)
- Was bedeutet die bewusste Negierung genrespezifischen Layouts?
- Relationsbestimmung zwischen Repräsentation und selektiver Reproduktion
Weitere Informationen finden Sie auf der Projektseite der MTK.
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Letzte Änderung:
04.01.2014