Predigten Wintersemesterferien 2022

17.04.2022: Prof. Dr. Peter Lampe zum Ostersonntag

Liebe Gemeinde, „Christós anésthe, Christus ist auferstanden!“ Mit diesem freudigen Ruf begrüßen sich griechisch-orthodoxe Gläubige am Ostermorgen. Nach durchwachter Osternacht verbreiten sie im düsteren Kirchenraum von einer zum anderen die Flamme des entzündeten Osterlichts, bis die Basilika wiederleuchtet. „Christós anésthe!“ Und Paulus fügt in 1 Kor 15 hinzu: Weil Gott Christus erweckte, wird er auch uns nicht im Tode zurücklassen. Zu Ostern blicken wir auf das vergangene Christusgeschehen so zurück, dass wir dort eigene Zukunft erspähen. Das Unfertige, das Verkorkste, das Kriegsverwüstete, das Tote in unserem Dasein ist nicht „das Letzte“, nur das Vorletzte. Der Ostermorgen macht Mut zu leben.
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15.04.2022: Prof. Dr. Manfred Oeming über Lk 23,32-48

Liebe Gemeinde, Karfreitag ist ein Tag, der vielen Menschen schwer verständlich ist. Ich hatte 2018 die Gelegenheit, in Jerusalem., in der lutherischen Erlöserkirche, 200 Meter von Golgatha entfernt, den Karfreitagsgottesdienst mitzufeiern. Ich war voller Erwartungen, weil mir dieser Tag persönlich sehr wichtig ist. Die Pfarrerin eröffnete ihre Predigt mit den für mich niederschmetternden Worten: „Karfreitag ekelt mich an. Das Bild eines Gottes, der seinen Sohn am Kreuz sterben lässt, stößt mich ab. Für mich hätte Jesus nicht sterben müssen.“ Ich war damals neu im Amt bei der Landessynode als Mitglied im Spruchkollegium für Lehrverfahren (oder wie es anderwärts heißt „Lehrzuchtverfahren“). Ich bin also seit vielen Jahren gleichsam ein „Großinquisitor“ der badischen Landeskirche. Und ich dachte damals in Jerusalem für einige Tage, dass jetzt die Stunde gekommen ist, wo ich mein Amt ausüben und diese Predigt zur Anzeige bringen muss. Aber dann merkte ich, dass diese Pfarrerin gar keine Ausnahme ist, sondern eher die Meinung der Mehrheit der Pfarrerinnen vertritt, wie mir mein Bischof versicherte. Soll ich gegen die Mehrheit der PfarrerInnen eine Lehrbeanstandungsverfahren eröffnen? Aber ich möchte doch Sie alle heute Morgen hier einladen, über diese Aussagen nachzudenken. Ist Karfreitag wirklich theologisch „abstoßend“?
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10.04.2022: Kirchenrat Pfarrer Dr. Heinz Janssen über Joh 17,1-8

Liebe Gemeinde, Palmsonntag. Einzug Jesu in Jerusalem. Wir haben in der Schriftlesung davon gehört und soeben davon gesungen. An seinen Einzug erinnern wir an zwei Sonntagen im Kirchenjahr, an dessen Beginn, dem 1. Advent, und heute am Palmsonntag. I. Palmsonntag. Jesus zieht in Jerusalem ein. Was für ein Empfang bietet ihm die Volksmenge, sie hält sich bereits in der Stadt auf, weil viele angereist waren, um am bevorstehenden Pesach-Fest teilzunehmen – „…Wir müssen ihm entgegen gehen“ (EG 147). Wieviele Hoffnungen werden in ihn gesetzt. Bestimmt gab es darunter auch Menschen, die sich eher abwartend verhielten, skeptisch oder von vornherein „anti“. Aber der Evangelist Johannes berichtet von einer Volksmenge, die dem Einziehenden zujubelt.
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03.04.2022: Elisabeth Maikranz über Mk 10,35-45

Liebe Gemeinde, schon als Kinder lernen wir, die Ersten sein zu sollen. Bei einem Wettrennen oder beim Brettspiel geht es oft darum, der Erste zu werden und zu gewinnen. Dieser Antrieb hört nicht auf, er verstärkt sich vielmehr, wenn Menschen älter werden und an der sogenannten Leistungsgesellschaft beruflich teilhaben. Leistung erbringen, strebsam sein, immer besser, weiter, höher – ob im Vergleich mit den Kolleg:innen in Wirtschaft und Universität oder gar auf der internationalen Ebene: Der Druck, zu den Besten zu gehören, hört nicht auf. Er treibt an zu Höchstleistungen, zu immer neuen Produkten und Entwicklungen, besseren wirtschaftlichen Zahlen, höheren Gewinnen. Das Hamsterrrad dreht sich und dreht sich, und macht Menschen zu seinen Dienerinnen und Dienern.
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27.03.2022: Prof. Dr. Thorsten Moos über 2 Kor 1,3-7

Gnade sei mit euch und Friede, von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus (2 Kor 1,2). Amen. „s’ist Krieg!“ Atemlose, grausame Zeit. Menschen getötet, traumatisiert, auf der Flucht. Macht, die tötet, weil sie kann; weil sie glaubt, zu müssen, um Macht zu bleiben. Ich sehe die Bilder von zerbombten Häusern, von Menschen in kalten Kellern, übertragen in mein warmes Wohnzimmer. Höre das geflohene Kind die Namen seiner vier zurückgelassenen Katzen sagen, immer und immer wieder. Spüre die Angst derer, die draußen sind, um die, die noch drin sind. Studierende auch in Heidelberg, abgeschnitten von ihren Familien. Leben gefährdet, Leben zerstört. Atemlose, grausame Zeit.
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20.03.2022: Prof. Dr. Rainer Albertz über 1 Kön 19,1-13a

Liebe Universitätsgemeinde! Das Evangelium, das wir heute in der Lesung aus Lukas 9 gehört haben, führt es uns vor Augen: Es gibt Situationen, da ist die Nachfolge Jesu mit einer beherzten Entscheidung für die Sache Gottes, dem Bruch früherer familiärer oder gesellschaftlicher Bindungen und einer bewussten Leidensbereitschaft verbunden. Ich selber und ich denke, die meisten von uns hier in Deutschland, sind mehr oder minder bruchlos in den christlichen Glauben hineingewachsen, durch die Kindertaufe, durch das Vorbild ihrer Eltern und Freunde, durch den Religions- und Konfirmandenunterricht, und dann durch die Gottesdienste und ihr Bekenntnis als Konfirmanden. Aber in vielen anderen Gegenden der Welt ist das nicht so: In Indien oder Indonesien etwa braucht es heute Mut, sich zu Jesus Christus zu bekennen. Christen werden dort zunehmend gesellschaftlich ausgegrenzt und als Minderheit von der Mehrheit bedroht. Nicht selten bedeutet hier die Entscheidung, Jesus Christus nachzufolgen, wirklich einen Bruch mit der eigenen Familie und eine gewisse Distanzierung von der eigenen Gesellschaft.
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13.03.2022: PD Dr. Doris Hiller über Mt 26,36-46

Liebe Gemeinde, friedlich sieht es aus, wie sie da so schlafen. Der Tag war anstrengend. Jetzt ein wenig ausruhen. Augenpflege nennt mein Vater das. Auch heute noch, alt und mit vom Leben müden Augen. Nur ein kurzes Nickerchen, nein, er ist doch nicht eingeschlafen, nur geruht hat er. Aber er liegt da, wie so viele, die nur mal kurz wegdösen wollten, wie jene, die dort im Garten Gethsemane liegen. Leises Schnarchen ist zu hören. Friedlich könnte es sein. Vernünftig könnte es sein, weil jedes Leben Ruhe braucht. Die Augen wollen doch gepflegt werden, damit sie umso klarer sehen. Könnten kluge Gedanken sein. Doch wie wir da so liegen, liegen wir falsch, wie so viele, wie sie dort im Garten Gethsemane. Matthäus erzählt davon im 26. Kapitel seines Evangeliums:
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20.02.2022: Rektor Prof. Dr. Martin-Christian Mautner über Hebr 4,12-13

Liebe Gemeinde. Das Wort wirkt – so lautet gewissermaßen das Motto dieses Sonntags Sexagesimä, des vorletzten vor der Passionszeit, sechzig Tage vor Ostern. Dass Worte viel bewirken können, ist unter uns gewiss unstrittig. Wenn ich hier in die Runde blicke, sehe ich Menschen, denen der Umgang mit Worten vertraut ist – und die um ihre Wirkweise und -macht sehr wohl wissen. Worte können Gutes bewirken. Ein „Ich mag dich“ oder gar „Ich liebe dich“ vermag eine menschliche Beziehung auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Ein „Gut gemacht“ kann, wie die Pädagogik weiß und schon immer wusste, Wunder wirken, ungeahnte Kräfte freisetzen und motivieren.
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Letzte Änderung: 03.01.2023
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