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Sabine Girg, M.A.

Forschungsstelle Antiziganismus
 

Funktion/Position

Ehem. Doktorandin/Stipendiatin der Forschungsstelle Antiziganismus

Zur Person

  • 2017 Masterabschluss im Studienprogramm Aisthesis: Historische Kunst- und Literaturdiskurse an der KU Eichstätt/LMU München, Auslandssemester an der Universität Utrecht

  • 2014 Bachelorabschluss an der KU Eichstätt im Fach Europastudien: Sprache, Literatur, Kultur (Schwerpunkt Kunstgeschichte), Auslandssemester an der Universidad de Salamanca

  • 2010 Abitur am Von-Müller-Gymnasium Regensburg

  • 1991 geboren in Oberviechtach

Stipendien und Auszeichnungen

  • 2018 Promotionsstipendium der Forschungsstelle Antiziganismus, Universität Heidelberg

  • 2017 Auszeichnung der KU Eichstätt-Ingolstadt/Volksbank-Raiffeisenbank für die beste Masterarbeit

Beschäftigungen und Praktika

  • Seit 2018 Doktorandin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg

  • Seit 2017 Lehrbeauftragte an der KU Eichstätt, Lehrstuhl für Lehrstuhl für Kunstgeschichte

  • Seit 2016 Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Münchner Bildungswerk

  • 2015 Praktikum bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Pinakotheken München

  • 2013 Praktikum beim Historischen Museum Regensburg

  • 2012 Praktikum bei der Neuen Musikzeitung/nmzMedia

Forschungsschwerpunkte

  • "Zigeuner"-Bilder in visuellen Medien, insbesondere in der Fotografie

  • Visuelle Erinnerungskulturen und Identitätskonstruktionen im Spanien des 19. und 20. Jahrhunderts

  • Medienpolitik und Geschichtskonstruktionen

  • Fotografie und Ethnologie

Dissertationsprojekt: „¡Qué Gitano! – Fremdes Eigenes: Die fotografische Konstruktion des spanischen ‚Zigeuners‘ im Franquismus (1939–1975)“ (Arbeitstitel)

Im Rahmen dieses Dissertationsprojekts soll die diskursprägende Rolle des Mediums Fotografie bei der Konstruktion, massenwirksamen Verbreitung und gesellschaftlichen Verankerung des „Zigeuner-“* bzw. Gitano-Bildes im Spanien der Franco-Ära untersucht werden. Neben einer Inventur der zentralen Motive, die in den Kontext der bestehenden ikonographischen Tradition gesetzt werden, liegt der Fokus der Untersuchung dabei vor allem auf der Frage, welche Funktion diesen Bildern für spanische Selbstkonstruktionen zukommt. Um der Pluralität des Gitano-Diskurses gerecht zu werden und die verschiedenen Hauptakteure der gesellschaftlichen wie visuellen Konstruktion abbilden zu können, berücksichtigt diese Arbeit u.a. Fotografien aus dem Bereich der illustrierten Massenpresse, Aufnahmen, die den „wissenschaftlichen Blick“ auf die Minderheit in Fachzeitschriften und -publikationen widerspiegeln, es werden zudem aber auch Fotobücher und Ephemera wie Flyer, Broschüren und Bildpostkarten einbezogen, die einem touristischen Kontext entstammen.

Als vermeintlich interner Anderer der europäischen Kulturnationen wurde der „Zigeuner“ seit der Frühen Neuzeit kontrastiv zur Selbstvergewisserung der mehrheitsgesellschaftlichen Identität in den Dienst genommen. Meist durch Exklusion fungierte Europas größte ethnische Minderheit insbesondere als Projektionsfigur innerhalb der Nationalbildungsprozesse des 19. Jahrhunderts. Wie im Zuge dieses Promotionsprojekts herausgearbeitet werden soll, wurden Gitano-Figuren – als Verkörperung eines vermeintlich urspanischen Wesens und Figuration der spanischen Historie – jedoch auch durch Prozesse der kulturellen Vereinnahmung für spanische Selbtskonstruktionen funktionalisiert. Zentrales Element dieser Instrumentalisierung stellt dabei die Musikkultur der Gitanos dar, die meist unter dem Begriff des Flamenco subsumiert wird. Einen Höhepunkt erfuhr diese Vereinnahmung innerhalb der spanischen Nationaldiskurse der Franco-Ära. Zur Essenz der Hispanidad erklärt, wurde die Flamenco-Folklore Andalusiens insbesondere durch die Gitanos als vermeintliche Schöpfer und letztendlich einzig legitime Interpreten dieser Musik verkörpert. Das faszinierend-exotische Bild des Gitanos als Pars pro Toto Andalusiens bzw. ganz Spaniens sollte besonders in touristischen Kontexten auch außerhalb des Landes zirkulieren und v.a. ab den 1960er Jahren unter dem Slogan Spain is different gezielt für Werbeanzeigen und -filme vermarktet und kommerziell ausgeschlachtet werden.

Neben dem skizzierten positiv-exotisierenden Gitano-Bild der Franco-Ära lässt sich gleichzeitig auch ein kontrastierender Diskurs herausarbeiten, der vor allem den ‚wissenschaftlichen ‘Blick (Kriminologie, Medizin, Anthropologie, Ethnologie) prägte. Mediale Repräsentation fand der Gitano, als angebliche ‚soziale Gefahr‘ und ‚geborener Krimineller ‘nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen, sondern war unter dieser stereotypen Zuschreibung auch in der illustrierten Massenpresse und Populärkultur (z.B. Spielfilm, Comic) präsent. Die extreme Ambivalenz – das Changieren zwischen Faszination und gleichzeitiger Abwehr – kann als charakteristische Grundkonstante des europäischen „Zigeuner“-Diskurses bezeichnet werden.

*Betont werden muss, in Anlehnung an den Literaturwissenschaftler Klaus-Michael Bogdal, dass der Begriff „Zigeuner“ an dieser Stelle als kulturelles Konstrukt sowie mediale Repräsentation zu verstehen ist und nicht als Bezeichnung für tatsächlich lebende Personen. (vgl. Bogdal, Klaus-Michael: Europa erfindet die „Zigeuner“. Berlin 2011.

Veröffentlichungen

Wissenschaftliche Aufsätze

  •  Am Rand der Stadt und der Gesellschaft: Das Wohnbauprojekt Poblado Gitano. O Vao, Pontevedra, in: Kritische Berichte. Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaft. 3/2021, S. 108–123.
  • Das Spektakel des Fremden – La Primera Exposición Gitana (1948), in: Frank Reuter/Daniela Gress/Radmila Mladenova (Hg.): Visuelle Dimensionen des Antiziganismus, Heidelberg 2021, S. 237–260.

Vorträge

  • November 2021: Camelamos naquerar (1976): Wir wollen sprechen! – Filmische Strategien der Repräsentationskritik, des Empowerments und der Selbstrepräsentation, Online-Workshop “Artistic Alternatives to the Antigypsy Gaze”, Universität Heidelberg.
  • November 2019: Das Spektakel des Fremden. La Primera Exposición Gitana (1948), Tagung "Visuelle Dimensionen des Antiziganismus", IWH-Symposium, Heidelberg.
  • Juni 2018: Die fotografische Konstruktion des „Zigeuners“ im Schatten des Krimkrieges, 16. Internationale Frühjahrsakademie für Kunstgeschichte, „Kunst und Politik“, Université Paris Nanterre.

Mitgliedschaften

Seitenbearbeiter: Hankeln
Letzte Änderung: 28.02.2024
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