Forschung

SVolkswagenBlauHiRestenographie in historischen Dokumenten. Entwicklung eines Kurzschrifttools auf Grundlage der Dechiffrierung eines Vergilkommentars in tironischen Noten

 

Projektzusammenfassung:
Der «Vergilius Turonensis», eine heute in Bern liegende Handschrift mit dem Gesamtwerk des Vergil, wurde im 9. Jahrhundert in wissenschaftlichen Zentren an der Loire kopiert und kommentiert. Das Layout der Handschrift lies Platz für umfangreiche lateinische Zeilen- (interlinear) und Randkommentare (marginal). Die Glossen bestehen aus einer Mischung aus Alphabetschrift und stenographischen Zeichen, sogenannten tironische Noten, die im ›karolingischen‹ IX. Jahrhundert in den Schulen wieder vermittelt wurden, primär auf Grundlage eines spätantiken Lehrbuchs, den ›Commentarii Notarum Tironianarum‹. Nachdem aus der Antike kaum Zeugnisse erhalten sind und nur die karolingische Überlieferung eine signifikante Menge stenographischen Materials hinterlassen hat, ist die Fähigkeit zur Lesung tironischer Noten eine seltene wissenschaftliche Kompetenz geblieben. Der «Vergilius Turonensis» enthält historische Informationen und Reflektionen, karolingische Gelehrte wie Johannes Scottus Eriugena sind in den Glossen zitiert; Heiric von Auxerre arbeitete eigenhändig (autograph) an der Glossierung mit. Es handelt sich um einen herausragend wichtigen Klassikerkommentar der Karolingerzeit.

Ziel des Projekts:

  • Vorbereitung und Teildurchführung einer hybriden Edition des Textes
  • Entwicklung eines Tools zur "betreuten Dechiffrierung" historischer Kurzschriftsysteme
  • traditionelle Kommentaredition als Printversion

Projektlaufzeit: 18 Monate


Projektbeteiligte:

 Prof. Dr. Tino Licht

Telefon:   06221/54-2736        Telefax: 06221/54-3701
 

 Dr. Vincent Christlein, Universität Erlangen-Nürnberg


 Jun.-Prof. Dr. Nikolaus Weichselbaumer, Universität Mainz

E-Mail:     weichsel@uni-mainz.de

 

 

 

Politische Dichtung der Karolingerzeit. Walahfrid am Hof Ludwigs des Frommen

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Teilprojektleiter:
 
Prof. Dr. Tino Licht

Telefon:   06221/54-2736        Telefax: 06221/54-3701
 

Projektzusammenfassung:
Der im Kloster Reichenau erzogene Walahfrid Strabo (†849) hat früh ein großes Sprach- und Dichtertalent erkennen lassen. Mit etwa 20 Jahren wurde er zur höheren Ausbildung nach Fulda delegiert und konnte von dort aus eine Anstellung als Dichter am Hof Ludwigs des Frommen erlangen. Zu dieser Zeit verschlechterten sich die politischen Verhältnisse durch den karolingischen Familienzwist rapide; die mehrfache Absetzung des Kaisers und die wechselnden Auseinandersetzungen unter seinen Söhnen führten die karolingische Herrschaft in eine schwere Krise, von der auch die so prominent besetzte Gesellschaft der Hofgelehrten und -literaten erfasst wurde. In seinem ersten Jahr bei Hof (829) schrieb Walahfrid unter dem Eindruck dieser Situation ein umfangreiches Poem, das zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Gedichten seines Œuvres und der karolingischen Dichtung insgesamt gehört. Es handelt sich rein äußerlich um eine Invektive gegen das unter Karl dem Großen aus Ravenna nach Aachen transferierte und vor der Königspfalz aufgestellte Reiterstandbild Theoderichs des Großen (De imagine Tetrici), im Kern aber findet sich ein brisantes Zeugnis politischer Verunsicherung und Neuorientierung, in dem die Risse in der Herrscherfamilie und der Hofgesellschaft kaum überdeckt werden können.

Ziel des Projekts:

  • Neuedition, Übersetzung und Kommentierung
  • Lehr- und Vortragsveranstaltungen zur Erschließung zahlreicher kleinerer Gedichte und weiterer Werke Walahfrids

Projektlaufzeit: 3 Jahre

Projektergebnisse:
Walahfrid Strabo. De imagine Tetrici. Das Standbild des rußigen Dietrich, eingeleitet, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Tino Licht, Heidelberg: Mattes 2020 (=Reichenauer Texte und Bilder 16), 132 S.; ISBN 978-3-86809-164-9.

Projektaktivitäten:
WS 2015/16 Hauptseminar: Walahfrid Strabo, De imagine Tetrici
SS 2017 Kirchenväterkolloquium: Walahfrid Strabo, De exordiis et incrementis
SS 2018 Hauptseminar: Walahfrid Strabo, Carmina minora
SS 2021 Hauptseminar: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum

Tagung zu "Walahfrid Strabo und die politische Literatur des IX. Jahrhunderts" 27./28. September 2018.

 

Ein unbeachtetes Bischofsleben aus der Zeit Gregors des Großen. Die Vita des Aredius von Gap

Projektzusammenfassung:
Zu den unbeachteten Werken der frühmittelalterlichen Literatur gehört die Vita des Bischofs Aredius (†ca.608) von Gap in der Provence. Ihre Überlieferung hing am seidenen Faden: Von dem Jesuiten Jacques Sirmond wurde der Text im Jahr 1608 transkribiert und im Jahr 1657 von Phillipe Labbe gedruckt. Das einzige bekannte Manuskript aus der Bibliothek des Klosters Souvigny ging früh verloren. Die Editoren der Acta Sanctorum haben es bei ihrer Ausgabe von 1680 nicht konsultieren können, sondern den Text Sirmonds überarbeitet, zahlreiche Lesarten verworfen und eine 'emendierte' Fassung hergestellt, die noch immer Grundlage für die Beschäftigung mit der Vita ist. Dass die Vita sogar den Editoren der Merowingerbände bei den MGH entgangen ist, zeigt ihre völlige Vernachlässigung. Dabei handelt es sich um ein kultur- und sprachgeschichtlich einzigartiges Zeugnis der Umbruchzeit um 600, mit Schilderungen von Schifffahrt, Jagd, Ernte, Reise, Büchertransfer und dem Ausgreifen der Natur in die spätantiken Städte. Im XI. Jahrhundert ist die Lebensbeschreibung wohl in Grenoble noch einmal als Vita II stilistisch überarbeitet worden.

Ziel des Projekts:

  • Edition, Übersetzung und Kommentierung beider Viten in einem Band
  • Lehrveranstaltungen: Textkonstitution der Vita (WS 11/12; WS 13/14)

Projektlaufzeit: abgeschlossen

 


MTK Logo          SFB 933 «Materiale Textkulturen»   
          Materialität und Präsenz des Geschriebenen

 


                                                                                                                        

           DFG Logo



A08:
Reliquienauthentiken. Matrialität und Präsenz einer ausgesparten Sonderform frühmittelalterlicher Schriftlichkeit

http://www.materiale-textkulturen.de/#&panel1-11

Teilprojektleiter:
 
Prof. Dr. Tino Licht

Telefon:   06221/54-2736        Telefax: 06221/54-3701


Mitarbeiterin:
Dr. Kirsten Wallenwein

Telefon:   06221/54-3028       
 

Projektzusammenfassung:

  • Grundlagenforschung zu einem unerschlossenen Reservoir der frühmittelalterlichen Schrift- und Kulturgeschichte
  • Über das einzelne Artefaktarrangement hinausgehende wissenschaftliche Dokumentation des Phänomens Reliquienauthentik
  • Hauptaugenmerk auf der Rezeptionspraxis: Zusammenspiel von (dauerhafter) Materialität und (verbergender) Deponierung
  • Meta-Texte zur Reliquientranslation und -verehrung samt 'Identifikationswundern'

Projektergebnisse:
In Gold geschrieben. Zeugnisse frühmittelalterlicher Schriftkultur in Mainz, hg. von Winfried Wilhelmy und Tino Licht, Regensburg: Schnell & Steiner 2017 (=Publikationen des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz 9).

Artefakte früher Mainzer Schriftkultur. Themenheft des Teilprojekts A08 "Reliquienauthentiken" im Sonderforschungsbereich 933 "Materiale Textkulturen – Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften" zur Ausstellung "In Gold geschrieben" im Dom- und Diözesanmuseum Mainz und zu einer Folgeausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg, hg. von Eva Ferro, Tino Licht und Kirsten Wallenwein, Heidelberg: Universitätsmuseum 2017 (=Universitätsmuseum Heidelberg. Kataloge 12); Link.

Reliquienauthentiken. Kulturdenkmäler des Frühmittelalters, hg. von Kirsten Wallenwein und Tino Licht, unter Mitwirkung von Barbara Frenk, Regensburg: Schnell & Steiner 2021.


Projektaktivitäten:
Tagung zu "Reliquienauthentiken. Kulturdenkmäler des Frühmittelalters" 5.-7. April 2017.


A04:

Wissenstransfer von der Antike ins Mittelalter. Bedingungen und Wirkungen dauerhafter Verschriftlichung am Beispiel des Klosters Lorsch
  (abgeschlossen)
https://www.materiale-textkulturen.de/teilprojekt.php?tp=A04&up=


Teilprojektleiter:
Prof. Dr. Stefan Weinfurter

Mitarbeiter/-innen:
Dr. Julia Becker

          Telefon:   06221/54-3028

 Prof. Dr. Tino Licht

Telefon:   06221/54-2736        Telefax: 06221/54-3701


Dr. Natalie Maag

          Telefon:   06221/54-3028    

Dr. Kirsten Wallenwein

Telefon:   06221/54-3028       
 


Projektzusammenfassung:

  • Die Handschrift als direkter Zugang zur karolingischen Rezeption antiker, spätantiker und frühmittelalterlicher Texte
  • Die karolingischen Bibliothekskataloge zur Rekonstruktion des Handschriftenarrangements
  • Meta-Texte zum Lorscher Bibliotheksbestand
  • Leitfrage: Wie gehen die Gelehrten der Karolingerzeit mit der tradierten Schriftlichkeit und dem verfügbaren Wissen um und wie werden Überlieferungsentscheidungen und Rezeption gesteuert?

Themenschwerpunkte:

  • Wissenstransfer von der Antike ins Mittelalter. Bedingungen und Wirkungen dauerhafter Verschriftlichung am Beispiel des Klosters Lorsch (Bearbeiterin: Dr. Julia Becker)
  • Frühe Schriftkultur im Bodenseeraum. Untersuchungen zur alemannischen Minuskel (Bearbeiterin: Dr. Natalie Maag; das Projekt ist abgeschlossen; die Ergebnisse sind publiziert)
  • Corpus subscriptionum. Verzeichnis der Beglaubigungen von spätantiken und frühmittelalterlichen Textabschriften (Bearbeiterin: Dr. Kirsten Wallenwein; das Projekt ist abgeschlossen; die Ergebnisse sind publiziert)

 


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Dissertationsprojekt "Lateinische Tituli von Karl dem Großen bis zum karolingischen Manierismus"        

 


Projektzusammenfassung:

Im VIII. und IX. Jahrhundert erfuhr die Dichtung – angeregt durch die karolingischen Bildungsbemühungen – eine Wiederbelebung. Der Aufschwung erfasste auch eine in die Antike zurückreichende Tradition, Gegenstände, Bilder und Gebäude mit Versen zu versehen, die dem Betrachter nicht nur Informationen über das Gesehene vermitteln, sondern auch als Sprachrohr des Trägers mit ihm in Kontakt treten sollten. Diese zumeist in Hexametern oder elegischen Distichen abgefassten kurzen Gedichte werden Tituli genannt. Nach einem Rückgang im VI. und VII. Jahrhundert wurden in der Karolingerzeit vermehrt Tituli gedichtet, und einzelne Personen wie Alkuin von York scheinen der Gattung zu Prominenz sowie formalen Gestaltungskriterien verholfen zu haben. Nachdem zunächst vor allem Altäre und Kirchen mit Tituli aufgewertet wurden, traten später Luxusgegenstände wie Fächer und prachtvoll verzierte Kleidung, aber auch liturgisches Gerät dazu. In der Mitte des IX. Jahrhunderts sind es im Westen zumeist monastische Zentren, die Tituli in ihren Sammlungen überliefern, während im Osten des Reiches oft Einzelpersonen als Dichter auszumachen sind. Vielfach knüpfen Tituli an antike Vorbilder an und bedienen sich der Formulierungen der spätantiken Epigraphik, doch zeigen sich Ende des IX. Jahrhunderts verstärkt Einflüsse des karol. Manierismus.

Ziel des Projekts:

  • Auswertung der Tituliüberlieferung
  • Erfassung der gestalterischen und formalen Kriterien von Tituli
  • chronologische Darstellung der sprachlichen und stilistischen Entwicklung von der Mitte des VIII. bis ins ausgehende IX.Jahrhundert
  • Anknüpfungspunkte an (spät-)antike Vorlagen und Isolation karolingischer Innovationen
  • Analyse der kulturhistorischen Einbettung und Verwendung von Tituli

Projektlaufzeit: abgeschlossen
          E-Mail:   
johannes.buege@zegk.uni-heidelberg.de

         Telefon:   06221/54-2737

Projektaktivitäten:
WS 2021/22 Oberseminar: Der «St.Galler Klosterplan»
 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 08.03.2024
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