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Stifter und Sponsoren

Eine klare Vision für die Jugend

Dietmar Hopp, SAP-Mitbegründer und Mäzen, fördert zahlreiche Projekte am Heidelberger Universitätsklinkum
Die „Unispiegel“-Serie „Stifter & Sponsoren“ widmet sich jenen Privatleuten, die die Ruperto Carola nicht nur ideell, sondern auch materiell unterstützen. Porträtiert wurden bislang: Viktor Dulger, Manfred Lautenschläger, Curt Engelhorn, Friedrich Reutner, das Ehepaar Heinz und Chica Schaller, Carl Heinrich Esser, Klaus Tschira, Hans-Peter Wild sowie Hermann Bujard. Lesen Sie heute ein Porträt über Dietmar Hopp.
Dietmar Hopps Engagement für Kinder und Jugendliche

Nicht nur Jürgen Klinsmann ist begeistert von Dietmar Hopps Engagement für Kinder und Jugendliche. Foto : privat


Eine Überraschung erlebte in diesem Sommer Professor Manfred Singer. Der Direktor der II. Medizinischen Universitätsklinik am Mannheimer Klinikum ist Spezialist für Erkrankungen, die durch Alkohol-Missbrauch entstehen. Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, suchte er nach Unterstützung und schrieb in diesem Zusammenhang auch einen Brief an Dietmar Hopp, den Mitbegründer des Walldorfer Software-Konzerns SAP. Schon zwei Monate später kam die Antwort: Hopp erklärte sich bereit, die Forschung anzuschieben und an der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg eine Professur einzurichten.

Professor Singer freut sich riesig: „Das ist bundesweit die erste Professur, die sich mit diesem Thema beschäftigt.“ Noch immer seien die Alkoholsucht und ihre Auswirkungen auf den Menschen Stiefkinder der deutschen Forschung. Was sich nun sicher ändern wird: Die Dietmar-Hopp-Stiftung wird zehn Jahre lang eine „Professur zur Erforschung von Alkohol-Folgekrankheiten“ finanzieren, auf die inzwischen der Molekularbiologe Professor Steven Dooley aus Aachen berufen wurde.

Die neue Professur ist eines aus einer ganzen Reihe von Projekten, mit denen Dietmar Hopp die Medizin an der Universität Heidelberg fördert. „Herr Hopp hat uns an vielen Stellen geholfen“, sagt Prorektor Professor Jochen Tröger. „Das hat uns in der Krankenversorgung ebenso wie in der Wissenschaft ganz erheblich vorangebracht.“

Schritt in die Freiheit

Der gebürtige Heidelberger Dietmar Hopp, Jahrgang 1940, studierte an der TH Karlsruhe Nachrichtentechnik. Als junger Diplom-Ingenieur startete er 1966 seine Karriere bei IBM in der Niederlassung Mannheim. Schon sehr früh erkannte er die Bedeutung von Standardsoftware. Von seiner Idee, die von Großunternehmen benutzten Computerprogramme zu standardisieren, war er absolut überzeugt – und wagte den Schritt in die „Freiheit“: Zusammen mit vier Kollegen – Hasso Plattner, Klaus Tschira, Klaus Wellenreuther und Hans-Werner Hector – machte er sich 1972 selbständig und gründete 1977 in Walldorf die Firma, „Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung“, besser bekannt unter dem Namen SAP.

Während Bill Gates mit seinen Betriebssystemen die PC-Welt eroberte, machte sich SAP vor allem bei großen Anwendern aus der Wirtschaft einen Namen. In das Programmpaket R/3 steckten die SAP-Entwickler so ziemlich das gesamte Know-how, das man braucht, um ein Unternehmen zu lenken: Jeder Vorgang im Betrieb, von der Bestellung über die Lagerhaltung, von der Produktion bis zur Rechnungslegung und Personalverwaltung, wurde standardisiert und elektronisch durchorganisiert. Bereits 1980 gehörte die Hälfte der 100 größten deutschen Unternehmen zu den SAP-Kunden, 1986 übertraf der Umsatz erstmals die 100-Millionen-D-Mark-Grenze. Heute sind die Software-Lösungen des Konzerns weltweit verbreitet. In über 50 Ländern beschäftigt SAP rund 30.000 Menschen und erzielte im Geschäftsjahr 2003 rund sieben Milliarden Euro Umsatz.

Und worauf führt Hopp diese Atem beraubende Entwicklung zurück? „Zum richtigen Zeitpunkt das richtige Produkt auf dem Markt zu platzieren ist eine Sache“, räsoniert er. „Die anderen Elemente wie unbändiger Fleiß, Engagement, Verzicht auf Freizeit, Mut und Kraft gehören natürlich unabdingbar dazu. Sicher auch ein wenig Glück. Wenn man alles zusammen dann als Erfolg verbuchen kann, dann hat sich der Einsatz auch gelohnt – in jeder Beziehung.“

Dietmar Hopp war seit 1988, dem Jahr des Börsengangs, Vorstandsvorsitzender von SAP. Den Generationswechsel leitete er 1998 ein, als er in den Aufsichtsrat wechselte, den er bis 2003 leitete. Heute ist er einfaches Aufsichtsratsmitglied. Seit seinem Rückzug aus dem Unternehmen hat der SAP-Mitgründer sich nicht nur als Stifter einen Namen gemacht, sondern auch – wie es der Mannheimer Morgen vor kurzem formulierte – „ein kleines Firmen-Imperium geschaffen“. Es besteht aus 15 Beteiligungen mit rund 1800 Mitarbeitern. Das Engagement reicht von der Getränke-Branche über Gastronomie, Biotechnologie, Pharma, Gerätebau und Finanzdienstleistungen bis hin zu Golf, Fußball, Handball und Eishockey.

Die wohl interessantesten Beteiligungen liegen im medizinischen Bereich. Hierzu zählt die Weinheimer Biotechnologie-Firma Cytonet, die – so Hopp – „anders als so manch anderer Start-Up von Anfang an Umsatz gemacht hat“. Das Unternehmen forscht an Verfahren, bei denen durch die Infusion lebender Stammzellen geschädigte menschliche Organe wieder aufgebaut werden können. Oder die InterComponentWare AG in Walldorf: Dieses IT-Unternehmen entwickelte das Internetportal LifeSensor, auf dem Patienten ihre Gesundheitsdaten selbst verwalten und zu jeder Zeit an jedem Ort abrufen können.

Den Großteil seines Vermögens, nämlich 28 Millionen SAP-Aktien (rund 3,6 Milliarden Euro) brachte Hopp vor rund zehn Jahren in die Dietmar-Hopp-Stiftung ein. Sie ist damit eine der größten europäischen Privatstiftungen. Aus den Dividenden förderte Hopp gemeinnützige Projekte mit bislang rund 76 Millionen Euro, vorwiegend in den Bereichen Medizin, Ausbildung, Jugendsport sowie in sozialen Einrichtungen. Für seine Verdienste erhielt er im Juli dieses Jahres das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. „Mein unternehmerisches Engagement hat mich selbständig gemacht“, so begründet Dietmar Hopp seine Tätigkeit als Stifter und Mäzen. „Unabhängigkeit bedeutet für mich, dass ich meine innere Überzeugung ausleben kann und meiner sozialen Verpflichtung nachkomme, der – wie ich meine – jeder Wohlhabende sich stellen muss.“

Mit seiner Stiftung engagiert sich Dietmar Hopp an mehreren Hochschulen. Eine besondere Rolle spielt für ihn jedoch die Universität Heidelberg: Alle Projekte im „Förderbereich Medizin“ werden in enger Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Heidelberg und Mannheim durchgeführt. Im Zentrum stehen Vorhaben, die der Krebsbekämpfung dienen. Ganz bewusst fließt dabei ein Großteil der Mittel in Projekte, die Kindern und Jugendlichen zugute kommen. „Kinder verkörpern die Zukunft unserer Gesellschaft und haben in ihrer Hilfs- und Schutzbedürftigkeit Anrecht auf besondere Unterstützung“, erklärt Hopp. Ein Beispiel hierfür ist eine Spende in Höhe von 1,2 Millionen Euro für ein Ultraschallgerät und einen Magnetresonanz-Tomographen in der Universitäts-Kinderklinik. „Ein wissenschaftliches Hauptziel der Kinderradiologie Heidelberg ist der Strahlenschutz, da ionisierende Strahlen für den kindlichen Organismus besonders schädlich sind“, erläutert Prorektor Professor Jochen Tröger, zugleich Ärztlicher Direktor der Abteilung Pädiatrische Radiologie.

Mit Hilfe der neuen Geräte konnte die Klinik eine Methode entwickeln, um in vielen Fällen eine Röntgenuntersuchung zu vermeiden – „für die Kinder ein unbezahlbarer Gewinn, weil die Strahlenbelastung wegfällt“. Ein anderes Beispiel sind Geräte, mit denen sich bei Neugeborenen seltene Stoffwechselerkrankungen erkennen lassen. Unerkannt und unbehandelt würden diese Krankheiten zum Tode führen.

Idealismus gefragt

Wenn Dietmar Hopp erklärt, warum er den Jugendsport besonders fördert, sprechen aus ihm seine Erfahrungen als erfolgreicher Unternehmer: „Ich bin sicher, dass man den Jugendlichen durch den Sport Orientierung und Halt geben kann“, führt er aus. „Beim Sport lernt man Teamarbeit und Fairness, außerdem entwickelt man Beharrlichkeit und Idealismus. Die Jugendlichen lernen, dass Wettbewerb und Leistung sich lohnen – wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben.“

Hinzu kommt seine Leidenschaft für den Sport. Das kleine Dorf Hoffenheim, wo Dietmar Hopp aufgewachsen ist und aktiv Fußball gespielt hat, verdankt seiner Großzügigkeit ein schmuckes Fußballstadion und eine vorbildliche Nachwuchsarbeit. Ähnliche Modelle fördert er beim Golf und beim Eishockey. Den Mannheimer Adlern, schon mehrfach Deutscher Eishockey-Meister, drohte 1999 wegen finanzieller Schwierigkeiten das Aus. Dank Dietmar Hopp überlebte der Verein. „Ich habe da nicht nur die Adler gerettet, um eine gute Eishockeymannschaft zu haben, sondern ähnlich wie im Fußball haben wir parallel ein Jugendprogramm hier hochgezogen, die jungen Adler“, erklärt der Mäzen. Und ergänzt: „Die Jugendförderung sehe ich als segensreiche Investition für unsere Gesellschaft.“

Die Jugend muss weg von der Straße. Von dieser Forderung ließ sich Hopp leiten, als er in Zuzenhausen und Walldorf seine Idee eines Jugendförder-zentrums verwirklichte. Mit Mitteln der Stiftung entstanden Förder-stützpunkte und Trainingszentren, in denen Jugendliche bei Sport und Spiel die Grundlagen für ihr weiteres Leben erwerben. Hochqualifizierte Trainer erkennen schnell, wo junge Talente schlummern, die dann individuell gefördert werden. Der Förderverein macht es auch möglich, dass die kleinen Jung-Fußballer mit den ganz Großen trainieren dürfen. Überglücklich waren sie, als etwa Fußballstar Jürgen Klinsmann mit ihnen spielte. Der wiederum zeigte sich begeistert von Dietmar Hopp und seinem Engagement: „Das Projekt ist wirklich phänomenal“, schwärmte der heutige Bundestrainer. „Als junger Kicker wäre ich wahnsinnig froh gewesen, ein solches Angebot nutzen zu können.“
Christian Deutsch ende
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 16.10.2004
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