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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das derzeit allgegenwärtige Thema der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise bewegt – natürlich – auch die Universitäten und damit auch die Universität Heidelberg. Dieser Befund weist vielfältige Dimen­sionen auf:
Im Vordergrund muss stehen, dass die infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise aufgeworfenen Fragen selbst ein Gegenstand wissenschaftlichen Arbeitens sind. An der Ruperto Carola hat sich sofort eine Gesprächs- und Arbeitsgruppe mit ökonomisch-juristischem Schwerpunkt, ausgreifend aber auch in die Politikwissenschaft oder Wirtschaftsgeographie, gebildet, in der mögliche Verbundprojekte auf diesem Feld erörtert werden. Dabei kann es weniger um Fragen politischer Tagesaktualität gehen. Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind nur ein Ausdruck der allgemeinen Gestaltungs- und Ordnungsfunktion, die insbesondere das Wirtschaftsrecht in einer marktwirtschaftlich verfassten Ökonomie erfüllen muss.

Auf einer völlig anderen Ebene stellen sich Fragen der Finanzierung der Universität Heidelberg. Der derzeitige Staatshaushalt des Landes Baden-Württemberg für das Jahr 2009 ist von den aktuellen Entwicklungen noch weitgehend unbeeindruckt beschlossen worden. Die Konjunkturpakete des Bundes und des Landes werden auch zu Baumaßnahmen in Heidelberg führen; allerdings bleibt der Effekt bescheiden und wird keineswegs die allenthalben spürbaren räumlichen Zwänge beseitigen. Die mittel- und langfristigen Folgen der Wirtschaftsentwicklung für die öffentlichen Haushalte und deren Auswirkungen für die Universitäten wird man (im Rahmen des Solidarpaktes II !) abwarten müssen. Allerdings wird es unausweichlich sein, dass einmal aufgenommene Schulden des Staates auch wieder einmal
zurückgeführt werden.

Soweit es um private Unterstützung geht, können Stiftungsmittel dort betroffen sein, wo Erträge infolge niedriger Zinsen und einer niedrigen Wertpapierrendite sinken. Das wird uns in Einzelfällen betreffen, berührt aber erfreulicherweise nicht das grundsätzliche Engagement unserer Förderer. Ebenso wird ein Zögern, in diesen Zeiten öffentlichkeitswirksam zu spenden, erfreulicherweise auf Einzelfälle beschränkt bleiben.

Wir jedoch müssen gleichwohl unsere Anstrengungen verstärken und vor allem bei der Suche nach Förderern noch mehr als bisher in die Breite gehen, um für die Anliegen der Universität und um Unterstützung in Gesellschaft und Staat zu werben. Die Vorbereitungen für unsere 625-Jahr-Feier bieten hierfür eine (von vielen) hervorragenden Gelegenheiten.

Schließlich ist die Universität gerade in diesen  Zeiten auch als ein Ort der Chancen gefragt. Die neue Erkenntnis, der wir zugewandt sind, begründet immer zugleich neue Möglichkeiten, die wir zugunsten des allgemeinen Wohls aufzeigen und nutzbar machen können und auf die eine Gesellschaft in einer Krise in einem besonderen Maße angewiesen ist. Insofern ist die These von der Chance, die in jeder Krise steckt, wohl für keinen Ort so zutreffend wie für uns als Universität.
Ihr
Thomas Pfeiffer
Prorektor
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 27.05.2009
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