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Befragung eines Kreidestücks

„Asien und Europa im globalen Kontext“ – ein Bericht aus dem Exzellenzcluster

von Rudolf G. Wagner

Die Universität Heidelberg war im Exzellenzwettbewerb der Deutschen Forschungs- gemeinschaft 2007 mit dem Cluster „Asien und Europa im globalen Kontext: Wechselnde Asymmetrien in kulturellen Austauschprozessen“ erfolgreich. Es ist ein schöner Erfolg: In den beiden Durchgängen des Wettbewerbs bestanden nur vier Anträge mit geistes- und sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt. Und es ist eine Herausforderung: Die etablierten Strukturen der Universität in den Geistes- und Sozialwissenschaften sind gewachsen aus dem Ordnungsdenken des 19. Jahrhunderts. Dies hat sich durch wissenschaftliche Erkenntnisse, Karrieremuster, Schriftenreihen, Kompetenznetzwerke und Ausbildungsgänge verdinglicht. Wer hieran rüttelt, tut das auf eigene Gefahr.

Neben dem Computer, mit dem ich diesen Text schreibe, liegt ein Stück Kreide. Es ist kein High-Tech-Produkt, sondern brav im Vierkant geschnitten und mit einem Papierkragen versehen, wie es 1868 auch nicht anders war. Die Befragung dieser stummen Kreide macht das Problem der Organisation unseres Wissens und unserer Forschung rasch deutlich.

Woher kommt Dein Rohmaterial?

Im Jahr 1868, als Thomas Huxley vor der British Association for the Advancement of Science über die Kreideschichten als Beleg für die Bewegung von Erdschichten sprach, wäre die Antwort vermutlich „England“ in der Gegend von Norwich gewesen, wo er den Vortrag hielt. Heute ist Guangdong oder Gujarat wohl wahrscheinlicher.

Wie bist Du entstanden?

Durch das geduldige Leben und Sterben von endlosen Generationen von mikroskopisch kleinen Meereskreaturen (Globigerina) in der Tiefe der Erdgeschichte.

Wer hat Dich ausgegraben, wer geschnitten? Welche Maschine wurde benutzt, woher kam sie, aus welchem Rohmaterial bestand sie, wer hat sie erfunden, wem gehört das Patent, und von wem wird dieses nach welchem Codex garantiert? Wem gehörte die Grube, die Maschine, das Produkt? Welches Unternehmen transportiert und vermarktet Dich, und wo ist es angesiedelt? Warum hast Du Dich gegen die dänische, spanische oder venezianische Kreide durchgesetzt? Wie, wann und wo ist die soziale Praxis entstanden, Dich als Schreibmedium für mehrfach benutzbare Schriftträger zu verwenden?

Endlos geht die Befragung weiter und schließt mit der Befragung meiner selbst als des Benutzers: Was schreibst Du damit? Welche Zeichen benutzt Du, welche Ordnung der Worte, welche Begriffe und durch welche transkulturellen Prozesse der Übernahme, An­leihe, des Missverständnisses und der Neuschöpfung haben diese sich gebildet?

Das brave Kreidestück verdichtet die ganze Welt in ihrer materiellen, kulturellen und historischen Dimension. Für den Computer daneben und den Benutzer davor muss das nicht noch gesondert gezeigt werden.

Das alles erscheint leicht und selbstverständlich, solange man sich mit dem Vergnügen zufrieden gibt, Fragen an die stumme Kreide zu entwickeln. Sowie man aber darangeht, Antworten zu finden – und das lässt sich offenbar nur in einem Team machen, welches vielfache Kompetenzen verbindet –, stellt sich heraus, dass dieselben Strukturen, die über langfristige Spezialisierung bedeutende Leistungen ermöglichten, gleichzeitig ihre Forschungsgegenstände so zurechtgestutzt haben, dass nur Faktoren in Betracht gezogen werden, für deren Analyse das entsprechende Fach die Instrumente bietet.

Das stumme Objekt in seiner unverforenen Eigentlichkeit hat hier keinen Platz und das  abstrakte Subjekt „man“, welches sich daranmacht, Antworten zu finden, die sich auf die Komplexität des Kreidestücks einlassen, hat in dieser Ordnung der Dinge nur den Platz einer Fußnote, in der man „Einflüsse“ aus dem feindlichen Ausland vermerkt und abhakt ohne sich weiter darauf einzulassen, oder des „interdisziplinären“ Projekts, welches die „eigentlichen“ Kerngebiete ergänzt.

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Verschmelzung von "body politic" [der Nation] und "body natural" [des Herrschers]: Das hindunationalistische Propagandaposter zeigt Mutter Indien als anthropomorphe Abbildung der indischen Nation. Der Löwe im Hintergrund ist eine Anlehnung an westliche Staatssymbolik.
In den Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland sind diese „eigentlichen“ Kerngebiete selbst quantitativ sehr deutsch und bestenfalls noch ein wenig europäisch. (Es gibt über vierzig Lehrstühle für Deutsche Geschichte mit verschiedenen Unter­spezialisierungen – einen für chinesische Geschichte.) Während die außereuropäischen Fachrichtungen (wie Indologie oder Japanologie) wenig originell dieselben europäischen Ordnungskategorien des 19. Jahrhunderts reproduzieren, sind sie aufgrund ihrer geringen Forschungsdichte und dünnen personellen Besetzung mehr oder minder gezwungen, zum mindesten innerhalb ihrer geographisch definierten „area“ breitere historische, kulturelle, soziale, ökonomische und politische Zusammenhänge zu thematisieren. Dafür wird ihnen dann – gelegentlich nicht ohne Grund – vorgehalten, nicht über das Niveau von „Landeskunde“ hinauszukommen, ohne dass dieser Vorhalt die Vorrede zu besser gearbeiteten Studien wäre, die sich auf diese komplexen Zusammenhänge einlassen.

Der schmerzhafte Widerspruch zwischen der Struktur der Fächer und der Weigerung der Forschungsgegenstände, sich diesen Strukturen zu fügen, hat in den Naturwissenschaften bereits lange zu neuen Strukturen geführt. In den Geistes- und Sozialwissenschaften sind es oft die besten Köpfe, die sich über die etablierten Grenzen hinauswagen. Sie tun das in der Regel allein und entsprechend vorsichtig.

Auf der anderen Seite ist der Erklärungsbedarf so massiv, dass ein ganzer Markt entstanden ist, auf dem mit oft leichtfertigen Generalisierungen auf der Basis von Sekundärliteratur, modischem Jargon und der Ablehnung auch nur des Anspruchs auf Falsifizierbarkeit von wissenschaftlicher Argumentation höchst relevante Fragen aufgeworfen und abgehandelt werden. Diese Arbeiten kommen mit einer fröhlichen Polemik gegen die etablierten Fächer und die in ihre Organisation stumm eingeschriebenen „orientalistischen“, „imperialistischen“ oder „patriarchalischen“ Grundannahmen, und sie werden mit gleicher Münze durch den Hinweis auf sprachliche, historische, kulturelle, oder methodische Kompetenzmängel beantwortet.

Nichts davon führt viel weiter. Als sozialer Prozess haben diese Polemiken jedoch die Bereitschaft auch innerhalb der etablierten Fächer gefördert, sich auf die Herausforderung durch diese höchst relevanten Fragen einzulassen und dazu nun wesentliche Elemente traditioneller Fachkompetenz und die Organisationsform des Teamworks zu mobilisieren.

Der Clusterantrag ist in diesem Kontext entstanden, und die Arbeit des Clusters bietet die Plattform für das organisierte und sachbezogene Austragen dieser Kontroversen in der konkreten Arbeit an der Erforschung der Dynamik transkultureller Prozesse.

Die Umsetzung dieses ehrgeizigen und riskanten Programms impliziert das Einüben eines den neuen Anforderungen gewachsenen Forschungsstils sowie das Schaffen institutioneller Strukturen, innerhalb derer dieser sich entfalten kann. Ersteres wird in den Projekten des Clusters, den Junior Research Groups sowie der Graduate School angegangen. Letzteres involviert breitere Strukturen der Universität, und deshalb ist die Herausforderung hier vielleicht nicht größer, sicher jedoch schwieriger zu bewältigen.

Die Gremien der Universität haben bislang dankenswert rasch diese Herausforderung aufgegriffen. Eine „Gemeinsame Kommission für Transkulturelle Studien“ als Plattform für diese Entwicklung wurde eingerichtet. Sie schließt neben dem Cluster selbst als Mitglieder die Leitungen der Philosophischen Fakultät, der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften und der Neuphilologischen Fakultät zusammen. Die vom Cluster neu eingerichteten Professuren und Junior Research Groups haben hier ihre erste institutionelle Heimat, und sie ist der Platz für die Entwicklung neuer transkultureller Studiengänge. Ein wichtiger inhaltlicher Schritt ist die Annahme einer vom Cluster vorgeschlagenen gemeinsamen Präambel im Struktur- und Entwicklungsplan der genannten Fakultäten und der Gemeinsamen Kommission, welche auch die Zustimmung des Rektorats fand. In ihr heißt es unter anderem:

Sie (die unterzeichnenden Fakultäten und die Gemeinsame Kommission) werden Anstrengungen unternehmen, die traditionell auf nationalstaatliche, sprach­liche oder mediale Grenzen abhebende Fächerstruktur durchlässig zu machen und zu überwinden.

„Sie fördern eine Herangehensweise, welche von transkultureller Interaktion als selbstverständlichem Kernbestandteil aller Erscheinungen menschlicher Gesellschaften in Vergangenheit und Gegenwart ausgeht, und deren Analyse mit fachspezifischen kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen verbindet.

Sie sind offen für und ermutigen eine kritische Überprüfung von oft allein am westlichen Modell gewonnenen Grundannahmen sozial- und kulturwissenschaftlicher Arbeit.

Sie sehen die Notwendigkeit einer stärkeren Präsenz von wissenschaftlichen Themen und Fragestellungen sowie von Lehrinhalten, die territoriale Ansätze um globale Austauschprozesse ergänzen, vorhandene Stärken im Bereich der Area Studies insbesondere auch der Asienwissenschaften nutzen und in allen relevanten Disziplinen ermöglichen, das epistemische Potenzial der Transkulturalität auszuschöpfen.“

Man muss es neidlos den Politikern, die die Exzellenzinitiative ins Leben riefen (und am Leben erhalten), zugute halten, dass sie nicht nur erstaunliche wissenschaftliche Energiepotenziale in einer im Kürzungszirkus und der allgemeinen Hypochondrie befangenen Universitätslandschaft mobilisiert, sondern auch zum kritischen Nachdenken über die Funktionalität von Fach-, Verwaltungs- und Entscheidungsstrukturen für die wissenschaftliche Forschung angeregt haben. Sätze wie die oben zitierten an einer so strategischen Stelle sind ein schöner Beleg für die Bereitschaft von Universitätsgremien in Heidelberg, sich auf diese Herausforderung einzulassen, wenngleich es natürlich von der Absichtsklärung zur Umsetzung noch ein langer Weg ist. Für diese Umsetzung sind wiederum vor allem die beteiligten Wissenschaftler selbst gefordert.

Forschungsumgebung

Das Wort ist eine junge Lehnbildung für „research environment“. Hinter der vor allem nordamerikanischen Betonung der Bedeutung des research environment für die Attraktivität eines Forschungsstandortes, die daraus resultierende Qualität der dorthin angezogenen Forscher und vor allem die Qualität der innerhalb einer exzellenten Forschungsumgebung erzielbaren Resultate steht eine nie recht ausformulierte, aber weithin geteilte Erfahrung: Für den einzelnen Forscher ist die Qualität der Forschungsumgebung wichtiger als Bürogröße, Titel, Status und Gehalt.

Demgegenüber ist die deutsche Tradition die des Geniekultes: Das große Individuum wird sich seine Umgebung schaffen. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) wurde unter dieser Maxime gegründet, und man benannte sie stolz nach ihrem Gründer „das Harnack-Prinzip“. Wenn kein großes Individuum als Nachfolger bereitstand, wurde der Laden zugemacht. Die Konsequenz ist bis heute eine extreme Asymmetrie in der Mittelzuweisung für Personal auf der einen Seite und für Forschungsressourcen auf der anderen.

Die Wissenschaftshistoriker sagen uns heute, dass diese deutsche Strategie bereits in den 1930er Jahren an ihre Grenzen kam, als die US-Forschungseinrichtungen massiv und in aller Breite an den Ausbau von Forschungsressourcen (Labors, Bibliotheken, u.ä.) gingen, ohne die moderne Forschung in weiten Bereichen nicht mehr möglich ist. Eben diese Forschungsumgebung ist bis zum heutigen Tage eine der Hauptattraktionen amerikanischer Universitäten, die es ihnen erlaubt, weltweit und kostengünstig Talente anzuziehen.

In den Geistes- und Sozialwissenschaften ist die oben genannte Asymmetrie noch ausgeprägter als in den Naturwissenschaften, und sowie man sich aus Europa hinausbewegt, wird die Luft vielerorts so dünn, dass sie zum Überleben vielleicht, zum Forschen jedoch definitiv nicht reicht. Eine Reihung der heute zwei oder drei am besten ausgestatteten europäischen Institute etwa der Japanologie oder Sinologie mit den besten dreißig bis fünfzig amerikanischen Einrichtungen, ergibt leider nur Schlusslichter. Obwohl sich das keineswegs linear auf die Forschungsqualität und -leistung überträgt, zeigt sich, dass etliche der besten Forscher aus Europa in solchen Gebieten die intensiven Forschungszeiten, welche diese Leistungen ermöglichen, an eben jenen amerikanischen Instituten ver­bringen.

Für Forschungs- arbeiten, die sich in das komplexe Gebiet der Dynamik transkultureller Ströme vorwagen, ist die Lage noch schwieriger. Die Organisation und Ordnung der Quellen folgt den Ordnungsschemata des 19. Jahrhunderts. Die eurozentrische Perspektive ist so eingefahren, dass heute, mehr als zwanzig Jahre nachdem man mit jedem kleinen Computer Chinesisch, Sanskrit oder Kyrillisch schreiben kann, etwa die Heidelberger Universitätsbibliothek noch immer mit einem System hantiert, welches neben lateinischen Buchstaben nichts auf den Schirm bringt. Die Selektion der aufzubewahrenden Forschungsressourcen leitet sich aus diesen Ordnungsschemata her. Sie präfiguriert einen an den etablierten Fachgrenzen orientierten Forschungsansatz und damit zu einem erheblichen Teil die Forschungs- fragen und -methoden. Sie untergewichtet Informationen von Bedeutung für die Erforschung transkultureller Zusammenhänge und macht durch Nicht-Sammlung bedeutender Quellentypen (von Schulbüchern, Moraltraktaten und Gebrauchsanweisungen zu Übersetzungen, Alltagsfotografien, Tagebüchern und Briefen Nicht-Prominenter oder Fernsehprogrammen, youtube clips oder blogs), ganzer, vor allem marginalisierter Bevölkerungsteile die Erforschung vieler wichtiger Fragen nachgerade unmöglich.

Hinzu kommt eine im Verhältnis zum Problemvolumen sehr geringe Forschungsdichte in den transkulturellen Studien. Wer die unschuldige Frage stellt, als Bestandteil welches Institutionen-, Konzept- und Praxispakets die Kreide sich über die Schulräume der Welt verteilte, kann ebenso von Null anfangen wie diejenigen, die dasselbe für die Rechtskategorie der Fahrlässigkeit oder das Periodisierungsschema Altertum-Mittelalter-Neuzeit mit ihren
unendlichen Adaptationen und Konsequenzen unternehmen wollen.

Die Lehnbildung

„Forschungsumgebung“ und der mit ihr verbundene wissenschaftsstrategische Ansatz hat gleichwohl allmählich auch in Deutschland Verbreitung gefunden. Mit viel Verspätung, aber zur allgemeinen Erleichterung schließlich mit einiger Entschlossenheit haben sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Hochschulen darangemacht, die mit der digitalen Zugänglichkeit vieler Forschungsressourcen verbundene Chance zu nutzen, die Forschungsumgebung auch schlecht ausgestatteter Einrichtungen den besten Institutionen anzunähern. Die virtuelle Fachbibliothek CrossAsia ist hier eine der am besten geführten Adressen. Zwei Heidelberger Clusterteile, das Südasien-Institut sowie das Institut für Sinologie, sind seit Jahren aktiv an dieser Entwicklung beteiligt.

Im Juni 2008 erklärte die Hochschulrektorenkonferenz, „es gilt daher eine nachhaltige integrierte digitale Forschungsumgebung zu schaffen, in der jeder Forschende von überall in Deutschland auf das gesamte publizierte Wissen und die relevanten Forschungsprimärdaten zugreifen kann.“ Die digitale Forschungsumgebung ist freilich nur ein wenngleich wichtiger und wichtiger werdender Teil einer optimalen Forschungsumgebung.

Die Herstellung einer angemessenen Forschungsumgebung für transkulturelle Studien stellt eine er­hebliche Herausforderung dar, weil es kein handliches Paket von best practice gibt, welches man übernehmen könnte. Die Leistung des Clusters sowie seine Attraktivität für Berufungen und Kooperationen hängen jedoch stark davon ab, ob und wie diese Aufgabe bewältigt wird. Andererseits erlauben es die Mittel des Clusters sowie des transkulturellen Schwerpunkts in der Dritten Säule, hier nicht nur Weichen zu stellen, sondern auch einen Zug aufs Gleis zu setzen, der uns weiterbringt.

Der Cluster hat mit dem ehrgeizigen Plan, eine „Heidelberg Research Architecture“ für transkulturelle Studien (und sehr vieles mehr) zu entwickeln, eine deutliche Priorität gesetzt. Fundamente und tragende Stützen dieser sich dynamisch entwickelnden Architektur sind:

Ressourcen a: Wissenschaftliche Arbeiten und Referenzwerke mit transkulturellem Schwerpunkt oder transkultureller Relevanz. Form: Hybrid digital und Druck, Schwerpunkt auf der Erschließung von digitalisierten Referenzwerken sowie von Dissertationen in westlichen und asiatischen Sprachen sowie von Fachzeitschriften auch in asiatischen Sprachen.

Ressourcen b: Quellen. Erschließung über die lokal zugänglichen Quellen hinaus von online zugänglichen Quellen (Bild, Text, Film, Ton) transkultureller Relevanz. Aufbau von Sammlungen marginalisierter Materialien im Rahmen von Forschungsprojekten des Clusters. Digitalisierung von lokal verfügbaren und zum Teil vom Verfall bedrohten Quellen unter Hinzufügung von Metadaten.

Ressourcen c: Aufbau von Datenbanken mit Dokumenten und Analysen zur Migration von Konzepten, Bild- und Gestaltungselementen, Institutionen und Praktiken.

Kommunikation: Zur Ermöglichung von Datenzugriff und interaktivem Teamwork Entwicklung einer homogenen Grundstruktur auf Active Directory Basis in den beteiligten Zentren, Implementierung einer Kommunikationsplattform, welche gemeinsame Arbeit an mehrsprachigen, mehrschriftlichen und multimedialen Quellen erlaubt.

Publikation: Aufbau von Medien für die Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse des Clusters, welche das Potenzial digitaler Publikation (Staffelung, Einbau von Bild, Film, und Ton als Zitatform, open access, Option der Markierung und Kommentierung für den eigenen Gebrauch) voll ausschöpfen.

Öffentlichkeit: Bereitstellung von Forschungsresultaten vor allem für Multiplikatoren (Schulen, Museen) in modularisierter und ausgearbeiteter Form. Einbeziehung „öffentlichen Wissens“ in die Forschungsarbeit durch Wiki-Plattformen in den einzelnen Projekten, die es Außenstehenden auch aus dem außeruniversitären Bereich und vor allem auch aus Asien erlauben, Informationen, Argumente und Kritiken einzubringen.

Vieles davon wird die allgemeine Forschungs- und Lehrumgebung in Heidelberg deutlich verbessern. Bescheidene Beispiele:
  • Der Cluster hat als Pionierprojekt für die gesamte Universität mit Campuslizenzen den (kostenlosen) Zugang zur weltweit größten Volltextdatenbank von Dissertationen (ProQuest) sowie zu einer der größten Bilddatenbanken (ArtStor) abonniert (Zugang über die Universitätsbibliothek, http://proquest.umi. com und http://www.ub.uni-heidelberg.de. Beides sind weit über das Forschungsfeld des Clusters hinausreichende allgemeine Forschungsquellen, und es besteht die Hoffnung und Erwartung, dass diese Initiative von den zentralen Ebenen der Universität (Studiengebühren) aufgegriffen wird.
  • Die Umstellung der am Cluster beteiligten Zentren auf Active Directory erlaubt die Arbeit mit den im
    Universitätsrechenzentrum gespeicherten eigenen Daten von jedem Internetcafé. Diese Umstellung kommt allen Angehörigen dieser Zentren zugute und etablierte eine Routine der Umstellung, die auch für andere von Nutzen ist.
  • Die wissenschaftlichen Gäste und Mitarbeiter des Clusters aus dem In- und Ausland bereichern bereits jetzt durch Vorträge, Ringvorlesungen, Lehrveranstaltungen, Workshops und Diskussionen das allgemeine Umfeld.

Alles in allem wird sich der Cluster schließlich daran messen lassen müssen, ob es gelingt, so überzeugende und durchschlagende Forschungsarbeiten mit einem transkulturellen Ansatz vorzulegen, dass die noch vorhandenen Vorbehalte und Widerstände überwunden werden; einer Generation von jungen Gelehrten für ihre wissenschaftliche Entwicklung die Rahmenbedingungen und Stimuli zu bieten, die für die volle Entfaltung des transkulturellen Ansatzes sowie seine Nachhaltigkeit entscheidend sein wird; die strukturellen Rahmenbedingungen für die Forschung mit einem solchen Ansatz zu konsolidieren und die dafür hinderlichen Grenzen zu überwinden; ein Lehrprogramm mit transkulturellem Schwerpunkt unter maximaler Einbeziehung der etablierten Fächer zu verwirklichen und einen Beitrag zum tieferen Verständnis der komplexen Dynamik des Kulturerbes der Menschheit und zum informierteren Umgang mit der heutigen Welt zu leisten.

Wechselnde Asymmetrien

Zahlen und Fakten zum Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“
  • Das Forschungsvorhaben „Asien und Europa im globalen Kontext: Wechselnde Asymmetrien in kulturellen Austauschprozessen“ wird als Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen unterstützt.
  • Die Bewilligung des Clusters erfolgte im Oktober 2007 mit einem Fördervolumen von 35 Millionen Euro über eine fünfjährige Periode bis 31. Oktober 2012.
  • Der interdisziplinäre Cluster setzt sich aus Wissenschaftlern eines breiten Spektrums von Einrichtungen der Universität Heidelberg zusammen, dazu zählen das Zentrum für Ostasienwissenschaften, das Südasien-Institut, der SFB 619 Ritualdynamik, das Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften, das Zentrum für Altertumswissenschaften und der Fachbereich Assyriologie des Seminars für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients.
  • Forschungsgegenstand des Clusters ist die Dynamik sich verschiebender asymmetrischer kultureller Austauschprozesse zwischen Asien und Europa in Geschichte und Gegenwart. Dabei wird Asymmetrie als Normalzustand kultureller Beziehungen erfasst, der schöpferische wie destruktive Energien freisetzt. Der Cluster will solche kulturellen Verflechtungen wissenschaftlich sichtbar machen und neue, fächerübergreifende Forschungsfelder eröffnen.
  • Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf vier zentrale Themenbereiche: Regierungskunst und Verwaltung, Öffentlichkeit und Medien, Gesundheit und Umwelt sowie Geschichte/Historizität und Kulturerbe.
  • Die Forschungsfelder sind durch das im Oktober 2008 eröffnete „Karl-Jaspers-Zentrum für transkulturelle Forschung“ mit fünf neuen Professuren, weltweit tätigen Gastprofessoren und sechs Nachwuchs-Forschergruppen, durch die gemeinsame Entwicklung zweier Datenbanken und durch ein Graduiertenprogramm verknüpft.
  • Der Cluster ist ein Zentrum interdisziplinärer Forschung im Sinne von § 40 Abs. 5 LHG. Es ist bei der neu gegründeten „Gemeinsamen Kommission für Transkulturelle Studien“ angesiedelt und wird in diesem Rahmen auch transkulturelle Studiengänge entwickeln.
  • Geführt wird der Cluster von einer Kommission, der das dreiköpfige Direktorium (Madeleine Herren-Oesch, Axel Michaels und Rudolf Wagner), die Sprecher und Stellvertreter der einzelnen Forschungsfelder und Nachwuchs-Forschergruppen sowie die wissenschaftliche Projektleitung (Brigitte Merz) angehören.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.asia-europe.uni-heidelberg.de

Professor Rudolf WagnerRudolf Wagner ist Professor für Sinologie, Direktor des Zentrums für Ostasienwissenschaften sowie Co-Direktor des Exzellenzclusters „Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows“  der Universität Hei- delberg. Wichtige Publikationen befassen sich unter anderem mit chinesischen Kommentaren (Wang Bi), der Taiping-Religion sowie Zeitungen, politischer Kultur und Literatur des modernen China.
Kontakt: wagner@sino.uni-heidelberg.de

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 04.06.2009
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