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Literaturhinweis

Über Heidelberger Universitätsämter 1386-2013. Herausgegeben von Dagmar Drüll. Volker Thewalt Verlag, Wiesenbach 2013. Die Printversion ist über die Herausgeberin zum Preis von 16 Euro erhältlich.
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Rektoren und Lehrkörper: Ämter, Wahlen und Besoldung

Zur neuen Publikation von Dagmar Drüll ein Beitrag von Reinhard Düchting

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Foto: Gabriel Meyer

Beginn der von Kurfürst Ottheinrich 1558 erlassenen Statuten für die Universität Heidelberg.

Marsilius von Inghen, der erste Rektor der Universität Heidelberg, übernahm dieses Amt von 1386 bis 1396 insgesamt neunmal – für jeweils ein Vierteljahr. Von 1393 an amtierten die Rektoren für ein halbes, von 1522 an für einen Zeitraum von rund 450 Jahre jeweils ein ganzes Jahr. Erst nach 1970 datiert eine dreijährige, von 1979 an eine vierjährige und seit 2001 eine sechsjährige Amtszeit (Peter Hommelhoff). Bernhard Eitels zweite Amtszeit hat im Oktober 2013 begonnen. Die zwölf Jahre des „Tausendjährigen Reichs“ gerierten sich auch im Fall der Rektoratswahl und -dauer willkürlich; zu diesen Veränderungen, siehe auch die Publikation „Rektoren – Dekane – Prorektoren – Kanzler – Vizekanzler der Universität Heidelberg 1386 – 2006“ (2007), die Dr. Dagmar Drüll, als wissenschaftliche Angestellte des Universitätsarchivs, mit Hermann Weisert und Eva Kritzer herausgegeben hat. Unentbehrlich bleibt der „Überblick“ des ersten hauptberuflichen Universitätsarchivars Hermann Weisert (verstorben 2003) über die „Verfassung der Universität Heidelberg“ (1974).

Nun gibt Drüll aus den Materialien des Universitätsarchivs ein Bändchen mit drei Studien speziell über die Universitätsämter heraus: Teil eins (mit Manfred Zimmermann und Daniela Hesse) über Amtsaufgaben und Wahlmodalitäten der Rektoren (S. 5-99, eine Kurzfassung im „Wissenschaftsatlas“ 2011, S. 246ff); Teil zwei (mit Peter Meusburger) über die Gliederung des Lehrkörpers (S. 101-112); Teil drei mit einer Zeittafel und Begriffsbestimmungen (S. 113-123). Jede Studie bietet notwendige und nützliche Quellennachweise und Literatur, wenige Wiederholungen sind unvermeidlich. Der Band ist hervorragend bebildert mit Kupferstich, Foto und Zeichnung der Juristen H. D. Chuno (verstorben 1665) und C. A. von Vangerow (verstorben 1870), des Germanisten K. Bartsch (verstorben 1888), des Hygienikers H. Kossel (verstorben 1925) und des Chirurgen K. H. Bauer (verstorben 1978), mit Archivalien (aus Statuten Ottheinrichs 1558 und Karl Ludwigs 1672 sowie zu Wahlbestimmungen des Rektors und Prorektors) und Titelblättern. Deutlich wird der Lehrkörper um (nur) 15 Ordinarien von 1558 bis 1803 (S. 103 und 114f), die wachsenden Aufgaben und Amtsbedeutung von Rektoren und Prorektoren, die langsame Ausdifferenzierung des Lehrkörpers im 19. Jahrhundert sowie die rapide Entwicklung nach 1945 (und eigentlich erst nach 1965) mit den Besoldungsgruppen von AH- über C- zu W-Professuren (S. 120ff). Trotz der klaren Darstellung der „Hierarchisierung der Hochschullehrer“ besonders nach 1900 gab es immer wohl wieder Besonderheiten; so wird der Ägyptologe Hermann Ranke ab 1928 als „planmäßiger außerordentlicher Professor mit der Amtsbezeichnung und den akademischen Rechten eines ordentlichen Professors“ geführt (Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, 2006, S. 396; anders Heidelberger Gelehrtenlexikon III, S. 213). Und gab es nicht auch die Benennung eines „persönlichen Ordinariats“?

Dagmar Drüll und ihren Mitarbeitern gebührt für diesen historischen Führer durch die Heidelberger Universitätsämter der Dank aller an der Geschichte und Personal- und Ämterstruktur der Universität Interessierten. René Aris und Gabriel Meyer haben die Fotografien zu dem Band beigesteuert. Volker Thewalt (auch er einer der tüchtigen Mitarbeiter des Universitätsarchivs) hat das Layout besorgt und das Buch verlegt und digital angeboten.

Reinhard Düchting war von 1978 bis 2000 Professor für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Heidelberg. Seit 2003 ist er Vorsitzender des Freundeskreises für Archiv und Museum der Universität Heidelberg.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 20.12.2013
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