Gottesdienste im Wintersemester 2010/11

Predigtplan Wintersemester 2010/11

30.01.2011: Prof. Dr. Jan Christian Gertz über Gen 8, 1-12

Noah war ein schweigsamer Mann. Drei lange Kapitel berichtet die Bibel über die Sintflut. Sie weiß Anfang, Scheitelpunkt und Ende der Flut zu datieren, sie nennt die Anzahl der Regentage, meldet Wasserstände, berechnet die Maße der Arche, führt uns in die innersten Gedanken Gottes, und doch überliefert sie aus der Zeit, in der alles Leben auf dieser Erde am Überleben Noahs hing, nicht einen Satz aus dem Munde des Sintfluthelden. Adam, Eva, auch die Schlange und Kain wussten da in den entscheidenden Momenten mehr zu sagen.
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23.01.2011: Prof. Dr. Fritz Lienhard über Joh 4, 46-54

Königlicher Brüder und Schwestern, in unserem Text wird zunächst von einem Minister erzählt. Wir kennen übrigens nicht einmal seinen Namen. Wir erfahren nur, in Luthers Übersetzung, dass es ein Mensch des Königs war. Wörtlich steht im Urtext: ein königlicher, als wäre die Königlichkeit ansteckend wäre, und auf alle Teilhaber am Königtum sich ausbreiten würde. Viele Menschen, auch Jahrzehnten nachher, können sich noch irgendwie K & K fühlen.
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16.01.2011: Prof. Dr. Wilfried Härle über 2. Mose 33, 17b-23

Liebe Gemeinde, so altertümlich und vielleicht sogar naiv die Worte und Bilder dieser Erzählung auch auf uns wirken mögen, an einem Punkt sind wir heutigen Menschen diesem Text doch sehr nah: Wir wollen sehen! Gerade wir modernen Augenmenschen neigen dazu, nur das zu glauben, was wir selbst gesehen (und am besten überdies noch fotografiert oder gefilmt) haben, und das gilt für viele Menschen, nicht nur für unsere fernöstlichen und nordamerikanischen Zeitgenossen. Da ist es nur besonders stark ausgeprägt. Wir haben die tiefsitzende Vermutung, dass Bilder Beweise sind.
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09.01.2011: Prof. Dr. Johannes Eurich über Mt 4,12-17

Liebe Gemeinde, gleich nach Epiphanias, oder wie es landläufig heißt – dem Tag der Heiligen Drei Könige – wird uns Gottesdienstbesuchern jedes Jahr von neuem ein großer Sprung zugemutet: Aus dem Stall mit dem Kind in der Krippe nehmen uns die Evangelisten dorthin mit, wo Jesus als Erwachsener auftritt. Auch Matthäus erzählt uns in seinem Evangelium nichts aus Jesu Kindheit und Jugend, sondern sofort von Jesu Taufe, vom Fasten in der Wüste und von der Versuchung durch den Teufel.
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06.01.2011: Prof. Dr. Michael Plathow über Joh 1,15-18

Epiphanias, liebe Gemeinde, “gibt der Welt ein` neuen Schein”. Heute feiern viele orthodoxe Schwesterkirchen - d.h. auch die koptischen - die Geburt des Heilandes der Welt. Noch vor dem westlichen Weihnachtsfest zur Wintersonnenwende am 25. Dezember, u. zw. schon am Ende des 3.Jahrhunderts, ist Epiphanias in den ostkirchlichen Gebieten bezeugt als ältestes Christusfest: etwa in Kappadokien, von wo nicht wenige syrisch-orthodoxe Christen um des Glaubens willen bei uns Beheimatung suchen, und in Ägypten, wo in Alexandrien nach dem Neujahrsgottesdienst ein terroristischer Fanatiker viele koptische Christen auf schändliche Weise in Tod und Leiden stürzte.
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31.12.2010: PD Dr. Jörg Neijenhuis über Jes 30,8-17

Liebe Gemeinde! I Ruhe und Stille empfiehlt uns der Predigttext für den heutigen Abend, den wir aus dem Prophetenbuch Jesaja hören werden. Ob uns das in diesem Gottesdienst gelingen wird, wenn draußen schon der eine oder andere Böller kracht und Silvesterraketen schon hie und da zischend in den Himmel ziehen? Und wenn erst Mitternacht gekommen ist, dann geht das Krachen und Zischen, das Knattern und Ballern, das Funkensprühen und Lichtgeblitze erst richtig los. Ruhe und Stille – Besinnung an Silvester? Sind da nicht eher Lautstärke, Ausgelassenheit und Festivitäten angesagt?
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24.12.2010: Prof. Dr. Michael Welker über Joh 3, 16ff.

Jesus von Nazareth hat nicht lange in Galiläa, in den angrenzenden Gebieten und schließlich in Jerusalem gewirkt. Vielleicht nur ein Jahr lang. Doch er hat die Menschen in dieser Zeit stark bewegt. Immer wieder heißt es in den Evangelien, dass die Menge zusammenlief, dass Jesu Worte und Taten Staunen und Begeisterung auslösten. Was war daran so einzigartig? Spektakulär war die Heilung kranker Menschen, gerade auch solcher, die schon lange in elendem Zustand lebten.
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12.12.2010: Prof. Dr. Klaus Tanner über Lk 3, 1-14

Liebe Gemeinde! Voller Zorn hatte sie ihrem Mann Gift in den Tee gerührt, um ihn umzubringen. Wenig später kommen der Frau doch Gewissensbisse. Sie schüttet das tödliche Gebräu weg – ein Sinneswandel mit enormen Konsequenzen; er läßt leben, wo der Tod nah war. In einem späteren Gerichtsverfahren kann solcher Sinneswandel strafmildernd wirken. „Tätige Reue“ nennen das die Juristen. Im Alltag geht es meistens weniger dramatisch zu.
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05.12.2010: Pfr. Dr. Hans-Georg Ulrichs über Mt 24,3-14

Passt auf! Das, liebe Gemeinde, ist schon fast alles, jedenfalls das Wesentliche, was wir an diesem 2. Advent hören sollen. Man muss es nicht einmal lernen, sondern tut es willkürlich. Passt auf, gebt acht, seht zu. Das Hören dieser Aufforderung ist geradezu performativ, denn indem man hört, tut man den Inhalt des Gehörten. Wer diese Botschaft vernimmt, reagiert: Die ganze Gemeinde hat den Kopf gehoben, als der Ruf kam.
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28.11.2010: Prof. Dr. Peter Lampe über Lammfromm Löwenstark

Liebe Gemeinde, „Und ein Licht leuchtet aus der Finsternis“ – so lautet ein unvollendetes Stück Lew Tolstois, dessen Todestag sich vor ein paar Tagen zum hundertsten Male jährte. In dem Stück fällt ein Bäuerlein zehn Bäume in den Waldungen seines Gutsherrn, wird erwischt und weggesperrt. Der Gutsherr Nikolai Iwanowitsch— ein autobiographisches Abbild des alternden Grafen Tolstoi—tobt. Aber Nikolai Iwanowitsch tobt nicht über den Diebstahl, nein, über die Haftstrafe.
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21.11.2010: Prof. Dr. Theo Sundermeier - Prof. Dr. Helmut Schwier zum Schreiterfenster

Freiheit heißt nicht Beliebigkeit. Beliebigkeit verfehlt ihr Ziel. Eine Predigt, die sich nicht streng an die Textvorgabe oder ihr Thema hält, sondern beliebig herumphantasiert, verfehlt ihre Aufgabe. Kunst, die sich nicht den Ansprüchen, die an ein Kunstwerk gestellt werden, beugt, ist sinnlos. Das gilt für jedes Kunstwerk, gilt aber in besonderer Weise an die Glasmalerei.
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17.11.2010: Dr. Benita Joswig über Sam 3, 1-10

Sie haben sich wieder aufgemacht, mitten in der Woche zu unserm ökumenischen Buß- und Bettag Gottesdienst. Ziemlich neben der Spur. Offiziell ja ein abgeschaffter Feiertag, vom Staat „kassiert“. Innehalten kann kosten, kehrt machen ist ziemlich riskant, ganz umkehren eigentlich schon revolutionär.
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14.11.2010: Prof. Dr. Friederike Nüssel: Ansprache zum Volkstrauertag

Auch in diesem Jahr versammeln wir uns wieder am Volkstrauertag zum Gedenken an die Mitglieder unserer Universität, die nach 1933 vertrieben wurden und die in den Weltkriegen ihr Leben lassen mussten – die Gefallenen, die Verschleppten und Verschollenen, aber auch die, die in dien Konzentrations- und Vernichtungslagern, im Bombenkrieg oder auf der Flucht umgekommen sind.
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07.11.2010: Pfarrerin Dr. Heike Springhart über Röm 14, 7-9

Liebe Gemeinde, Wohnst Du noch – oder lebst Du schon? So fragt prägnant die Reklame des großen schwedischen Möbelhauses mit den vier gelben Buchstaben. Einfach nur wohnen, das war gestern. Zwischen Billy und Poäng, mit Benno und Ludde beginnt das Leben, das mehr als einfach nur wohnen ist – so die Botschaft mit schwedischem Akzent. Leben ist mehr!
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31.10.2010: Pfarrer Dr. Martin Treiber über Bachkantate Nr. 80

Die Bibel, liebe Gemeinde, enthält unzählig viele kleine und große Biographien. Sie ist ein Buch voller Vielfalt. Manchmal geschieht es, dass sich beim Lesen oder Hören dieser Texte eine Biographien-Begegnung abspielt. Und dabei kann es sein, dass wir die alten und unsere eigenen Biographien plötzlich besser verstehen. Sie schließen sich gegenseitig auf. Martin Luther ging es so:
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24.10.2010: Dr. Joachim Vette über Eph 6,10-17

Liebe Gemeinde, Langsam wich die Dunkelheit dem Licht der aufgehenden Sonne, die Soldaten im Lager wachten auf, in die Zelte kam Bewegung. Hier und dort wurde Feuer angezündet, Wasser geholt, die Tiere versorgt. Da trat er aus seinem Zelt. Für einen Moment wurde alles still und jeder schaute zu ihm hoch. Sein Helm glänzte im gleißenden Licht des Morgens. Jede Faser seines gestählten Körpers zeugte von Selbstvertrauen und Kampfeslust.
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17.10.2010: Pfarrer Hans-Georg Ulrichs über Apg 17, 16-34

Liebe Gemeinde, was für eine Stadt! Herrlich gelegen, liebliches Klima, romantisch durch die alten Gebäude und durch das nahe Wasser, weltbekannt, mit einer ruhmreichen Geschichte der Stadt und der Universität – in welcher Disziplin auch immer, die Besten waren hier, gerade auch was Philosophie und die Gottesgelehrsamkeit anlangt. Manche munkeln, dass die ganz große Zeit der Stadt doch vorbei wäre, eher in der Vergangenheit zu suchen wäre; es gibt eben mittlerweile so viele andere konkurrierende Zentren des Geisteslebens.
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Letzte Änderung: 29.10.2013