Beschreiben und Bewerten. Zur Theorie und Geschichte dichter ästhetischer Prädikate

Der Ausdruck „dichte ästhetische Begriffe“ (thick aesthetic concepts) wurde von dem engli­schen Philosophen Frank Sibley in den ästhetischen und kunstphilosophischen Diskurs ein­geführt. Unter dünnen Begriffe sind solche Begriffe zu verstehen, die eine Wertung zum Ausdruck bringen, ohne zugleich identifizierende, charakterisierende oder beschreibende Merkmale anzugeben, unter denen die Wertzuschreibung erfolgt, während sich bei dichten Begriffen beschreibende und wertende Elemente durchdringen. Beispiele für dünne Begriffe sind – im ästhetischen Bereich – schön und häßlich.  Im Unterschied dazu sind Begriffe wie elegant, tragisch, düster, knallig oder brilliant Begriffe, durch die Gegenständen, Handlungen, Erscheinungen oder Ereignissen zugleich bestimmte Merkmale wie auch ein bestimmter Wert zugeschrieben werden können. Die Frage, wie solche Begriffe zu analysieren sind, beschäftigt die philosophische Ästhetik im angelsächsischen Sprachraum seit einiger Zeit. Die (philosophische) Analyse solcher Begriffe ist jedoch nicht die einzige Herausforderung an die Wissenschaft. Ebenso wichtig wäre eine systematische Sammlung und Zusammenstellung solcher Begriffe sowie die Sichtung und Erschließung der Kontexte, in denen sie Verwendung finden – der Ekphrasis, ästhetischen Charakteristik und Kritik –, und ihrer Gebrauchsweisen und Funktionen in diesen Kontexten. Ein weiteres Untersuchungsfeld bildet die Begriffsgeschichte einzelner dichter ästhetischer Prädikate, die die Genealogien, Rezeptionsverläufe, Wanderungsbewegungen, Brüche und Kontinuitäten solcher Begriffe nachzeichnet.  Im Hinblick auf diese Fragen steht die Forschung vielfach erst am Anfang. Es stellt sich daher das Grundproblem, wie sinnvoll an die Beantwortung dieser Fragen herangegangen werden kann?    


Die Tagung soll entsprechend dieser Vorgaben 5 Schwerpunkte haben:

1. Frank Sibleys analytisches Erbe: Leistungen und Desiderate,
2. Zur Sprache der Ekphrasis, ästhetischen Charakteristik und Kritik;
3. Zur Begriffs- und Theoriegeschichte einzelner dichter ästhetischer Prädikate,
4. Zur korpuslinguistischen Untersuchung dichter ästhetischer Prädikate,
5. Ästhetische und kunsttheoretische Perspektiven jenseits der fact/value-Dichotomie


Kontakt:

Prof. Dr. Peter König, Prof. Carsten Dutt
Philosophisches Seminar
Universität Heidelberg
Schulgasse 6
69117 Heidelberg
Tel.: +49 (0)6221 543463
Email: p.koenig@urz.uni-heidelberg.de, Carsten.H.Dutt.5@ nd.edu

 

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Letzte Änderung: 12.09.2018
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